Landeshauptstadt: Ansturm auf die Eliteschule
1500 Besucher beim Tag der offenen Tür an der Sportschule. Gelassene Reaktionen auf den Drogen-Vorfall
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Potsdam-West - Großer Andrang beim Tag der offenen Tür in der „Friedrich Ludwig Jahn“-Schule: Rund 1500 Eltern und Schüler besuchten am Samstag die Elite-Sportschule auf dem Luftschiffhafen-Gelände. Das sei vermutlich der bisherige Besucherrekord bei einem Tag der offenen Tür, sagte Schulleiter Rüdiger Ziemer. Überschattet war die Veranstaltung von den Berichten über fünf Schüler der Sportschule, die vergangene Woche auf dem Gelände beim Kiffen erwischt worden waren. Zwei ältere Mitschüler hatten ihnen das Marihuana verkauft.
Die Leitung ging den Vorfall bei der Informationsveranstaltung am Tag der offenen Tür in der MBS-Arena offen an: „Ich verspreche, dass wir alles tun werden, um solche Vorfälle aufzuklären und in Zukunft zu verhindern“, sagte Björn Rupprecht, Laufbahnberater beim Olympiastützpunkt im Luftschiffhafen, zu den Besuchern der zu zwei Dritteln gefüllten Arena. Schulleiter Ziemer sagte im Anschluss dazu: „Wir gelten als Eliteschule und werden daher mit besonderen Maßstäben gemessen.“ Doch nur weil ein Kind in die Sportschule aufgenommen werde, heiße das noch nicht, dass es damit automatisch eine weiße Weste habe, so Ziemer. „Wer so denkt, weiß nicht, was Kinder sind.“ Unter dem Hinweis auf das große pädagogische Team aus 30 Erziehern sowie 92 Lehrern und Referendaren fügte er an: „Ihre Kinder können hier anständige Menschen werden.“ Ziemer ermunterte Eltern auch dazu, „an der Seite ihrer Kinder zu bleiben“, egal wie weit weg sie wohnen. Die Schule bietet ein Internat mit 400 Plätzen, die meisten Schüler kommen aus dem Land Brandenburg.
Was mit den betroffenen sieben Schülern geschehen soll, wird am Mittwoch eine Lehrerkonferenz entscheiden. „Wir dulden beides nicht, weder Handel mit Drogen noch ihren Konsum“, so Rüdiger Ziemer. Die gesamte Klassenstufe 9 sei nach dem Vorfall um eine Selbstauskunft zu möglichem Drogenkonsum gebeten worden; bei einigen wenigen Schülern habe es daraufhin Anlass zu Nachfragen gegeben, sagte Ziemer. Mit diesen seien Gespräche geführt worden, zudem hätten die Betroffenen freiwillig einen Drogentest absolviert, alle Tests seien negativ ausgefallen. Nach allem, was man bislang herausgefunden habe, gebe es keinerlei Anlass, von einem regelrechten Drogenhandel an der Schule zu sprechen, so Ziemer: „Das kann völlig ausgeschlossen werden.“
Die bundesweit renommierte Sportschule, deren Absolventen zuletzt bei den Olympischen Spielen in London drei Gold- und eine Silbermedaille erringen konnten, hat allem Anschein nach nichts von ihrem Ruf verloren: Viele der Besucher am Samstag hatten gar nichts von dem Drogenvorfall gehört, darauf angesprochen reagierten die meisten sehr gelassen: „An anderen Schulen ist es viel schlimmer“, sagte der 43-jährige Ronald Fink aus Falkensee, „warum sollte das hier nicht passieren?“ Er hätte keine Bedenken, sein Sohn auf die Schule zu schicken. Ähnlich äußerte sich der 36-jährige Marco Görke aus Oberhavel, der mit seiner Frau und seiner Tochter das Wohnheim besichtigte: „Das hat keinen Einfluss auf unsere Entscheidung für oder gegen die Schule. Wenn man nicht aufpasst, kann das überall passieren.“ Insgesamt machten die Schule und das Gelände auf ihn einen positiven Eindruck, das gelte auch für das Wohnheim: „Da kenne ich ganz andere Wohnheime!“ Auch die Information, dass an der Wand des 14-stöckigen Wohnheims 3000 Fledermäuse nisten, konnte sie nicht schrecken: „Vor Fledermäusen habe ich keine Angst“, sagte die elfjährige Lilian, die vor allem an Leichtathletik interessiert ist.
Auch Potsdamer besichtigten die Schule: „Sie liegt in der Nähe und hat einen guten Ruf“, begründete der 44-jährige Michael Schade sein Interesse. „Außerdem finde ich gut, dass die Kinder nicht überfordert werden und darauf geachtet wird, ob sie hierher passen.“ Verschiedene Sportarten organisierten am Samstag erste Sichtungen, bei denen die Schüler auf ihre Eignung für die Schule getestet wurden. Die beliebtesten Sportarten sind Rudern und Mädchen-Fußball. Pro Jahrgang werden 90 Schüler neu angenommen, Eltern haben bis Januar Zeit, ihre Kinder anzumelden.
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