Sport: Angriff mit dünner Decke
Auch Potsdams Judo-Männer wollen den Pokal – nach Frankfurt fahren sie jedoch personell geschwächt
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Dass es nach dem grandiosen Meisterschaftserfolg der Potsdamer Judo-Damen doch noch böse Worte aus dem gegnerischen Lager gab, war in dieser Form nicht unbedingt zu erwarten. Im Nachhinein fühlten sich die Leipzigerinnen um den Sieg betrogen. Gabi Teichmann beklagte in der Leipziger Volkszeitung „viele Fehlentscheidungen“, und auch Brandenburgs Trainer Wolfgang Zuckschwerdt übte Kritik an den Kampfrichtern. UJKC- Trainer Axel Kirchner ließ das eher unbeeindruckt. „Das sind schlechte Verlierer, die wohl andere Kämpfe gesehen haben. Stefan Bode, der Vorsitzende der Kampfrichterkommission des Deutschen Judobundes, war selbst vor Ort und war mit den Urteilen völlig einverstanden. Der Pokal steht bei uns, und da bleibt er auch.“
Möglicherweise könnte sich zu diesem am Sonntag ein weiterer Cup gesellen, allerdings müssen Potsdams Judo-Männer in Frankfurt (Oder) eine ganz harte Nuss im Finale der Meisterrunde knacken. Während sie sich vorerst mit dem gastgebenden JC90 auseinandersetzen müssen, kämpfen im anderen Pool die SU Witten-Annen und der stark favorisierte TSV Abensberg um den Pokal. Die Bayern erkämpften sich bereits elfmal den Deutschen Meistertitel und dreimal den Europapokal und haben Olympiasieger, Weltmeister und mehrere Europameister in ihren Reihen.
Aber auch die Frankfurter könnten den Potsdamern das Leben schwer machen. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Sportschule hat der Oder-Verein kaum Probleme mit der Besetzung der Gewichtsklassen. Im Saisonverlauf mussten sich die UJKC-Mannen den Frankfurtern zwar geschlagen geben, doch die Gründe dafür liegen auf der Hand. „An diesem Tag mussten wir auf viele Athleten verzichten und gingen deshalb gehandicapt in den Kampf“, denkt Kirchner zurück. „Wenn wir alle Mann an Deck haben, sieht die Sache schon anders aus.“ Doch genau dort liegt der Knackpunkt. Denn: Bis gestern war noch immer nicht klar, ob der UJKC auf seine polnischen Gaststarter zurückgreifen kann. Für die Polen steht die Mannschafts-EM an, bei der sie jedoch kaum Chancen auf einen vorderen Platz haben. Das Turnier würden sich Janusz Wojnarowicz, Przemyslaw Matjaszek oder Pawel Smoliniec zum Ende der anstrengenden Saison gern sparen und lieber für Potsdam auf die Matte gehen.
Kirchner bleibt da nur das Daumendrücken für eine Freigabe des polnischen Verbandes. Die Plus-Klasse würde ansonsten fehlen und Karsten Kaletta wäre der einzige Kämpfer in der Klasse bis 100 kg. In der „90“ sind Philipp Drescher und Philipp Hollmann wegen Knieproblemen außer Gefecht gesetzt, und in der „73“ muss René Schendel noch Gewicht machen. Sein Bruder Mario fällt verletzt noch einige Zeit aus. Auch Norman Helm wird noch schwitzen müssen, um in der „66“ auf die Matte gehen zu können, während Mannschaftskapitän Silvio Paul allein die „81“ angeht. Nur in der Gewichtsklasse bis 60 kg – früher einmal das Potsdamer Sorgenkind – hat der UJKC mit Robert Kopiske und Arne Mundt ausgesorgt.
Und so hält Axel Kirchner den Ball vorsorglich schon mal flach. „Dass wir es bis in die Endrunde geschafft haben, ist der bislang größte Erfolg im Männerbereich unseres Vereins“, sagt der Coach. „Wenn wir mit einer solch dünnen Decke Dritter werden, geht das völlig in Ordnung.“ Am nötigen Kampfgeist soll es an der Oder allerding s auf keinen Fall mangeln.
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