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Nobelpreisträger halten Vorträge in Potsdam – und einer unterstützt auch die Garnisonkirche

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Nobelpreisträger halten Vorträge in Potsdam – und einer unterstützt auch die Garnisonkirche „Das werden wir in Potsdam so schnell nicht wieder haben“, meint Frieder Scheller, Prorektor der Universität Potsdam vergnügt, „zwei Nobelpreisträger an einem Tag!" Und das bei freiem Eintritt und freier Platzwahl! Unter dem Titel „Über biologische Zellen und historische Gebäude“ erklären in der jährlichen Vortragsreihe Spitzenforscher am 24. Juni auf Einladung des Leibniz-Kollegs im Audimax am Neuen Palais ihre Arbeit. In diesem Jahr nun spricht um 11 Uhr der Astrophysiker Antony Hewish und ab 16 Uhr der prominente Arzt und Zellbiologe Günter Blobel. Und Blobels Besuch ist nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht für Potsdam von Bedeutung. Der deutschstämmige Amerikaner, der für die Dresdener Frauenkirche gespendet hat, setzt sich nun auch für den Wiederaufbau der Garnisonkirche ein. Prof. Antony Hewish aus Cambridge, Großbritannien, widmet seinen englischen Vortrag dem Thema „Pulsars and Einstein“. 1974 erhielt Hewish gemeinsam mit Martin Ryle für seine Studien in der Radio-Astrophysik den Nobelpreis für Physik. Die Entdeckung der Pulsare, für die Hewish ausgezeichnet wurde, ist ein wichtiger Meilenstein für die relativistische Astrophysik. Mit seiner damaligen Doktorandin, Jocelyn Bell-Burnell, entdeckte Hewish den ersten Pulsar und stieß damit die Tür zur systematischen Beobachtung von Neutronensternen auf. Günter Blobel forscht am Laboratory of Cell Biology der Rockefeller University New York. Er erhielt den Nobelpreis für Medizin im Jahr 1999 für seine Arbeiten auf dem Gebiet der molekularbiologischen Grundlagen der menschlichen Zelle. Den Großteil seines Nobelpreis-Geldes spendete er für den Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche. Er wurde Präsident der Stiftung „Friends of Dresden“. So wurde er auch in der deutschen Öffentlichkeit bekannt. Der Zellbiologe wurde in Schlesien geboren, er zog auf seiner Flucht nach Westen als Kind durch das zerstörte Dresden. Man beschuldigte seinen Vater, einen Tierarzt, der Spionage und so wanderte er mit seiner Familie aus der DDR nach Amerika aus. Heute setzt sich der Wissenschaftler dafür ein, dass deutsche Geschichte lebendig bleibt. Der Nobelpreisträger unterstützt nun, ähnlich wie in Dresden, auch in Potsdam den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Er sitzt im Vorstand der Stiftung „Friends of Potsdam", die derzeit in Washington gegründet wird. Gleich zwei Termine hat der Wissenschaftler aus New York am Freitag in Potsdam. Nachmittags antwortet er nach seinem Vortrag der interessierten Öffentlichkeit auf Fragen. Abends ist er in den geschlossenen Kreis des Potsdamer Industrieclubs geladen. Dort dürfte es auch um den Wiederaufbau der Kirche in Potsdam und Blobels Erfahrungen mit der Dresdener Frauenkirche gehen. Selbstverständlich steht an diesem Tag aber das Nobel-Preis-Thema im Vordergrund. Eines, von dem „in allernächster Zeit für die Menschheit insgesamt bewegende Entdeckungen erwartet werden“, ist sich das Leibniz-Kolleg sicher. Es sei möglich, dass die von Nobelpreisträger Blobel herausgefunden Prozesse in der Zelle bei der Bekämpfung schwerwiegender Krankheiten helfen werden. Professor Scheller erklärt die wissenschaftliche Sensation: Es stellte sich die Frage, wie Protein- beziehungsweise Eiweißmoleküle als Träger der Lebensfunktion, an den Ort ihrer Arbeit gelangen. Eine Zelle besteht aus mehreren abgeschlossenen Räumen, die von Membranen umgeben sind. Wie kommen nun die Eiweißmoleküle von einem abgeschlossenen Raum in den nächsten? Und woher wissen sie überhaupt, wo sie hingehören? Blobel fand heraus: Eiweißmoleküle enthalten einen Teil, in dem die Adresse angehängt ist. Diesen Teil nennt man Signalsequenz. Sobald das Eiweißmolekül am richtigen Ort ist, wird dieser nun nicht mehr benötigte Teil abgeschnitten. Damit waren die Grundprinzipien für das Funktionieren der Zellen gefunden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Prinzipien zellulären Transports auch zum besseren Verständnis bestimmter Erkrankungen, wie Alzheimer, Mukoviszidose und möglicherweise auch Krebs beitragen. Der Nobelpreisträger selbst äußert sich dagegen vorsichtig optimistisch: „Meine Forschung heilt keine Krankheiten, aber sie heilt ein wenig unsere Unwissenheit über die biologischen Abläufe unserer Zellen.“

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