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Landeshauptstadt: „Aquadom“ – „Arena“ – „Taifun“

Was als Drewitz-Center begann, könnte als Baumarkt mit Fußballhalle enden

Stand:

Gleich drei Luftschlösser entstanden innerhalb von nur zehn Jahren auf einem einzigen Potsdamer Areal: auf der Industriebrache Drewitz nahe dem Stern-Center. Am 21. Juni 1995 präsentierte die Stadtverwaltung die Pläne für einen 53 000 Quadratmeter großen Freizeitpark, mit dem, so der damalige Oberbürgermeister Horst Gramlich, eine „offene Wunde“ geschlossen werden sollte. Als Investor wurde damals die Immobilienverwaltungs- und Center-Management GmbH (ICM) vorgestellt.

„Aquadom“ sollte das Spaßbad heißen, für das eine gigantische Wasserrutsche angekündigt wurde. Außerdem geplant im „Drewitz-Center“: ein Festival-Zentrum auf über 20 000 Quadratmetern, ein Spiel- und Familienunterhaltungszentrum mit Multiplexkino und Großdiskothek, Erlebniseinkaufen, ein multifunktionaler Sport- und Fitnessbereich, ein Hotel und ein Dienstleistungszentrum. 500 Dauerarbeitsplätze sollten geschaffen werden. Das Projekt war von der Stadt gewollt und ICM-Geschäftsführer Ruediger Pinno konnte am 4. September 1996 aufatmen: die Stadtverordneten verabschiedeten den Satzungsbeschluss für den Freizeitpark Drewitz. 18 Monate später, im Spätsommer 1998 sollte laut Pinno die Eröffnung sein.

Doch die für die Projektentwicklung eigens gegründete Freizeitpark Drewitz GmbH mit Dieter Behrmann an der Spitze stand schon Monate später vor einem Scherbenhaufen. Angebliche Querelen zwischen den Gesellschaftern, der Rückzug von Investoren, immer wieder neue Umplanungen provozierten am Ende den Rückzug von Behrmann.

„Arena“ hieß das zweite Großprojekt, das mit der Benno Vermögensverwaltungs GmbH mit Hauptgesellschafter Ullrich Weber an der Spitze umgesetzt werden sollte. Auch die „Arena“ war äußerst großzügig angelegt: Für 200 Millionen D-Mark sollten in einem aus sieben Gebäuden bestehenden Komplex unter anderem ein Multiplex-Kino, ein Spaßbad, Sport- und Freizeiteinrichtungen sowie 7800 Quadratmeter Verkaufsfläche entstehen. Zentrales Gebäude sollte eben jene „Arena“ werden, ein zeltartiges Gebäude, von dem aus man aus alle anderen Einrichtungen erreichen sollte. Der Clou der Planungen war Deutschlands erste Body-Flying-Anlage. Besucher sollten dabei in einer durchsichtigen Rotunde, nur von einem Luftstrahl getragen, bis zu 17 Meter hoch fliegen können. Ende 1999 sollte der erste Spatenstich erfolgen, Weihnachten 2000 die Einweihung gefeiert werden.

Doch die hoch fliegenden Pläne scheiterten – trotz Unterstützung durch die Stadt – an immer wieder neuen Finanzierungslücken. Das Multiplex-Kino und später auch das Hotel wurden aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen. Und auch der große Rest des Freizeitkomplexes wurde schließlich bezüglich seiner Realisierung zunächst zurück gestellt. Die Stadtverordneten hatten darauf bestanden, dass erst das Freizeitbad gebaut werden müsse, ehe weitere Einrichtungen des Freizeitparks entstehen könnten.

Der dritte Anlauf für die Brache in Drewitz war also das Spaßbad „Taifun“. Doch auch dieses Projekt wurde nicht umgesetzt. Zunächst gab es Umplanungen, denn eine 25-Meter-Bahn für den Schulsport sollte integriert werden. Im Juni 2003 stimmten die Stadtverordneten einem Finanzierungskonzept zu, das einen erheblichen Eigenanteil der Stadt vorsah und deshalb laut einem Gutachten auch gegen haushaltswirtschaftliche Grundsätze der Gemeindeordnung verstieß. Doch trotz des umstrittenen Votums ging der für alle Beteiligten qualvolle Prozess immer neuer rechtlicher und finanzieller Probleme und politischer Ränkespiele weiter. Als im November 2003 ein Bädergutachten der Landesregierung der Landeshauptstadt die 30-prozentige Förderung eines Spaßbades in Aussicht stellte, aber den Brauhausberg als Standort vorschlug, stellte sich Oberbürgermeister Jann Jakobs am 26. November mit einer Erklärung noch voll hinter das Drewitz-Projekt.

Am 7. Juli 2004 jedoch kam die jähe Wende: Jakobs gab offiziell seinen Entschluss bekannt, sich von dem Projekt in Drewitz zu verabschieden. Offiziell wurden die weiterhin ungeklärten Finanzierungsfragen als Grund für den Ausstieg genannt. Die Stadt stand aber auch unter erheblichem Druck vom Land. Ausschlaggebend dürfte am Ende die Möglichkeit gewesen sein, dass ein Freizeitbad in städtischer Eigenregie auf dem Brauhausberg bis zu 80 Prozent Fördermittel erhalten könnte. Die Weber-Gruppe erwirkte zwar noch Fristverlängerungen für den Bau eines Bades in Drewitz und drohte mit Schadensersatz – gab am Ende jedoch auf. Nun soll auf dem Brauhausberg ein vom Stararchitekten Niemeyer entwickeltes Spaßbad entstehen. Ob dieses Projekt auch zu einem Luftschloss wird, werden die kommenden Monate zeigen. Auf der Brache in Drewitz hingegen ist nun ein riesiger Hornbach-Baumarkt geplant – mit angehängter Fußball-Arena.

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