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Angesichts hoher Preise und Dauerstress: Kündigt Potsdams Rathaus den Wasservertrag mit den Stadtwerken?
Stadtverordnete wollen prüfen, welche Risiken und Nebenwirkungen eine Kündigung des Wasservertrags hätte. Investitionen ins Wassernetz könnten Preise für die Haushalte weiter erhöhen.
Stand:
Angesichts des Dauerärgers um die Wasser- und Abwasserpreise in Potsdam erwägt das Rathaus ernsthaft ein Ende der Zusammenarbeit mit der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP). Im Hauptausschuss haben die Stadtverordneten am Mittwochabend auf Antrag der Freien Wähler beschlossen, die Kündigung des seit 1998 geltenden Wasserversorgungsvertrages bis Jahresende zu prüfen.
Bis dahin soll die Verwaltung alle Vor- und Nachteile eines solchen Vorgehens gegen die EWP darstellen. Die Firma gehört zu 35 Prozent dem privaten Versorger Edis, eine Tochter des Eon-Konzerns.
Zustimmung für ein Vertragsende deutete der Baubeigeordnete Bernd Rubelt (parteilos) an. „Wir sollten das erwägen.“ Dabei müssten aber die Risiken und Nebenwirkungen bekannt sein. Seit Frühjahr sitze bereits ein Beratungsunternehmen an wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen, was ein Ausstieg bedeuteten könnte. Sollte Potsdam kündigen, hätte die Stadt laut Rubelt eine zweijährige Übergangszeit, die Wasserversorgung auf neue Füße zu stellen.

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Möglich wäre zum Beispiel ein kommunaler Wasserbetrieb, wie er in den 1990ern bestanden hat. Rubelt erinnerte unter anderem an das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg zur Unrechtmäßigkeit früherer Wasserpreis-Kalkulationen oder die 18 Millionen Euro ungeplanter Mehrkosten, die das Rathaus dieses Jahr in Richtung EWP zahlen musste, weil die Gebühren der Potsdamer angesichts explodierender Wasserkosten nicht ausreichten. Die Gelegenheit ist günstig: Nur alle fünf Jahre ist eine Kündigung möglich.
Und das Thema bleibt aktuell: Im vergangenen Jahr hatten die Stadtverordneten vor Weihnachten eine geplante Erhöhung der Wasserpreise um 30 Prozent auf zehn Prozent gedrückt, allerdings hatte der zuständige Baubeigeordnete Bernd Rubelt (parteilos) dann vor einem zusätzlichen Plus von 38 Prozent im Jahr 2026 gewarnt.
Investitionen lassen Preise steigen
Und die Wasserpreise, bei denen deutliche Erhöhungen seit mehr als einem Jahr für Schlagzeilen sorgen, werden absehbar noch teurer. Im Ausschuss stellte die EWP dar, dass zwischen 2025 und 2030 allein Investitionen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro geplant sind. Dabei gilt laut dem Unternehmen die Faustformel: Eine Million Euro Investitionen macht für die Kunden etwas mehr als einen Cent pro Kubikmeter Wasser im Jahr aus.

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Daher könnten allein durch die Millionen-Investitionen für die Potsdamer pro Kubikmeter Wasser mehr als ein Euro Zusatzkosten entstehen. Aktuell müssen schon für einen Kubikmeter Wasser 2,44 Euro und Abwasser 4,74 Euro gezahlt werden. EWP-Technikchef Eckhard Veil sagte, die Investitionen machten allerdings nur 25 Prozent des Preises aus, die Treiber seien vielmehr zum Beispiel die Personalkosten. Als Gründe genannt wurden zuletzt auch die steigenden Energiepreise, aber auch der stagnierende Wasserverbrauch.
Wie teuer die Gebühren ab dem kommenden Jahr werden könnten, blieb in der Sitzung unklar. Das könne man frühestens im November vorstellen, hieß es in der Sitzung. Veil widersprach, dass Potsdam besonders hohe Preise habe. Der Grundpreis sei billiger als anderswo, nur bei hohem Verbrauch sei es teurer.
Zugleich sagte er, Potsdam müsse im Vergleich zu anderen Kommunen deutlich längere Rohrleitungen vorhalten, auch mit vergleichsweise vielen Pumpwerken das Wasser und Abwasser bewegen. Das bedeute zusätzliche Kosten. Zugleich habe man in den vergangenen Jahren zu wenig in die Wassernetze investiert, fahre in dem Bereich auf Verschleiß. Aber das sei ein generelles Problem für viele Kommunen, machte Veil deutlich.
Die geplanten EWP-Investitionen sind vielfältig. Unter anderem wird die Aufbereitungsanlage des Wasserwerks an der Leipziger Straße nach Angaben der EWP seit vier Jahren erweitert, für neun Millionen Euro. Ab dem kommenden Jahr soll die Kapazität des nördlichen Klärwerks am Lerchensteig für 15 Millionen Euro weiter vergrößert werden. Als weiteres Beispiel nannte die EWP die Erschließung des neuen Stadtviertels Krampnitz, zum Beispiel mit einer drei Kilometer langen Abwasserdruckleitung und weiteren Kabeln für drei Millionen Euro.
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