Landeshauptstadt: Amok-Gerücht sorgte für Aufregung
Alarmkette am Einstein-Gymnasium führte zu schneller Beruhigung von Eltern und Schülern
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Innenstadt - Ein Gerücht über einen angedrohten Amoklauf überschattete am Potsdamer Einstein-Gymnasium den letzten Schultag vor den Weihnachtsferien. Tatsächlich blieb es ein Gerücht, bekannt geworden war es bereits am Donnerstagabend. Da es jedoch keine Hinweise auf eine reale Gefahr gab, entschied sich die Schuldirektorin Irene Krogmann-Weber in Abstimmung mit der Polizei und der Potsdamer Stadtverwaltung dafür, den Unterricht wie gewohnt abzuhalten. Der Fall zeigt, wie Stadtsprecher Jan Brunzlow den PNN sagte, dass die Alarmkette und die Sicherheitsmaßnahmen an Schulen greifen. Grundsätzlich gelte: „Jedem Hinweis muss nachgegangen werden“, betonte der Stadtsprecher.
Am Freitagmorgen herrschte zunächst helle Aufregung am Einstein-Gymnasium an der Hegelallee. Die Lehrer warteten nicht wie sonst in den Klassenräumen oder im Lehrerzimmer, sie postierten sich am Schuleingang, um die Lage zu beruhigen und besorgte Eltern aufzuklären.
Offenbar war ein Schüler des Einstein-Gymnasiums bei einem Gespräch gründlich missverstanden worden. Heraus kam ein Gerücht, dieser 18-Jährige plane am Freitag einen Amoklauf an der Schule: In Windeseile verbreitete sich die unverbürgte Nachricht über die Internetplattform Facebook bei den Mitschülern und dann bei den Eltern.
„Wir haben am Donnerstagabend um 21.11 Uhr Kenntnis von dem Fall bekommen“, sagte eine Polizeisprecherin. Sofort sei die gesamte Alarmkette in Gang gesetzt worden. Doch bei einem eilig einberufenen Krisengespräch zwischen Polizei, der Schulleitung und dem Therapeuten des Schülers habe sich schnell herausgestellt, dass keine Gefahr besteht. „Es geht nach unseren Erkenntnissen keine Fremdgefährdung durch den Schüler aus“, sagte die Polizeisprecherin. Auch die Schuldirektorin erklärte, sie habe mit dem Schüler gesprochen und dieser habe jede Absicht einer Gewalttat verneint. Nach PNN-Informationen aus Polizeikreisen ist der Schüler einer 12. Klasse Autist und wird behandelt. Die Schuldirektorin sagte dagegen, der Schüler sei nicht Autist, leide jedoch an einer Erkrankung.
In der zurückliegenden Woche sei dem Schüler mitgeteilt worden, er könne aufgrund seiner Fehlstunden nicht das Abitur am Einstein-Gymnasium ablegen, hieß es weiter. Ihm sei daher nahegelegt worden, sich eine für ihn geeignetere Schule – etwa eine Gesamtschule – zu suchen, um seinen Abschluss zu machen. Für Freitag war dem Schüler schulfrei gegeben worden.
Das Gerücht über einen Amoklauf in der Schule kam auf, weil Mitschüler entsprechende Drohungen aus Gesprächen mit dem Schüler herausgehört haben wollen. Die Polizei vermutet, dass dies auch eine Folge des Amoklaufs an einer Grundschule in Newtown (Connecticut) vor einer Woche in den USA ist. Auch in den Schulen hierzulande ist das Massaker ein Thema, Schüler und Lehrer sind besonders sensibilisiert. Hinzu kommt eine vermeintliche Parallele, wie die Ermittler vermuten: Der Mörder von Newtown, der 20 Schüler, sechs Erwachsene und schließlich sich selbst mit einem halbautomatischen Sturmgewehr getötet hatte, war Autist.
Wie die Direktorin berichtete, „war die erste Stunde am Freitag schon sehr bedrückend“. Mit allen Klassen habe es im Laufe des Tages intensive Gespräche über das Thema gegeben. Einige Schüler seien erst zur zweiten Unterrichtsstunde erschienen, nachdem die Eltern telefonisch beruhigt werden konnten. Zum Abschluss des Schultages hätten alle Schüler im Treppenhaus gestanden und ein Weihnachtslied gesungen. „Alle waren erleichtert“, sagte Irene Krogmann-Weber. Sie hoffe, dass alle Schüler guten Mutes nach den Weihnachtsferien am 7. Januar 2013 wieder in der Schule erscheinen.
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