Von Henner Mallwitz: Angriff in der Bundesliga mit neuem Team Nur noch drei deutsche Boxer in Babelsbergs Riege
Am Ende setzten sich die Kampfhähne doch noch an einen Tisch und klärten die Sache wie Männer. Resultat: Der deutsche Amateurboxsport präsentiert sich mit seinem Oberhaus erstmals als „Internationale Bundesliga“ und kam dennoch von seinem ursprünglichen Anliegen einer buntgewürfelten Multikulti-Liga ab.
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Am Ende setzten sich die Kampfhähne doch noch an einen Tisch und klärten die Sache wie Männer. Resultat: Der deutsche Amateurboxsport präsentiert sich mit seinem Oberhaus erstmals als „Internationale Bundesliga“ und kam dennoch von seinem ursprünglichen Anliegen einer buntgewürfelten Multikulti-Liga ab. Die Boxer des SV Motor Babelsberg wollten sich daran eigentlich nicht beteiligen , können schließlich aber doch mit dem Kompromiss leben (PNN berichteten). In zwei Dreiergruppen boxen zum einen Motor, Hertha BSC und der Boxclub Posen (Poznan) aus Polen gegeneinander, zum anderen der Deutsche Meister Velbert, das Boxteam Nord aus Dänemark und das niederländische Boxteam Windmill. Die beiden Ersten jeder Gruppe qualifizieren sich für die Meisterrunde.
Los geht’s für die Babelsberger am 5. Dezember: Im Toyota-Autohaus an der Großbeerenstraße empfängt Motor den polnischen Konkurrenten. „Den können wir nicht ein bisschen einschätzen“, sagt Ralph Mantau, Trainer und Manager des Vereins. Gefragt ist also Vertrauen in die eigene Kraft, in das eigene Team – und das ist ebenso wie die Bundesliga neu gestaltet worden. Im Bantamgewicht konnte der amtierende Deutsche Meister Marcel Schneider gehalten werden. Motors Aushängeschild, das bereits seit sechs Jahren für Babelsberg in den Ring steigt, steht abermals als Einzelkämpfer da, weil diese Gewichtsklasse bis 54 Kilogramm deutschlandweit nur sehr schlecht besetzt werden kann. „Wenn Marcel wegbricht, haben wir ein großes Problem. Es gibt keine Alternative“, sagt Mantau.
Kein anderes Bild bietet sich im Federgewicht bis 57 kg, wo Konstantin Klatt das Zünglein an der Waage ist. In der vergangenen Saison hatte Mantau auch noch Wilhelm Gratschow zur Verfügung, doch der Deutsche Meister von 2007 kann wegen eines begonnenen Studiums vorerst nicht mehr leistungsmäßig boxen. Allerdings bedankte sich Gratschow auf eine besondere Art bei seinem einstigen Verein: Er vermittelte Mantau einige neue hoffnungsvolle Boxer.
Im Leichtgewicht bis 60 kg werden die Fans bereits zum Bundesliga-Auftakt ein neues Gesicht sehen: Eugen Burhard wechselt von Osnabrück nach Babelsberg und nimmt dort die Rolle des Litauers Aurimas Naudzius ein, der die in ihn gesteckten Erwartungen nicht zur vollen Zufriedenheit erfüllen konnte.
Auch im Halbweltergewicht bis 64 kg wird es ein neues Gesicht geben: Neben Sergej Haan kann Ralph Mantau fortan auch auf Zdenek Chladek zurückgreifen. Der Tscheche kam auf Empfehlung Gratschows an die Havel und sieht sich in einer Gewichtsklasse mit André Kurz und Benjamin Meister. Ein Wermutstropfen zum Auftakt: Haan musste vorgestern eine Weisheitszahn-OP über sich ergehen lassen und kann vorerst nicht antreten.
Auch im Weltergewicht wird neben Rinad Karimov mit Patrick Wojcicki ein neuer Mann im Ring stehen. Der 18-Jährige boxte bislang in Wolfsburg und wurde vom ehemaligen Motor-Schwergewicht Alex Melcher vermittelt. „Ein großes Talent, an dem auch andere Vereine sehr interessiert waren“, freut sich Mantau über seinen gelandeten Coup.
Im Mittelgewicht bis 75 kg kommen mit Sadula Abdula und Terence Vorrath aus Frankfurt (Oder) gleich zwei neue Leute, während der derzeit verletzte Anatolij Hoppe im Halbschwergewicht fortan vom Wetzlarer Emir Ahmatowic unterstützt wird. Im Schwergewicht bleibt hingegen alles beim Alten: Publikumsliebling Vitalijus Subacius aus Litauen wird dort die Fäuste schwingen. Dass nur noch drei deutsche Boxer in der Motor-Riege boxen, bedauert Mantau ein wenig. „Aber so ist das leider im gesamten deutschen Sport“, sagt er. „Und wir können uns dieser Entwicklung nicht entziehen.“
Am Samstag nehmen die Motor-Faustkämpfer an der Feier zum 60-jährigen Jubiläum des Vereins teil . Ab 18 Uhr stellen sich mit Nachwuchs-Boxern, Judoka und Akrobaten im Toyota-Autohaus drei der zehn Abteilungen des Vereins vor. Einlass ist ab 17 Uhr; der Eintritt kostet inklusive Imbiss und einem Glas Sekt 15 Euro.
Henner Mallwitz
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