Aus dem GERICHTSSAAL: Anklage: Einbruch angezeigt, den es nie gab
Ehepaar machte bei der Versicherung einen Schaden von 359 000 Euro geltend
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Sie ist zierlich, gepflegt und modisch gekleidet. Er trägt Bauch, Brille und könnte durchaus der Vater seiner Gattin sein. Dana D.* (26), gebürtige Polin, und der Dachdecker Dieter D.* (48) sollen ein Betrügerpärchen sein. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den Mann, am 7. Januar 2005 bei der Kriminalpolizei einen Einbruch in das von ihm, seiner Ehefrau sowie ihren zwei Brüdern bewohnte Haus in der Waldstadt gemeldet und den Verlust von Gegenständen im Wert von rund 300 000 Euro, darunter einen Plasmafernseher für 7400 Euro und eine Heimkinoanlage für etwa 4300 Euro, angezeigt zu haben. Tatsächlich – so die Anklage – habe die Tat nie stattgefunden.
Drei Tage später hätten Dana und Dieter D. den Einbruch, der sich während ihres Weihnachtsbesuchs in Polen ereignet haben soll, bei der Versicherung gemeldet und Schadenersatz in Höhe von 359 000 Euro geltend gemacht. Erst am 30. November des selben Jahres hatte Dana D. eine Hausratsversicherung über 149 000 Euro sowie eine Gewerbeinhaltsversicherung über 210 000 Euro abgeschlossen. Zwar kam das Pärchen nicht – wie geplant – in den Genuss der vollen Summe, allerdings wurde ihm 3400 Euro zu Unrecht ausgezahlt.
Dieter D. wird darüber hinaus der falschen uneidlichen Versicherung angeklagt. Im Juni 2003 soll der Unternehmer gegenüber dem Gerichtsvollzieher zur Frage seiner finanziellen Lage ein von ihm genutztes Konto, eine Pistole, einen Revolver und einen Bartresen im Wert von etwa 5100 Euro verschwiegen haben. Er beteuerte statt dessen, seine Lebensführung bewege sich in bescheidenem Rahmen. Außerdem besitze er keine wertvollen Gebrauchsgegenstände.
Vor dem Schöffengericht blieben Dana und Dieter D. gestern bei ihrer Version des Geschehens. Andrzej A.* (32), ein Bruder der Angeklagten, berichtete im Zeugenstand, das Ehepaar habe Weihnachten 2004 und den Jahreswechsel bei seinen und Danas Eltern in Polen verlebt. Kurz davor sei das Wohnhaus in der Waldstadt, in dem er Untermieter war, gemeinsam renoviert worden. Auch seien teilweise neue Möbel, unter anderem ein „großer schicker Kühlschrank“ und „eine wunderschöne Anlage mit vier Lautsprechern“, angeschafft worden. Sein Schwager habe 15 000 Euro in einer Spielbank gewonnen, Dana eine „große Summe“ von ihrem Opa bekommen.
Pjotr A.* (22), ein weiterer Bruder von Dana D., berief sich auf sein fehlendes Langzeitgedächtnis, sobald die Fragen des Staatsanwalts gar zu bohrend wurden. Allerdings wisse er genau, dass es im Hause D. den hochwertigen Fernseher und das Heimkino gab.
Die Verhandlung wird am Montag fortgesetzt. (*Namen geändert.) Hoga
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