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Landeshauptstadt: Am Anfang war die Stubenkontrolle Dreh für Militärkomödie „Ausbilder Schmidt“

Ein Panzer steht friedlich zwischen Gartenzwergen, Jägerzäunen und Stiefmütterchen in der Schrebergartenanlage am Trebelsee bei Potsdam. Aus einer spießigen Gartenlaube winkt Axel Stein („Knallharte Jungs“, „Hausmeister Krause“) mit einem Taschentuch und schreit entsetzt: „Hier sind nur alte Männer, wir ergeben uns!

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Ein Panzer steht friedlich zwischen Gartenzwergen, Jägerzäunen und Stiefmütterchen in der Schrebergartenanlage am Trebelsee bei Potsdam. Aus einer spießigen Gartenlaube winkt Axel Stein („Knallharte Jungs“, „Hausmeister Krause“) mit einem Taschentuch und schreit entsetzt: „Hier sind nur alte Männer, wir ergeben uns!“. Kurz danach spaziert fröhlich der kugelrunde Horst Krause („Wir können auch anders“, „Schultze Gets the Blues“) über den kurzen Rasen, gewohnt leger mit beigen Hosenträgern unter dem offenem Hawaii-Hemd. Beide Schauspieler stehen in diesen Tagen in Berlin und Brandenburg für die Satire „Ausbilder Schmidt“ vor der Kamera, die im nächsten Jahr in den Kinos laufen soll.

„Es wird Zeit für eine Militärkomödie, fast jede Nation hat eine – nur die Deutschen nicht“, sagt Produzent Alban Rehnitz („Türkisch für Anfänger“). Eine Mischung aus der US-amerikanischen Kriegsfilm- Satire „Hotshots“ und der britischen Agentenkomödie „Johnny English“ mit Mr. Bean soll der Film werden. Rehnitz hofft auf einen ähnlichen Erfolg wie bei der Schweizer Rekrutenkomödie „Achtung, fertig, Charlie!“, die bei den Eidgenossen zum kommerziell erfolgreichsten Film 2004 wurde. Der damalige Regisseur Mike Eschmann inszeniert passenderweise auch „Ausbilder Schmidt“. Neben Stein und Krause spielt auch Fernsehprominenz wie Ingo Appelt, Bernhard Hoecker, Collien Fernandes, Hans Meiser, Tine Wittler und Elton mit. Koproduzent ist Studio Babelsberg.

Eines ist klar bei der zivilen Besetzung: Die Bundeswehr wird dabei nicht allzu gut weg kommen. Ähnlich wie es den Protagonisten der Nationalen Volksarmee der DDR in Leander Haußmanns Kinofilm „NVA“ aus dem Jahr 2005 ging. Bei Eschmann wird die Hauptperson, der überzogen autoritäre Bundeswehr-Ausbilder „Schmidt“, als reaktionärer Volltrottel charakterisiert. Er wird von seinem Schöpfer, dem Comedian Holger Müller, verkörpert, einer der wenigen in der Besetzung, der tatsächlich den Militärdienst abgeleistet hat. Die Idee für die Rolle, mit der er seit acht Jahren live und in Fernseh-Comedyshows auftritt, kam ihm in seiner Zeit bei der Luftwaffe. An einem langweiligen Wochenende in der Kaserne bastelte er sich Schulterabzeichen und führte bei einer benachbarten Kompagnie als selbst ernannter Unteroffizier eine „knallharte Stubenkontrolle“ durch. „Das Interessante ist: Die haben mir das sofort abgenommen“, kommentiert Müller seinen Streich.

Jetzt führt er die Rolle mit rotem Käppi, Sonnenbrille, Zigarre und einer ausgewaschenen, etwas eng sitzenden olivfarbenen Bundeswehruniform in einem abendfüllenden Spielfilm fort. Darin glaubt „Schmidt“ einer terroristischen Verschwörung auf der Spur zu sein und den Weltfrieden retten zu müssen. Doch der scheinbar so harte Ausbilder erweist sich in Wirklichkeit als Softie. Während er davon träumt bei Helikoptereinsätzen ohne Fallschirm abzuspringen und mit Vorliebe seine Rekruten durch das Megafon weckt, lässt er sich von seiner Frau als „Schnuffelchen“ titulieren und geduldig daran erinnern, das Gemüse vom Bioladen nicht zu vergessen. Als er im Film auf seine militärische Erfahrung angesprochen wird, kann er nur auf einen Hochwassereinsatz verweisen. „Naja, das ist ja auch Krieg - Krieg mit den Elementen“, meint er verschämt.

Ausreichend Anlass, sich über militärische Erfahrungen lustig zu machen, hat auch Horst Krause, der im Film Schmidts Opa spielt und dem diese „Verscheißerei des Militärischen“ gut zusagt, wie er sagt. Bei einer Pause am Filmset erzählt er genüsslich die Geschichte seiner persönlichen „Wehrdienstverweigerung“ bei der Volksarmee: „Ich hab“ drei Tage gefeiert und vorher literweise Kaffee getrunken, kam zitternd zur Musterung und wurde dann natürlich gefragt ob alles in Ordnung ist.“ Was er entschieden verneinte. Die skeptische, ihn auf Herzbeschwerden untersuchende, Ärztin riet ihm schließlich: „Herr Krause, sie müssen solider leben!“ und entließ ihn damit in die Freiheit der Schauspielschule.

Jonathan Stock

Jonathan Stock

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