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Landeshauptstadt: Antennen gegen Kabel

Uni Potsdam baut Funknetz für Hotspots aus / Wenig Interesse andernorts

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Während der Vorlesung ins Internet? Für Potsdamer Studenten wird das im nächsten Jahr Realität. Im neuen Hörsaal auf dem Campus am Griebnitzsee, der bis Januar 2007 fertig gestellt werden soll, wird noch in diesem Jahr ein flächendeckendes internes Funknetz aus 85 Antennen entstehen – ein so genannter Hotspot. Über den sollen sich die Studierenden künftig auch während der Lehrveranstaltungen mit ihren Notebooks drahtlos ins „Worldwide Web“ einklinken können. Und zwar alle 800 Personen, die in den größten Hörsaal der Landeshauptstadt passen, gleichzeitig.

Laut Rolf Adams, dem Technischen Leiter des Rechenzentrums der Uni, befindet sich das mehrere Tausend Euro teure Projekt momentan in der Ausschreibungsphase. Schon seit Ende 2000 gibt es einen Hotspot an der Universität, 2003 wurde er zu einem der größten Deutschlands ausgeweitet: 150 Antennen insgesamt sind an allen drei Universitätsstandorten in Babelsberg, Golm und am Neuen Palais bisher installiert. Dort würden rund 5000 Studenten den kabelfreien Internetzugang bereits nutzen. Bisher jedoch vorwiegend außerhalb der Hörsäle – in den Eingangsbereichen, Mensen, Cafeterien und in den Studenten-Wohnhäusern am Griebnitzsee. Die Universität habe zunächst „die Bereiche abdecken wollen, wo sich die Studenten zwischen den Veranstaltungen aufhalten“, so Adams.

Doch nicht nur die Mitglieder der Universität haben die Möglichkeit an öffentlichen Plätzen ohne Kabel im Internet zu surfen. Insgesamt gibt es in Potsdam rund 45 Hotspots – hauptsächlich in Bars, Cafés, Restaurants und Hotels. Sogar im Klinikum Ernst von Bergmann gibt es mittlerweile ein Funknetz. Allerdings nicht für die Patienten, sondern für das Personal: Auf den Intensivstationen K1 und E1 erscheinen die Ärzte mit tragbaren Computern zur Visite und können dank der drahtlosen Verbindung ins elektronische Krankenhausinformationssystem schnell einen Blick auf die Laborbefunde eines Patienten werfen, erklärt Klinikums-Sprecherin Theresa Decker. Diese seien im System aktueller als in der Krankenakte aus Papier. Zudem sind zahlreiche Unternehmen mit der so genannten Wireless- Lan-Technik (Drahtlos-Technik) ausgestattet, aber auch viele Bewohner der Landeshauptstadt wenden sie privat in den eigenen vier Wänden an. Wie viele Funknetze es in Potsdam tatsächlich gibt, sei deshalb nicht nachvollziehbar, so Michael Hahn der Referent für Strahlenschutz beim brandenburgischen Landesamt für Verbraucherschutz.

Die öffentlichen Hotspots finden hier aber offenbar nur wenig Nutzer. So gehen im Café Heider am Nauener Tor laut Restaurantleitung die Gäste nur äußerst selten ins Internet. Und auch im Stern-Center scheint sich ein Funknetz nicht zu lohnen: „Wir hatten einen Versuch gestartet, der ist aber nicht angenommen worden“, so Hausinspektor Uwe Knaak. Er vermutet, dass gerade viele ältere Kunden sich nicht besonders gut mit der Technik auskennen und sie deshalb meiden.

Ein anderer Grund könnte sein, das Hotspotsnutzer in Potsdam meist für die Funkverbindung ins Internet zahlen müssen: Bei T-Mobile, derzeit mit zwei Dritteln Marktanteil der größte Anbieter in Potsdam, kosten die ersten 15 Minuten zwei Euro, die erste Stunde acht und ein ganzer Tag 18 Euro. In der Stadt- und Landesbibliothek ist der Preis mit 1,50 Euro für das im Vorjahr von BerlinNet gesponserte kabelfreien Internetzugang zwar niedriger, aber wirklich stark frequentiert wurde dieser Service der Bücherei laut Bibliotheksleiterin Marion Mattekat im ersten Jahr noch nicht.

Die Studenten der Universität können ihren Hotspot dagegen kostenlos nutzen. Ein Problem taucht dennoch auf, wenn sie ab nächstem Jahr auch im Hörsaal drahtlos ins Internet gehen können: Für die Prüfungen müssen neue Regelungen gefunden werden, glaubt der Rechenzentrumsleiter Adams: „Wahrscheinlich werden wir das Funknetz abschalten“. Er kann die 85 Antennen, die ständig Funksignale senden, zentral am Computer deaktivieren.

Juliane Wedemeyer

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