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Altkleidercontainer in Potsdam West.

© Andreas Klaer PNN/Andreas Klaer

Altkleiderentsorgung in Potsdam: Überfüllte Container – gleichzeitig sinkende Erlöse für die Stadt

In Potsdam stapeln sich die Altkleider neben den Containern. Durch einen globalen Markteinbruch sinken die Erlöse der Stadt drastisch. In benachbarten Kommunen wurden Container bereits abgebaut.

Stand:

Überfüllte Altkleidercontainer sind in den Straßen von Potsdam ein mittlerweile bekanntes Bild. An vielen Orten der Stadt liegen Alttextilien neben den Containern – Grund dafür ist zum einen ein Missverständnis über die richtige Entsorgung von Altkleidern. Im Oktober verzögerten zum anderen Personalausfälle bei der zuständigen Entsorgungsfirma die Entleerung.

Gleichzeitig sinken die Erlöse der Stadt für die Altkleidersammlung. Diese beschäftigt wie eine Antwort auf eine kleine Anfrage der Fraktion die Linke ergab, seit 2022 die in Bremen ansässige FWS GmbH für die Entsorgung. Das Unternehmen ist verantwortlich für das Einsammeln, den Transport und die Verwertung von Altkleidern in Potsdam. Die Vertragslaufzeit für das Unternehmen, das zur niederländischen Boer Gruppe gehört, sollte eigentlich zum Jahresende enden, wurde dann aber bis 2028 verlängert.

Für ihre Leistungen erhält die beauftragte Firma keine direkte Bezahlung. Stattdessen bekommt die Stadt als Konzessionsgeberin einen Anteil am Verwertungserlös, sie wird also für das Abgeben der gesammelten Altkleider an den Einnahmen aus der Weiterverwertung beteiligt. 2022 lag der Anteil bei 158.107 Euro. Nach dem Einbruch des Textilmarkts im Jahr 2024 sank der Betrag auf 132.079 Euro, 2025 wurden nur noch 51.374 Euro ausgezahlt. Für die kommenden Jahre rechnet die Landeshauptstadt mit Verwertungserlösen von nur noch rund 179 Euro jährlich.

Einbruch des globalen Alttextilmarktes

Der Rückgang der Erlöse lässt sich auf einen globalen Tiefstand des Marktes für Alttextilien zurückführen. Aus einem Marktbericht des Fachverbandes für Textilrecycling geht hervor, das vor allem durch politische und wirtschaftliche Krisen sowie Absatzproblemen auf internationalen Märkten der Verkauf von Secondhand-Ware massiv zurückgegangen ist. Durch die Zunahme von Fast Fashion ist die Qualität der Altkleider gesunken, was sich ebenfalls negativ auf den Preis auswirkt. Neben diesem Preisverfall steigen laufende Kosten jedoch, die für die Entsorgung aufgewendet werden müssen.

Dass gerade die Potsdamer Container überfüllt sind, lässt sich der Stadt zufolge auf einen weiteren Grund zurückführen: In der Region sind einige Recyclingunternehmen aufgrund der schwierigen Lage insolvent gegangen. In der Folge haben kleinere Kommunen ihre Container abgebaut. Dadurch werden die Altkleidercontainer der Landeshauptstadt verstärkt von Anwohnenden aus dem Umland genutzt, so die Stadt weiter.

Potsdamer Altkleider als Secondhand-Ware und Putzlappen

Die in Potsdam gesammelten Textilien und Altkleider kommen in den Sortierbetrieb „Vive Textile Recycling“ im polnischen Kielcei, wo sie in einem mehrstufigen Verfahren sortiert werden. Angaben aus den Jahren 2022 und 2023 zufolge können 70 Prozent der gesammelten Alttextilien im Anschluss als Secondhand-Kleidung weiterverkauft werden.

Ein Teil davon geht zurück auf die Ladentische von Secondhand-Geschäften in Deutschland. Zu den den Hauptabnehmern gehören Osteuropa und afrikanische Länder wie Ägypten, Marokko, Südafrika, Mosambik, Angola und die Elfenbeinküste. Aber auch Länder aus dem arabischen und asiatischem Raum wie Indien, China, Afghanistan, Syrien und dem Irak gehören zu den Abnehmern.

Die übrigen 30 Prozent werden zur Weiterverwertung genutzt. Aus diesen Alttextilien entstehen vor allem Putzlappen, die im Anschluss in Westeuropa, Deutschland und Afrika verkauft werden. Das Recyclingmaterial wird aber auch für Füll- und Dämmstoffe bei Federbetten in Deutschland genutzt. Rund acht Prozent der Altkleider können nicht weiterverarbeitet werden und landen in Müllverbrennungsanlagen.

Vor der Vergabe prüfte die Stadt das Unternehmen, um ökologische und soziale Standards bei der Verwertung sicherzustellen. Demnach hat das Unternehmen eine Bvse-Zertifizierung für Textilrecycling, welches die Seriosität der Textilsammlung bescheinigt. Auch ein Zertifikat der Dekra-Zertifikat liege vor.

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