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Schmeckt. Auch gesundes Essen kann Kinder durchaus überzeugen. Zum Tag der Schulverpflegung bereitet eine Schülerin der Potsdamer Eisenhart-Schule einen Snack vor. Gemüse wie Tomaten oder Möhren sollten schon dabei sein.

©  Andreas Klaer

Tage der Schulverpflegung in Brandenburg: Am liebsten Nudeln mit Käse

Wie gesund ist das Schulessen? Die „Tage der Schulverpflegung“ in Brandenburg rücken die Essensversorgung für Schüler in den Mittelpunkt.

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Es ist zwar noch nicht Mittagszeit, aber in der Mensa der Eisenhart-Grundschule ist es bereits zehn Uhr morgens ziemlich voll. An den Tischen des hellen Raums sitzen Viertklässler und schnippeln Tomaten, Mohrrüben, Äpfel und Radieschen. Im Sachkundeunterricht geht es heute um gesundes Essen. Auf Mathildas Teller entsteht auf einer Scheibe Vollkornbrot ein Gesicht aus Mohrrüben- und Radieschenscheiben, ihre Freundin Jule hat ihren Gemüseteller noch mit Kräutern dekoriert. Gemüse, Obst, Quark und Vollkorn – was die Kinder hier auf ihre Teller packen, ist zweifelsohne sehr gesund. Doch ist es ihre Schulverpflegung auch?

Diese Frage steht im Mittelpunkt der bundesweiten „Tage der Schulverpflegung“, die in Brandenburg noch bis zum 30. September stattfinden. „Dampf machen für gutes Schulessen“ ist das Motto der Aktionstage, die das Qualitätsbewusstsein für Schulessen stärken und in den Fokus der Aufmerksamkeit aller Beteiligten rücken sollen. In die Mensa der Eisenhart-Schule sind an diesem Tag auch Verbraucherschutzstaatssekretärin Anne Quart (Linke) und Bildungsstaatssekretär Thomas Drescher (parteilos) gekommen, um über gesundes Essen zu sprechen und sich beim Caterer über dessen Zubereitung zu informieren.

Mathildas Lieblingsessen sind Nudeln mit Käse, Jule mag am liebsten Käsespätzle. Spinat ist nicht so lecker – darüber sind sich die zwei einig. Doch den gebe es zum Glück nicht so oft. Heute scheint zumindest Mathilda Glück zu haben: Es gibt Nudeln mit Tomatensoße.

Vor einer Stunde noch köchelte die Tomatensoße in den 150 Liter umfassenden großen Kesseln in der Küche des Caterers – nun sind Nudeln, Soße, Fischfrikadellen und Kartoffeln bereits in der Eisenhart-Schule. Kleine Schälchen mit frisch duftendem Gurken-Tomatensalat stehen in der Salattheke, daneben liegen Bananen. „Frisches Gemüse oder Obst – das gehört zu jedem Essen dazu“, betont Ralf Blauert, Geschäftsführer des Caterers BlauArt, der insgesamt zwölf Schulen und 15 Kitas in Potsdam täglich mit 3000 Portionen Mittagessen beliefert. Seit 1994 ist BlauArt im Cateringsegment tätig, Geschäftsführer Blauert kennt den Spagat zwischen Qualitätsanspruch und organisatorischen Zwängen.

Letztere sieht er vor allem an den Schulen selbst: „Die Pausen zum Essen sind häufig viel zu kurz und die Speiseräume zu klein“, bemängelt er. „30 Minuten Pausenzeit zum Mittagessen – das geht eigentlich nicht, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 50 bis 60 Minuten.“ Warum das nicht umgesetzt werde, sei ihm rätselhaft.

In der Eisenhart-Schule haben die Schüler immerhin 45 Minuten Zeit zum Essen, erklärt Schulleiterin Andrea Wagner. Mit 70 Plätzen bei insgesamt 279 Schülern, von denen 230 zum Mittagessen angemeldet sind, ist der Speisesaal jedoch auch hier zu klein. Das Problem habe man jedoch lösen können: „Unsere Schüler essen in zwei Etappen, deshalb müssen sie nicht zu lange warten.“

Gesundes Essen sei das wichtigste Anliegen seines Unternehmens, versichert Ralf Blauert. Es werde stets so frisch wie möglich gekocht und auf Zusatzstoffe verzichtet. 30 Prozent der verwendeten Zutaten haben Bio-Qualität, beim Einkauf werden regionale und saisonale Produkte aus Brandenburg bevorzugt. Doch es sei schwierig, ausreichend Ware zu bekommen: „Bei Kartoffeln müssen wir schon im Januar auf Ware aus Niedersachsen ausweichen.“ Der Unternehmer steht in regem Kontakt mit seinen Kunden. Schließlich möchte er deren Wünsche und Bedürfnisse kennen, um darauf eingehen zu können. Etwa bei Allergien. „In den letzten Jahren hat das Thema massiv zugenommen, vor allem in den Kitas“, sagt er. Fruktose, Laktose, Gluten – immer häufiger dürften bestimmte Stoffe nicht im Essen vorkommen.

Welche Qualität das Schulessen habe und ob es eine Essenskultur gebe, sei immer auch eine Frage des Bewusstseins und Engagements der Schulleitung, betont Blauert. In der Eisenhart-Schule gebe es etwa einen regen Austausch zwischen Eltern, Lehrern, Schülern und Caterer, die sich regelmäßig in Mensa-Arbeitsgruppen zusammenfänden und auftretende Probleme gemeinsam lösen.

Inzwischen richtet das Küchenpersonal zwei kleine Ansichtsteller her – die Kinder sollen schließlich sehen, was es heute zu essen gibt, bevor sie sich für ein Gericht entscheiden. Denn das gehört ebenfalls zum Konzept von BlauArt: Die Entscheidung treffen die Kinder vor Ort. „Dann gibt es keine Tränen, weil die beste Freundin das Essen hat, was man selbst gern hätte“, sagt Ralf Blauert.

Heike Kampe

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