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Von Dieter Wagner: Am Markt orientieren

Auf die Studierenden von heute wartet eine sich stark verändernde Berufswelt

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Nach wie vor ist die Arbeitslosigkeit insbesondere in vielen Regionen Ostdeutschlands recht hoch. Und da nun viele Studienanfänger in Potsdam aus Brandenburg, Berlin oder aus anderen neuen Bundesländern stammen, dürfte ihnen dieses Phänomen vom privaten Umfeld her recht geläufig sein. Wird es bei dieser gravierenden Form der Unterbeschäftigung bleiben? Sicherlich nicht! Die Aussichten für die Zeit nach dem Studium sind ziemlich gut!

Für alle deutschen Hochschulen werden allerdings mindestens bis 2012 steigende Studierendenzahlen prognostiziert. Dies kommt durch doppelte Abiturientenjahrgänge in all den Bundesländern, wo die Schulzeit bis zur Erlangung des Abiturs um ein Jahr verkürzt wurde. Neueste Zahlen des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) gehen sogar von einem noch längeren Zeitraum bis etwa 2015 aus. Mit verschiedenen Programmen des Bundes und der Länder versucht man deshalb, die Überlastsituation zu entschärfen und somit die Studienbedingungen zu verbessern. Danach schlägt der Rückgang der Geburtenzahlen aus den neunziger Jahren durch. Die Anzahl der Studierenden wird zurückgehen. Für den Studienanfänger ist das jedoch nicht aktuell. Insgesamt ist bis auf Weiteres noch mit gut gefüllten Hörsälen zu rechnen.

Insgesamt werden aber in den nächsten Jahren die Hochschulabsolventen auf einen Arbeitsmarkt kommen, der zunehmend dem demografischen Wandel ausgesetzt sein wird: Der Anteil der Jüngeren geht zurück und es wird zu Verknappungen kommen. So suchen bereits heute schon viele Unternehmen nach hinreichend qualifiziertem Nachwuchs für die Berufsausbildung. Immer mehr wird auch deutlich, dass es zum Beispiel zu einem Engpass an Nachwuchs in den Ingenieurwissenschaften kommen wird. In Süddeutschland ist dies bereits heute deutlich der Fall.

Sicherlich gibt es viele Unsicherheiten, was nun genau die Zukunft betrifft, aber auch viele Chancen! Dies erfordert natürlich die Bereitschaft und die Fähigkeit, auch in anderen Ländern zu arbeiten, fremde Sprachen zu sprechen und andere Kulturen zu verstehen. Nur sollte man sich eben nicht in Sicherheit wiegen und auf gute Zeiten hoffen. Dazu sind die Veränderungsmöglichkeiten viel zu groß. Viele Arbeitsverhältnisse werden sich wohl deutlich verändern. Vieles spricht dafür, dass lebenslängliche Beschäftigungsverhältnisse ebenso weiter abnehmen werden wie der Anteil der freiberuflichen Tätigkeiten zunehmen wird. Hinzu kommt, dass viele Tätigkeiten sich in einem virtuellen Umfeld abspielen werden, das heißt zu Hause oder unterwegs im Hotel oder im Flugzeug. Entscheidend ist eigentlich die Erkenntnis, dass generell vieles nicht mehr so bleiben wird wie es einmal war.

Unbestritten ist, dass ein erfolgreiches Hochschulstudium noch am ehesten vor Beschäftigungslosigkeit schützt, indem es das generelle Rüstzeug legen kann für den späteren Erfolg. Dabei sollte man alle Möglichkeiten wahrnehmen, um sich durch Praktika, Auslandsaufenthalte und Exkursionen ein Bild von der späteren Praxis zu machen. Zu erwähnen sind dabei auch die Angebote der Career Services an den Potsdamer Hochschulen, welche relativ präzise mögliche Berufsfelder analysieren und die Studierenden mit Praktikern aus Wirtschaft und Verwaltung zusammenbringen.

Mittlerweile ist viel von dem Modewort „employability“ oder Arbeitsmarktfähigeit die Rede. Neben einem realistischen Blick für die Probleme der Arbeitswelt sowie einem soliden Fach- und Methodenwissen gehören hierzu verschiedene Fähigkeiten, die gerne als Schlüsselkompetenzen bezeichnet werden: Besonders wichtig sind wohl die Reflexions- und die Präsentationsfähigkeit. Führungskräfte müssen darüber hinaus auch moderieren und verhandeln können. Mittlerweile hat das entsprechende Lehrangebot in diesem Bereich insbesondere bei den Bachelorstudiengängen deutlich zugenommen. An der Universität Potsdam heißt es Studiumplus und umfasst etwa ein Sechstel des Studienangebotes.

Nutzen Sie diese Chance, um später einmal herausfordernde Aufgaben in der Praxis mit Engagement und mit Fantasie übernehmen zu können!

Der Autor ist Professor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Organisation und Personalwesen an der Universität Potsdam und Vizepräsident für Wissens- und Technologietransfer.

Dieter Wagner

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