Landeshauptstadt: Anschläge mit Buttersäure in Marquardt Getränkehandel bleibt vorerst geschlossen
Marquardt - Die einzige Einkaufmöglichkeit im Potsdamer Ortsteil Marquardt ist derzeit geschlossen. Ursache dafür sind zwei Anschläge mit Buttersäure auf das Geschäft in der Hauptstraße.
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Marquardt - Die einzige Einkaufmöglichkeit im Potsdamer Ortsteil Marquardt ist derzeit geschlossen. Ursache dafür sind zwei Anschläge mit Buttersäure auf das Geschäft in der Hauptstraße. „Es gehört schon mehr als Hass und hohe kriminelle Energie dazu, nachts zweimal den Eingang dieses Geschäfts mit Buttersäure zu beschmieren“, ist auf einem Schild an der Tür zu lesen. Der erste Vorfall liegt schon etwa sechs Wochen zurück. In der Nacht vom 11. zum 12. Oktober gab es gegen 23 Uhr einen erneuten Anschlag. Das bestätigte Inhaber Thomas Justin den PNN auf Anfrage. Bis der Gestank weg ist, soll das Geschäft geschlossen bleiben.
Der Ladenbesitzer ist erschüttert. Der genau Schaden lasse sich nicht beziffern. Obwohl die übelriechende Chemikalie nur außen vor der Tür versprüht wurde, musste ein Teil der Ware weggeworfen werden. „Die Lebensmittel nehmen den Geruch ja auch an“, sagt Justin. Dazu kommt der fehlende Umsatz durch die Schließung. „In dem Gestank würde sowieso niemand gern einkaufen.“ Außerdem klagte seine Frau über starke Kopfschmerzen durch die eingeatmeten Dämpfe und musste sich krankschreiben lassen. Buttersäure ist eine bei Zimmertemperatur farblose Flüssigkeit mit dem unangenehmen Geruch von Erbrochenem oder ranziger Butter. Ihre Dämpfe reizen die Augen sowie die Atemwege.
Er habe zwar versucht, den Gestank mit Lauge zu neutralisieren, so Justin, doch die Säure habe sich im Holz der Tür festgesetzt. Über die Hintergründe könne er nur spekulieren. Der Täter habe ja keine Nachricht hinterlassen. Allerdings soll es sich wahrscheinlich um einen Mann zwischen 20 und 35 Jahren handeln. So viel sei auf dem Überwachungsvideo erkennbar. Nicht erkennbar sei hingegen das Gesicht, so Justin.
Von der Polizei fühlt sich der Ladenbesitzer allein gelassen. Nach dem ersten Anschlag habe er noch Anzeige erstatten wollen. Als die Beamten vor Ort eingetroffen seien, habe er alle Daten angegeben. Doch die Polizisten hätten ihm von einer Anzeige abgeraten. Justin erinnert sich: „Nach spätestens sechs Wochen würden die Ermittlungen sowieso eingestellt, sagten sie.“ Nun fürchtet er Nachahmungstäter. Die Polizei konnte am Donnerstag noch keine Angaben zu dem Fall machen.
Den Laden für Getränke und Lebensmittel betreibt Justin seit 1998. „Damals war das eine Ruine“, sagt er. Das Dach sei kaputt gewesen und der Fußboden durch die Feuchtigkeit aufgequollen. Der damalige Bürgermeister habe ihn gebeten, in dem kleinen Laden die nötigsten Lebensmittel zu verkaufen, nachdem der Spar-Markt im Ort geschlossen wurde. Die Einnahmen seien allerdings gering, so Justin. Aber er sei als Rentner für seinen Lebensunterhalt nicht auf den Laden angewiesen. „Wenn man mich hier nicht haben will, suche ich etwas anderes“, sagt er. Kontakte gebe es bereits.
Mit den Anschlägen auf das Geschäft und den möglichen Konsequenzen beschäftigt sich inzwischen auch die örtliche Politik. Anfang November soll bei einer Einwohnerversammlung darüber gesprochen werden. Marco Zschieck
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