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Landeshauptstadt: Arbeitsagentur beklagt Zurückhaltung bei der Einstellung Schwerbehinderter

Erstmals seit Jahresbeginn wieder gestiegene Arbeitslosenzahlen / Arbeitsagentur startet Kampagne für schwerbehinderte Arbeitslose

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Nach Monaten der Erholung am Arbeitsmarkt ist die Zahl der Potsdamer Arbeitslosen im Juli erstmals seit Jahresbeginn wieder leicht gestiegen. Nach der Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren demnach 6 458 Potsdamer arbeitslos gemeldet. Das sind 3,7 Prozent mehr als im Vormonat. Für Edelgard Woythe, Chefin der Potsdamer Arbeitsagentur, ist diese Entwicklung jedoch nicht unbedingt ein Grund zur Beunruhigung. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit sei vor allem saisonbedingt, sagte sie am Donnerstag bei der Vorstellung der Arbeitsmarktzahlen.

Insbesondere die Jugendlichen unter 25 Jahren verhagelten demnach die Statistik. Um 28,2 Prozent ist die Arbeitslosigkeit in dieser Personengruppe binnen Monatsfrist in Potsdam gestiegen. „Zu Beginn der Sommerferien melden sich regelmäßig Schulabgänger bei uns, die noch keinen Ausbildungs- oder Studienplatz sicher haben. Dazu kommen Jugendliche, deren Ausbildungsbetrieb sie nach den Abschlussprüfungen nicht übernehmen konnte oder die nach Abschluss der schulischen Ausbildung nun den ersten Job suchen“, sagte Woythe. Insgesamt aber sei die Situation der Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, derzeit recht komfortabel. „Bewerber haben die Wahl“, meinte Woythe. Einzelne Firmen würden neuerdings sogar Verträge mit Bewerbern ohne Schulabschluss schließen. Dies zeige, wie händeringend inzwischen Lehrlinge gesucht würden.

Auch die Arbeitsmarktzahlen außerhalb des Lehrstellenangebots seien insgesamt gesehen positiv. „Querbeet werden Stellen angeboten“, besonders in den Gesundheits- und Sozialberufen, sagte Woythe. Nur im Hotel- und Gaststättenbereich gebe sei derzeit der durchwachsene Sommer zu spüren.

Weniger zufrieden zeigte sich Woythe bei der Situation schwerbehinderter Menschen – derzeit gebe es 300 anerkannt schwerbehinderte Arbeitslose. Die oftmals älteren Arbeitssuchenden hätten mit der großen Zurückhaltung von Arbeitgebern zu kämpfen. Viele Betriebe zahlten lieber die Ausgleichsabgabe dafür, dass sie nicht die gesetzlich geforderte Quote von Menschen mit Schwerbehinderung in ihrer Belegschaft erfüllen, als dass sie einen schwerbehinderten Menschen einstellen, berichtete Woythe aus ihrer Erfahrung.

Hier setzt eine neue Kampagne der Arbeitsagentur an: Man wolle gezielt geeignete Betriebe ansprechen, um mit ihnen über die Einstellung von Menschen mit Handicap zu verhandeln, so Woythe. Die Betriebe hätten wegen des besonderen Kündigungsschutzes für Schwerbehinderte oft die Sorge, diese Mitarbeiter nicht mehr entlassen zu können. Auch fürchteten einige wohl bürokratischen Mehraufwand. Die Agentur wolle den Arbeitgebern jedoch im Rahmen der Kampagne erklären, worin die Chancen auch für den jeweiligen Betrieb liegen, wenn er einen schwerbehinderten Menschen einstellt. Vorurteile bei den Arbeitgebern möchte man auf diese Weise abbauen, sagte Woythe. Holger Catenhusen

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