Landeshauptstadt: Arabisches Kulturhaus ab 2010?
Verein sucht Haus für Multikulti-Zentrum in Potsdam
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In Potsdam soll bis Ende 2010 ein deutsch-arabisches Lern- und Kulturzentrum entstehen, in dem vor allem Sprachen gelehrt werden. Die Planungen für das Projekt bestätigte den PNN gestern Mohamed Helal, stellvertretender Vorsitzender eines gerade gegründeten Trägervereins namens Deutsch/Arabisch Kultur Stiftung e.V.: „Wir suchen zur Zeit nach einem Haus für unser Vorhaben.“
In dem Haus sind bis zu zehn feste und bis zu sechs ehrenamtliche Stellen geplant. Finanziert werden soll ihre Arbeit mit Spenden sowie mit Mitteln von arabischen Ländern und der Europäischen Union. Vor allem Sprachlehrer werden gesucht: Laut Konzept soll es acht Sprachklassen geben, in denen Arabisch, Deutsch und Englisch für Kinder oder Erwachsene angeboten wird.
Die Konzentration auf Sprachen wird damit erklärt, dass ein friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen nur über gegenseitiges Verstehen funktionieren kann: „Die Suche nach einem Grundkonsens setzt für alle Mitglieder einer Gesellschaft bestimmte Fähigkeiten voraus, etwa das Verstehen der deutschen Sprache.“ Nötig sei zudem das „Einleben“ in einen „Entwicklungsstrom“, der zur „Formulierung der Menschenrechte“ geführt habe – und das „Kennenlernen“ der deutschen Verfassung mit ihren Rechten und Pflichten für Bürger. „Unser geplantes Haus soll ein Symbol für Toleranz und gelungene Integration darstellen“, so Helal, der in Groß Glienicke lebt.
Für die Umsetzung der Ideen soll neben dem Unterricht weitere Räume für Diskussionen zwischen Arabern und Deutschen geben, ebenso für mehrsprachige Filmvorführungen und Themenabende. Geplant sind vier Kinderbetreuungsgruppen und Angebote für Jugendliche, um ihnen die „Identitätsfindung innerhalb der deutschen Gesellschaft zu erleichtern“. Ferner wird an eine Bibliothek mit „orientalischer und okzidentaler“ Literatur gedacht, ebenso an die Zusammenarbeit mit Universitäten. Auch eine Frauenbeauftragte ist vorgesehen, die sich für Chancengleichheit einsetzen soll – und gegen Menschenrechtsverletzungen an Frauen. Gleichzeitig sollen Muslime dabei unterstützt werden, ihre Lebensweise „im Einklang mit den Interessen der nichtmuslimischen Bevölkerung“ umzusetzen.
Ein Begründer des Vereins ist in der islamischen Gemeinschaft auch außerhalb Potsdams bekannt. Vereinsvorsitzender ist der 1947 in Kairo geborene Gerichtsdolmetscher Aly Abdelwahab, der seit zwei Jahrzehnten in Berlin lebt. 2005 kandidierte er als parteiloser Einzelkandidat in Neukölln für einen Platz im Bundestag. Im Februar 2006 war er laut Medienberichten Veranstalter einer Demo in Berlin gegen die bei Muslimen umstrittenen Mohammed-Karikaturen. Henri Kramer
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