Landeshauptstadt: An der Babelsberger Ostsee
Die Stargate-Studios in der Medienstadt arbeiten als weltweit erste Firma mit virtuellen Live-Kulissen
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Babelsberg - Hier dauert ein Sonnenuntergang auch mal drei Stunden. Hier leuchtet auf Knopfdruck weißer Sandstrand hinter den Fenstern. Und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) kann von einem Stummel-Leuchtturm im apfelgrün gestrichenen Studio Fünf im Handumdrehen den Rundblick über eine wildromantische Ostseeinsel genießen. So sieht es jedenfalls für die Leute hinter der Kamera aus. Von einem „Virtual Backlot Live“ – einer virtuellen Live-Kulisse – redet Unternehmenschef Thorsten Degen, wenn er erklärt, was die Stargate-Studios Germany in Babelsberg an hochmoderner Technik und weltweit erstmals einsetzen. Am Donnerstag stattete Oberbürgermeister Jakobs der Firma, die seit Februar in der Medienstadt arbeitet, einen Besuch ab.
Der Sinn der innovativen Technik, für die Stargate in Babelsberg nach eigenen Angaben 1,5 Millionen Euro investierte, leuchtet schnell ein: Statt zum Beispiel ein ganzes Filmteam samt Schauspielern aus Babelsberg für einen Außendreh an die Ostsee zu verfrachten und dort möglicherweise noch auf passendes Wetter warten zu müssen, wird die Ostsee nach Babelsberg geholt – als virtuelle Live-Kulisse. Das geht nicht nur schneller, es rechnet sich auch, erklärt Thorsten Degen. Wo vor der Kamera noch grüne Wände stehen, erscheint schon während der Aufzeichnung – live – jeder gewünschte Hintergrund. Die kostspielige und zeitaufwendige Nachbearbeitung der Aufnahmen in der sogenannten Postproduktion entfällt damit.
Den Praxistest macht das neue Verfahren derzeit bei der ZDF-Telenovela „Wege zum Glück – Spuren im Sand“ – noch. Denn erst unlängst gab es für die von der Grundy Ufa seit Februar in Babelsberg produzierte und auf ein Jahr ausgelegte Serie wegen zu geringer Einschaltquoten das vorzeitige Aus (PNN berichteten). Die letzte Klappe fällt nun am kommenden Freitag – mehr als ein halbes Jahr früher als geplant.
Obwohl die tägliche Serie komplett im fiktiven Küstenstädtchen Nordersund an der Ostsee spielt, gab es nur zwei Drehtage an der Küste, erläutert Thorsten Degen. Der Zuschauer soll das nicht merken, im Gegenteil: Durch die virtuellen Kulissen gibt es im Vergleich zu den üblichen Serien sogar gut doppelt so viele „Außenaufnahmen“. Degen: „Der Zuschauer kann nicht mehr unterscheiden, ob es echt ist oder nicht.“ Jakobs zeigte sich beeindruckt: „Dass wir diese technischen Möglichkeiten hier in Babelsberg haben, ist sensationell.“
Für die zwölf Stargate-Mitarbeiter gibt es derzeit indes keine konkreten Pläne für neue Projekte – dafür aber Interessenten. „Wir sind in vielen Gesprächen“, sagt Thorsten Degen. Potenziellen Kunden will er mit Testdrehs die Berührungsängste mit der neuen Technik nehmen. Einsetzbar sei sie auch für Kinofilme, betont er: „Unser Ziel ist es, hier in Deutschland für den internationalen Markt zu arbeiten.“ Pläne schmieden die Stargate-Mitarbeiter zudem für den Showbereich: So könnten etwa Kandidaten in Spiel-Shows in virtuellen Welten gegeneinander antreten, erklärt Degen.
Stargate Germany war zu Jahresanfang als Joint Venture zwischen den gleichnamigen US-amerikanischen Studios mit Hauptsitz in Los Angeles und der Grundy Ufa an den Start gegangen. Das Land Brandenburg hatte die Ansiedlung mit 270 000 Euro gefördert. Auf der Referenzliste der 1989 gegründeten US-Mutterfirma, die heute mehr als 125 Mitarbeiter beschäftigt, stehen unter anderem die Fernsehserien „24“ und „Pan Am“.
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