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Landeshauptstadt: Argumentieren statt brüllen

Bei „Jugend debattiert“ könnte die Zukunft sprachlich versierter Jungpolitiker liegen

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Bei „Jugend debattiert“ könnte die Zukunft sprachlich versierter Jungpolitiker liegen Von Kay Grimmer Eigentlich dürfte es kein Jugendwettbewerb sein, sondern müsste als Zielgruppe vor allem Politiker haben: Doch der Verbalkampf „Jugend debattiert“ züchtet vielleicht sprachlich und vor allem debattenversiertere Jungpolitiker heran. Zumindest wurde gestern im Potsdamer Entscheid in meisterlicher Weise vorgeführt, wie man sich Bundestagssitzungen oder Sabine-Christiansen-Talkrunden wünschen würde. Der Verbund von Peter-Joseph-Lenné-Gesamtschule, Humboldt-Gymnasium und Voltaire-Gesamtschule nimmt bereits zum zweiten Mal an diesem, von Bundespräsident Johannes Rau initiierten deutschlandweiten Wettbewerb teil, der von der Hertie-Stiftung und anderen gemeinnützigen Organisationen veranstaltet wird. Schüler lernen im Rahmen des Unterrichts Politische Bildung zu debattieren, zu argumentieren, Reden zu halten, auf Gesprächspartner einzugehen und sie ausreden zu lassen. Schließlich geht es darum mit Inhalten zu überzeugen und nicht mit Lautstärke. „Letzten Endes soll nach Lösungen gesucht werden“, erklärt die Landesbeauftragte Carola Gnadt das auch in anderen Diskussionen wünschenswerte Ziel. Dabei werden beim Jugendwettbewerb schulnahe Themen als Grundlage genommen, auf die sich vier Schüler – je zwei auf der Pro- und Kontra-Seite – vorbereiten, Fakten zusammenfassen, Argumente suchen. Nach kurzer Einleitung geht es in den verbalen Schlagabtausch, nach zwölf Minuten folgt das Abschluss-Statement. Vier Zehntklässlerinnen debattierten über eine mögliche Videoüberwachung in Schulen, wobei die zwei Fürsprecher der Videoüberwachung ausgelost werden mussten, da sich keiner freiwillig fand. Trotz allem schlugen sich Caroline Giese und Anne Dribbitsch wacker, die Kontrahenten zu überzeugen, dass sich die Sicherheit verbessern würden. Doch Clara Maxi Anders und Ina Marquardt hielten mit dem Recht auf Privatsphäre dagegen. In der Sekundarstufe II wurde noch emotionaler diskutiert, nicht zuletzt vielleicht, weil das Thema alle vier Debattierer bald betreffen könnte. Das Für und Wider von Elite-Universitäten ließ das soziale Gewissen bei Saskia Hopp und Joachim Seichter anklopfen, die sich engagiert gegen eine Einführung aussprachen. Dem entgegneten Marcel Priest und Anett Ueberschaer mit Vorteilen wie wachsendem Innovationspotenzial. Mit Ina Marquardt, Caroline Giese, Marcel Preis und Saskia Hopp fahren vier Potsdamer Schüler zum Landesentscheid am 22. März nach Wandlitz, um sich möglicherweise für das Bundesfinale zu qualifizieren. Die Jury bewertete neben argumentativer Überzeugungsarbeit auch die Achtung des Gegenübers. Ein Wettbewerb, der auch in anderen Bereichen angebracht scheint: Deutschland sucht den Superdebattierer.

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