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Aus dem GERICHTSSAAL: Anklage: Zwölfjährige sexuell missbraucht

Ex-Partner der Kindesmutter bestreitet die Vorwürfe / Urteil voraussichtlich am 1. November

Stand:

Belastet die inzwischen 28-jährige Florentine* den Ex-Partner ihrer Mutter zu Unrecht? Oder gab es den schweren sexuellen Missbrauch an der damals Zwölfjährigen wirklich? Die vermeintlichen Taten liegen lange zurück. Sie sollen sich 1994 und 1995 zugetragen haben. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit sagte Florentine gestern stundenlang vor dem Schöffengericht aus. Manfred M.* (67) auf der Anklagebank bestritt die Vorwürfe zu Prozessbeginn. „Ich habe keine rationale fassbare Erklärung, warum sie mir so etwas vorwirft“, versicherte der Mann mit dem Professorentitel. „Sie stellt mich als ganz anderen Menschen dar. Das tut schon weh.“ Als er Florentines Mutter kennenlernte, seien das Mädchen und ihr Zwillingsbruder Florian* noch in die Kita gegangen. „Nach wenigen Wochen haben die Kinder Papa zu mir gesagt. Wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander“, erzählte der Dozent. 1987 habe er die Frau – ebenfalls eine Akademikerin – geheiratet. Anfang 1994 musste sie aus beruflichen Gründen für einige Monate in eine andere Stadt, kam nur an den Wochenenden nach Hause.

„Ich habe mich im Rahmen meiner Möglichkeiten bemüht, für die Kinder zu sorgen. Wir haben Spaziergänge und Ausflüge gemacht. Ich habe sogar gekocht“, berichtete Manfred M. Als die Zwillinge in der Schule über die menschlichen Fortpflanzungsorgane sprachen, habe sie das sehr interessiert. Es stimme aber nicht, dass Florentine ihn aufgefordert habe nachzusehen, ob bei ihr alles in Ordnung sei. „Wenn sie entsprechende Fragen hatte, habe ich immer gesagt: Warte bis zum Wochenende, wenn Mutti kommt“, so der Angeklagte. Im übrigen habe seine Frau die Kinder sehr frei erzogen. „Jeder wusste, wie der andere aussieht.“ So sei es auch üblich gewesen, gemeinsam nackt im Ehebett Mittagsschlaf zu halten. „Die Kinder auf der einen Seite, ich und meine Frau, wenn sie da war, auf der anderen“, erinnerte sich Manfred M. Niemals jedoch seien er und Florentine in einer derartigen Situation alleine gewesen. „Die Zwillinge waren unzertrennlich.“

Das Ehepaar lebte sich auseinander, ließ sich schließlich scheiden. „Während eines Treffens, bei dem es um Unterhaltsfragen ging, sagte mir meine Ex-Frau, die Kinder seien stinksauer über unsere Trennung“, resümierte der Angeklagte. „Sie haben sich seitdem völlig von mir zurückgezogen.“ Der vermeintliche sexuelle Missbrauch an Florentine sei nie Thema der Gespräche zwischen ihm und seiner geschiedenen Frau gewesen. „Ich habe erst davon erfahren, als ich die Ladung von der Polizei erhielt“, erklärte Manfred M.

„Haben Sie im Jahr 1994 eine Veränderung im Wesen von Florentine festgestellt?“, wollte eine Gutachterin wissen. „Sie war schon immer etwas verschlossen und in sich zurückgezogen. Sie konnte aber auch ganz fröhlich und ausgelassen sein“, entgegnete der Angeklagte. „Das war schon so, als sie noch ganz klein war. Das hat sich später auch nicht geändert.“ Die Verhandlung wird am 1. November mit der Zeugenvernehmung der Zwillingsmutter fortgesetzt. Für diesen Tag wird auch das Urteil erwartet. (*Namen geändert.) Hoga

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