Landeshauptstadt: Anders? Cool!
Interkulturelle Woche startet /Mehr Übergriffe auf Ausländer: 20 Fälle seit 2002
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Interkulturelle Woche startet /Mehr Übergriffe auf Ausländer: 20 Fälle seit 2002 Wie lebt man in Ghana? Was gehört in Kamerun zum Alltag? Und wie sieht die Jugendkultur in Sansibar aus? Das sind nur einige Fragen, die während der Woche der ausländischen Mitbürger – auf neudeutsch nun Interkulturelle Woche genannt – beantwortet werden sollen. „Integrieren statt ignorieren“ lautet das bundesweite Motto für die sieben Tage, in denen Menschen aus aller Welt, die jetzt in Deutschland leben, im Mittelpunkt stehen sollen. In Potsdam wird der bunte Veranstaltungsreigen am Dienstag, dem 23. September, eröffnet. Organisiert haben die Interkulturelle Woche neben der Ausländerbeauftragten Magdolna Grasnick mehr als 15 verschiedene Vereine, Verbände und Institutionen. Rund 1500 Euro aus dem Stadt-Haushalt wurden dafür ausgegeben. Seit vielen Jahren ein Partner der Interkulturellen Woche ist die Stadt- und Landesbibliothek, vor allem der Bereich für Kinder und Jugendliche. Hier, im obersten Stockwerk des Gebäudes Am Kanal, wird für die Veranstaltungszeit die Ausstellung „anders? – cool!“ zu sehen sein. Als meistbesuchte Kultureinrichtung der Stadt sei die Bibliothek ein wichtiger Eckpfeiler der Integrationsarbeit, sagte der Leiter der Kinder- und Jugendbibliothek, Ronald Gohr, gestern bei der Vorstellung des Programms. Die Bibliothek bietet zudem unter dem Motto „Toleranz ist erlernbar!“ ein Übungsangebot für Schüler der Klassen 6 bis 12 – hier sind am 29. September und 1. Oktober noch Termine frei – sowie in den Zweigbibliotheken ebenfalls für Schüler authentische Aufklärung über die Lebensverhältnisse in Ghana und Kamerun. Einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensverhältnisse zugewanderter Jugendlicher in Potsdam erhofft sich die Ausländerbeauftragte Magdolna Grasnick vom Jugendforum. Hierbei soll ganz konkret darüber gesprochen werden, was die Jugendlichen sich für ihren Stadtteil, Jugendclub oder ihre Schule wünschen. Nach Angaben von Grasnick leben zurzeit etwa 5600 Ausländer in Potsdam, das sind 4,3 Prozent der Bevölkerung. Die meisten von ihnen wohnen in Potsdam-Nord – hier sind Asylbewerber in der Kirschallee und im Lerchensteig untergebracht. Mit 783 Menschen kommen die meisten Zugewanderten aus der Russischen Föderation, gefolgt von der Ukraine (690), Vietnam (349) und Polen (335). Sprunghaft angestiegen ist die Zahl der Menschen aus Afghanistan. Waren es 2001 noch 34, so wurden 2002 insgesamt 61 registriert. Das Klima für ausländische Mitbürger in Potsdam schätzt Grasnick als gut ein – allerdings warnte sie, dass die Überfälle Rechtsradikaler besonders auf Menschen mit dunkler Hauptfarbe enorm gestiegen seien. Der Verein Opferperspektive hat seit Anfang 2002 bis zum gestrigen Tag 20 Angriffe auf Ausländer in Potsdam registriert. Auch angesichts dieser Entwicklung sei die Interkulturelle Woche wichtig. Angesprochen werden sollen nicht allein die zugewanderten Potsdamer, sondern auch die „Normalbürger“. Von vielen, die in die Bibliothek kommen, werde die Woche der ausländischen Mitbürger akzeptiert, sagte Bibliotheksleiter Gohr. Sabine Schicketanz
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