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Von Jana Haase: Anderthalb Tonnen maroder Ziegel

Bauschäden verteuern die Sanierung von St. Nikolai um 550 000 Euro / Plattform öffnet erst im Juli

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Innenstadt – Diese Überraschung wäre Joachim Uhlig lieber erspart geblieben: Wegen „verdeckter Bauschäden“ muss der Gemeindechef von St. Nikolai für die Sanierung des Gotteshauses am Alten Markt 550 000 Euro mehr bezahlen als geplant. Gleichzeitig verzögere sich dadurch auch die Eröffnung des Panoramaausblickes hinter dem Palmettenkranz, der momentan montiert wird, erklärte Uhlig gestern vor Journalisten.

Grund sind marode Ziegel auf dem Kubusdach, die erst nach Entfernung der Kupferabdeckung zum Vorschein gekommen waren. Durch eindringende Feuchtigkeit und Frost sei ein Großteil des Ziegelwerks der fünf ringförmigen Treppen direkt unterhalb der Kolonnaden zerstört worden: 180 Kubikmeter Schutt, etwa anderthalb Tonnen, hätten abgetragen und mit Kränen nach unten befördert werden müssen, berichtete Uhlig. Ursprünglich hatten nur die Kupferbleche getauscht werden sollen.

Die insgesamt 521 laufenden Treppenmeter werden nun aufwendig repariert: Setzstufen aus Beton werden verlegt, die Trittflächen mit Stahlbeton ausgegossen. Um weiteren Nässeschäden vorzubeugen, sollen die Treppen danach nur teilweise mit Kupferblech bedeckt werden. Diese Veränderung werde auch für Passanten sichtbar sein: „Die Seitenansicht wird gelblich statt grün“, erklärte Uhlig. Der Beton sei dafür extra „in der Farbe der Kirche“ eingefärbt worden.

Wegen der Reparatur-Mehrkosten stehe die Gemeinde jetzt allerdings vor einer „Finanzierungslücke“ von 250 000 Euro, so Uhlig. Insgesamt habe sich die Sanierung von ursprünglich 5,7 auf heute 6,5 Millionen Euro verteuert. Das fehlende Geld könnte durch neue Spender für die 98 großen und 140 kleinen Palmetten zusammenkommen, hofft der Gemeindechef. Bisher seien jedoch erst 50 der je 1500 Euro teuren großen Palmetten durch Spender finanziert. Die Namen der Spender werden auf Tafeln an den Palmetten zu lesen sein. Für die 140 kleinen Schmucksteine zu je 1000 Euro gebe es noch keine Interessenten.

Für die Palmetten-Paten werde der Panoramaausblick auf 42 Metern Höhe am Freitag kommender Woche „provisorisch eröffnet“, sagte Uhlig. Alle anderen müssen noch bis „Anfang Juli“ warten. Für fünf Euro soll man die Plattform dann über die Ostempore und eine Treppe, die in den kommenden Tagen im Nordostturm eingezogen wird, erreichen.

Auch Glockenspezialist Andreas Philipp ist an diesem Samstag in den Türmen zugange. Mithilfe von Pendeln messe er dort Frequenzen, erklärte Uhlig. Danach könnten die neuen Glocken, die in Harmonie mit St. Peter und Paul und der möglicherweise wiederentstehenden Garnisonkirche läuten sollen, berechnet und in Auftrag gegeben werden. Mit der Messung soll auch verhindert werden, dass die Glocken, deren kleinste schwerer als 700 Kilogramm ist, in Frequenz mit dem Gebäude klingen – und es „kaputt läuten“. Spätestens zu Heiligabend 2009 könnte das neue Geläut erstmals zu hören sein, hofft Uhlig.

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