Landeshauptstadt: Appell an das Zusammenleben aller Kulturen
Landtagspräsident Knoblich und Beigeordnete Müller beim jüdischen Chanukka-Fest
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Landtagspräsident Knoblich und Beigeordnete Müller beim jüdischen Chanukka-Fest Innenstadt. „In jedem Herzen sollte das Licht brennen, ein Feuer für das Gute auf der Welt“, wünschte sich Rabbiner Nachum Presman, als gestern vor dem Stadthaus das vierte Licht des übergroßen achtarmigen Chanukka-Leuchters entzündet wurde. Diesmal mittels Strom und nicht wie in den vergangenen Jahren stilecht als Gaslaterne. „Es wurde uns erklärt, dass Gaslaternen bei diesem Wetter nicht funktionieren“, erklärte Presman. In Gegenwart von etwa 40 Zuschauern, darunter einige Stadtpolitiker, Sozialbeigeordnete Elona Müller und Brandenburgs Landtagspräsident Herbert Knoblich erstrahlten diesmal die Chanukka-Lichter sofort. Knoblich erläuterte in seiner Rede kurz die Entstehung des jüdischen Festes. Ein syrischer Feldherr verbot den Juden 165 Jahre vor Christus unter Androhung der Todesstrafe ihre Religion auszuüben und entweihte den Jerusalemer Tempel. Die Juden jedoch kämpften für ihre Religion und gewannen den Krieg. Im Tempel waren sämtliche Ölfläschchen, die den Tempelleuchter nährten, zerstört. Doch unter den Trümmern fand sich noch ein Fläschchen mit einer Tagesration Lampenöl. Die Herstellung neuen Öls würde jedoch acht Tage dauern. Aber das Wunder geschah, die Tagesration ließ die Flamme acht Tage lang brennen. „Auch wenn Christen die Lichter am Weihnachtsbaum anzünden, die Juden die Kerzen am Chanukka-Leuchter genauso anbrennen, einen Zusammenhang gibt es dabei nicht.“ Vieles in der jüdischen Kultur sei unbekannt, „daraus resultiert auch ein Teil Unverständnis.“ Deshalb sei es wichtig Verständnis für andere Religionen zu entwickeln, „auch, um Ausländerfeindlichkeit zu begegnen“, so der Landtagspräsident, der bereits zum achten Mal dem Chanukka-Fest beiwohnte. Die städtische Sozialbeigeordnete Elona Müller, die erstmals diese jüdische Tradition erlebte, war erfreut, dass sich „Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen kennen lernen und miteinander feiern“. Auch sie warb darum, sich mit Neugier zu begegnen und den Kontakt untereinander zu suchen. Die vorbereitete Rede hielt die Sozialbeigeordnete aber nicht, sondern richtete „sehr persönliche“, und durchaus auch doppeldeutige Worte an die Zuschauer: „Ich wünsche mir, dass sich die Menschen wegen ihrer Warmherzigkeit respektieren und nicht wegen der Mauern, die sie um sich herum errichten.“ Landtagspräsident Herbert Knoblich, der die Unterschiede zwischen dem christlichen Weihnachtsfest und dem jüdischen Chanukka beschrieben hatte, fand aber schließlich doch noch eine Gemeinsamkeit: „In beiden Religionen sind es Feste, zu denen Kinder beschenkt werden.“ Nach der Zeremonie verteilte Rabbiner Presman, wohl auch als Stärkung gegen das Frieren, Pfannkuchen. Am Abend lud die Potsdamer Gemeinde noch zum Festkonzert in den Nikolaisaal ein, bei dem der bekannte jüdische Sänger Mark Aizikovitch die offiziellen Feierlichkeiten zum diesjährigen Chanukka-Fest beschloss.KG
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