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Aus dem GERICHTSSAAL: „André hat gesagt, was gemacht wird!“ Prozess um 378-fache Misshandlung fortgesetzt

Aus dem GERICHTSSAAL „Sind das die Sachen, die André S. immer mit sich führte?

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Aus dem GERICHTSSAAL „Sind das die Sachen, die André S. immer mit sich führte?“, fragte die Vorsitzende Richterin den 19-Jährigen auf dem Zeugenstuhl und zeigte ihm Handschellen, einen Elektroschocker, ein Tauchermesser sowie ein verknäultes Seil. Zsolt K. nickte. Er sah diese Gegenstände aus nächster Nähe, war dabei, als André S. (41) junge Männer damit quälte, um sie gefügig zu machen. Auch er ließ die Prüfung – sie bestand u. a. darin, von dem in Wilhelmshorst Wohnenden bei Nacht und Nebel nackt an einen Baum gefesselt, geschlagen, Plastiktüten über den Kopf gestülpt zu bekommen, derb im Genitalbereich angefasst und aufgefordert zu werden, den Mann oral zu befriedigen – über sich ergehen, um zu seiner Bande zu gehören. Später wurde Zsolt K. dann zum willigen Handlanger von André S., nahm selbst an sexuellen Nötigungen teil, überfiel im Januar 2003 mit mehreren Mittätern die Poststelle in Wilhelmshorst, brach im Oktober desselben Jahres in ein Einfamilienhaus ein, um Wertgegenstände zu stehlen. „André hat gesagt, was gemacht wird“, erzählte der deshalb bereits rechtskräftig Verurteilte am gestrigen zweiten Verhandlungstag. Aus Angst habe niemand aus der Gang gewagt, ihm zu widersprechen. Und keiner habe dem anderen berichtet, was ihm während der „Prüfung zur Abhärtung“ an Widerwärtigem widerfahren sei. Seit dem vergangenen Montag muss sich André S. wegen Vergewaltigung, sexuellen Missbrauchs, Raubes sowie Rauschgifthandels vor dem Landgericht verantworten. Allein 80 der ihm insgesamt 378 vorgeworfenen Quälereien sollen dazu gedient haben, seine sadistischen Neigungen auszuleben. Der Mitangeklagte Manuel Sch. (24) – ihm legt die Staatsanwaltschaft sieben Sexualdelikte und eine Hehlerei zur Last – geriet auf die gleiche Art in den Bann von André S. wie Szolt K. Während sich der Ältere des Duos am ersten Verhandlungstag in Schweigen hüllte, erklärte Manuel Sch., an keinem der sexuellen Übergriffe mitgewirkt zu haben. Allerdings habe er zugeschaut. Später gab er zu, eines der nackten, wehrlosen und gefesselten Opfer mehrfach mit der Faust in den Magen geschlagen zu haben. „Was haben Sie gefühlt, als Sie von dem Angeklagten S. missbraucht wurden?“, wollte die Vorsitzende von Szolt K. wissen, der gestern insgesamt fünf Stunden vernommen wurde. „Ich habe mich erniedrigt gefühlt. Aber dann habe ich das Erlebte einfach in eine andere Abteilung geschoben.“„Und was ging in Ihnen vor, als Sie selbst zum Täter wurden?“, hakte sie nach. „Wenn ich mich gegen André gestellt hätte, wäre es mir schlecht gegangen“, so die Antwort des 19-Jährigen. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt. Hoga

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