Landeshauptstadt: Architekten aus der siebten Klasse
An der Coubertin-Oberschule bauen Studenten mit Schülern ein Weideniglu
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Am Stern - Donnerstagmittag: Noch ist auf dem Hof der Coubertin-Oberschule nur ein Holzpodest zu sehen, das von einigen gebogenen Metallstäben überspannt ist. Drumherum schleppen junge Leute Säcke oder schneiden eifrig Weidenruten zurecht. Sie sind aber keine Handwerker, sondern Schüler und Studenten, die an einem außergewöhnlichen Projekt teilnehmen: Gemeinsam bauen sie aus Weiden eine Theaterbühne, die von Schülern der siebten Klasse entworfen wurde.
Die Idee zu diesem Projekt stammt von der Landschaftsarchitektur-Studentin Susanne Mühlbauer. „Normalerweise planen wir im Studium nur, aber ich wollte auch mal etwas in die Praxis umsetzen“, erzählt sie. Also suchte sie sich fünf Mitstreiter aus ihrem Studiengang, um gemeinsam an der TU Berlin ein sogenanntes „selbstbestimmtes Projekt“ anzumelden. Eine Professorin stellte den Kontakt zur Coubertin-Schule her.
Im Oktober des vergangenen Jahres kamen die Studenten das erste Mal in die Schule. Sie stellten vor der siebten Klasse ihre Idee vor, mit Weidenruten etwas auf den Schulhof zu bauen. Die Schüler wiederum erzählten, was sie sich für ihren Hof wünschen. Zwei Wochen später kamen die Studenten erneut und ließen die Schüler verschiedene Modelle entwerfen. Daraus entstand schließlich der Entwurf: Eine schattige Sitzecke, die gleichzeitig als Theaterbühne dienen soll. Ein Multifunktionsbau aus lebenden Pflanzen, denn die Ruten sollen mit der Zeit Wurzeln schlagen.
Die Studenten kümmerten sich dann um die Bauplanung. „Wir mussten unterirdische Leitungen beachten, die Kosten kalkulieren und Fördermittel eintreiben“, erzählt Mühlbauer. Das gelang erfolgreich: Mit 5200 Euro förderte das Stadtkontor Potsdam das Projekt, am vergangenen Montag wurde mit den Arbeiten begonnen. Als an der Schule nach Freiwilligen für die Bauarbeiten gesucht wurde, war die Beteiligung riesig, erzählt die Stellvertretende Schulleiterin Marion Worseck. „Ich dachte erst, die wollen nur nicht in den Unterricht. Aber die arbeiten sogar am Nachmittag bis 18 Uhr“, staunt sie. Aber auch Eltern und Studenten anderer Studiengänge beteiligen sich an den Arbeiten. Am kommenden Dienstag soll der Weideniglu fertig werden. Neben dem Bauwerk selbst besteht das Ziel der Aktion darin, dass die Studenten und Schüler praktische Erfahrungen sammeln. Zu den engagierten Schülern gehört auch der 14-jährige Jacob Dreyer. Er will später Dachdecker werden und bewirbt sich gerade um ein Praktikum. Für ihn ist die Arbeit hier Vorbereitung auf das, was nach der Schule kommen wird. „Sachen zusammenbauen macht mir Spaß“, erzählt er.Carl-Friedrich Höck
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