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Operationssaal im Klinikum Ernst von Bergmann: Sollten die Mitarbeiter der Servicegesellschaft des Hauses streiken, ist der Patiententransport gefährdet.

© Andreas Klaer

INFOS ZUM KLINIKUM: Am Klinikum droht Streik

Gewerkschaft bereitet Arbeitskampf vor / Geschäftsführer kündigt Konzept für Servicegesellschaft an

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Mit mehr als 1000 Betten ist das Klinikum „Ernst von Bergmann“ das größte Krankenhaus in West-Brandenburg. Demnach wurden in dem Gebäudekomplex an der Charlottenstraße im vergangenen Jahr 48 000 Menschen in der Notaufnahme „erstversorgt“ und mehr als 35 000 Patienten vollstationär behandelt. Vor fünf Jahren arbeitete der städtische Eigenbetrieb noch defizitär, inzwischen mit hohen Gewinnen.pst

Seit Monaten gärt es am Klinikum „Ernst von Bergmann“ – nun droht dem Haus ein Arbeitskampf. Es geht um die umstrittenen Servicegesellschaft des kommunalen Unternehmens. Deren rund 300 Mitarbeiter sind im Hol- und Bringedienst, im Patiententransport, als Reinigungskräfte oder am Empfang eingesetzt. Für sie gibt es aber noch keinen Tarifvertrag. Die Gewerkschaft ver.di will dies nicht länger hinnehmen. „Unsere Mitglieder in der Servicegesellschaft haben beschlossen, dass die zuständige ver.di-Tarifkommission alle Vorbereitungen für einen Arbeitskampf treffen soll“, sagte Ivo Litschke, der im Potsdamer ver.di-Bezirk für den Fachbereich Gesundheit zuständig ist. Die Kommission tagt morgen.

Der Hintergrund für die Streikdrohung ist der seit Monaten schwelende Konflikt um die Servicegesellschaft. Kritiker werfen dem Klinikum vor, über die nicht gemeinnützige Service-Gesellschaft zunehmend billige Arbeitskräfte im Klinikum einzusetzen – etwa als Pflegehelfer. So soll Geld in dem Gemeinnutz verpflichteten Mutterhaus gespart, aber auch Stammpersonal verdrängt werden, heißt es. Steffen Grebner, Geschäftsführer des Klinikums, bestreitet dies. Gleichzeitig kündigt er Gespräche an. „Am 9. Juli werden wir den Betriebsräten und der Gewerkschaft ein Konzept zur Zukunft der Service-Gesellschaft vorlegen und darüber diskutieren“, sagte Grebner gestern. Das Vorhaben sei bereits mit dem Gesellschafter des Hauses, also der Landeshauptstadt Potsdam, abgesprochen.

Unter anderem hatten Arbeitnehmervertreter wiederholt gefordert, dass die Krankenhausleitung klarstellen soll, welche Berufe direkt am Klinikum oder in der Servicegesellschaft angesiedelt werden. Diese „unternehmerische Unterscheidung“ versprach Grebner gestern als einen Punkt des angekündigten Konzepts. Details wollte er nicht nennen. Er hoffe auf „konstruktive Verhandlungen“. Überdies sehe er sein Unternehmen auf dem „richtigen Weg“. Seit Jahren erwirtschaftet das Klinikum Überschüsse in einstelliger Millionenhöhe. Unklar ist, wie sehr sich die Geschäftsführung über die Streikdrohung Sorgen machen muss. Rein zahlenmäßig fallen die 300 Mitarbeiter der Servicegesellschaft im rund 1600 Personen starken Apparat des Klinikums nur wenig ins Gewicht. Keine Angaben gibt es von ver.di auch darüber, wie viele Angestellte der Service-Gesellschaft tatsächlich gewerkschaftlich organisiert sind – seit vergangenem Sommer habe sich diese Zahl verdoppelt, heißt es lediglich. Gleichwohl wird dem möglichen Ausstand der Service-Kräfte durchaus Drohpotential bescheinigt. „Wenn niemand Essen bringt und keine Patienten zu den Operationen transportiert, liegt das Klinikum lahm“, sagt ein Kenner des Hauses.

Bereits im vergangenen Herbst hatte es kleinere Arbeitskampfaktionen gegeben. Damals hatten sich jedoch nur weniger als 100 Angestellte beteiligt – allerdings besaß die Service-Gesellschaft damals auch erst 200 Mitarbeiter. Zudem heißt es aktuell aus dem Umfeld des Klinikum-Betriebsrats, dass Angestellte des Haupthauses ermuntert würden, keine Tätigkeiten von streikenden Kollegen der Service-Tochter zu übernehmen.

Der Streit um die Tochterfirma ist nicht der einzige Konflikt in dem Gesundheitsunternehmen. Unter anderem moniert der Betriebsrat, dass die Zahl der Mitarbeiter sprunghaft gestiegen sei, die seit dem vergangenen Jahr „Überlastungsanzeigen“ gestellt haben, weil sie ihre Arbeit nicht mehr schaffen.

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