Landeshauptstadt: Angebote zum Spielen statt gemeinsames „Topfen“
Die Zeiten ändern sich – auch in Kitas: Die Einrichtung „Max und Moritz“ blickt auf 40 Jahre zurück
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Die Zeiten ändern sich – auch in Kitas: Die Einrichtung „Max und Moritz“ blickt auf 40 Jahre zurück Von Kay Grimmer Luise hält vor Schreck wie versteinert ihren Löffel fest, auf der eine einsame Milchnudel liegt. Auch die anderen – Anthony, Luis und Felix – sitzen und staunen. Blitzlichtgewitter ist eben spannender als Mittagessen. Die Jüngsten der AWO-Kita „Max und Moritz“, alle zwischen ein und zwei Jahre alt, sind Jubiläumskinder. Am Samstag feiert die Einrichtung das 40-jährige Jubiläum. Es war 1964, als die erste neu gebaute Kindertagesstätte in der Bezirkshauptstadt eingeweiht wurde. Vier Jahre später kam Birgit Radvan als Erzieherin ins Haus. Und blieb bis heute, ist somit dienstälteste Mitarbeiterin von Leiterin Gertraut Garnatz. „Es ist lockerer geworden mit den Jahren“, sagt Birgit Radvan, „besonders nach der Wende.“ Ein DDR- Relikt für Kinder und Erzieher gleichermaßen gehört auch der Vergangenheit an: Das gemeinsame Topfen der Kleinsten. „Das war für beide Seiten schwer, ja, eine Qual“, erinnert sich Radvan. Dabei würden die Jüngsten auch ohne das Topf-Ritual sauber. „Spätestens mit dem zweiten Lebensjahr entscheiden die Kinder selbst und bewusst, dass es reicht mit den Windeln. Und auch der Zwangs-Mittagsschlaf ist passé. Wer nicht mehr schlafen kann, beschäftigt sich still. Doch eine Ruhepause nach dem Mittagessen gibt es nach wie vor. „Schon aus dem Grund, da viele Kinder meist gegen sieben Uhr zu uns kommen“, erklärt Leiterin Garnatz. Der Großteil der Eltern habe Arbeit, so dass die Kinder frühmorgens in die Einrichtung kommen. Geöffnet ist täglich bis etwa 17 Uhr. „Bei Bedarf aber auch länger“, so Gertraut Garnatz. Eine Sommerpause gibt es macht die Kita nicht, fast schon eine Ausnahme in der heutigen Zeit. Überhaupt gibt es in der Kita „Max und Moritz“ keine angeordnete Beschäftigung, sondern Angebote, unter denen die Kinder selbst wählen dürfen. Das erstaunte auch SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein, die mit einem Scheck vorbeigekommen war: 150 Euro als Geburtstagsgeschenk für eine neue Schaukel. Ihre Erinnerungen an die Kindergartenzeit sahen da ganz anders aus: „Ich musste nach drei Wochen aus dem Kindergarten rausgenommen werden, weil ich mit dem strengen Regime überhaupt nicht klargekommen bin.“ Ihren Sohn hatte sie in kirchliche Kinderbetreuung gegeben, „die war schon zu DDR-Zeiten weit kreativer und individueller“, meint sie. Und darauf wird unter Garnatz’ Leitung in der Kita „Max und Moritz“ nun auch Wert gelegt. „Wir beobachten unsere Sprösslinge, um Ansätze für eine förderliche Entwicklung zu finden.“ Für die rund 100 Kinder in der Einrichtung bedeutet das ziemlich viel Freiraum. Einzig: Verhaltensregeln werden aufgestellt und müssen eingehalten werden. Kein Hauen, kein Schlagen und: Wer etwas aus dem Regal nimmt, räumt es selbstständig wieder weg. Ob Letzteres in der Realität auch immer klappt, sei dahingestellt, zum Besuch der Bundestagsabgeordneten jedenfalls war es peinlich aufgeräumt. Die Kita „Max und Moritz“ in der Friedrich-Wolf-Straße 10 feiert am Sonnabend, 27. März, das 40-jährige Jubiläum mit einem Tag der Offenen Tür.
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