Landeshauptstadt: Ariadne muss weiter schlafen
Die Skulptur soll aber im von der Schlösserstiftung angestrebten Lapidarium gezeigt werden
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Die Skulptur soll aber im von der Schlösserstiftung angestrebten Lapidarium gezeigt werden Im Jahr 1995 sah PNN-Leser Dr. Carl-Heinz Gönnert bei einem Besuch der Ausstellung „Friedrich Wilhelm IV. Künstler und König“ in der Orangerie die Skulptur „Schlafende Ariadne“ wieder. Das weckte Erinnerungen in dem Potsdamer Augenarzt, der 1973 in den Westen übersiedelt war. „Wenn ich nach der Tanzstunde bei Lucia Gallo mit meiner Freundin Thea durch den Park spazierte, führte unser Weg hinter dem Felsentor an der Ariadne vorbei“, berichtet er. Das war 1946. Wenig später stellte das junge Paar fest, dass die Statue ein 30mal 30 Zentimeter großes Loch in der Brust hatte. „Wir wussten sofort, dass hier Buntmetalldiebe am Werk gewesen waren.“ 14 Tage später war die Ariadne ganz verschwunden. Die Wiederbegegnung mit der Skulptur veranlasst Carl-Heinz Gönnert zu der Frage, ob sie nicht mit Sponsorenhilfe restauriert und am alten Platz aufgestellt werden könnte. Dort sieht der Besucher jetzt eine sitzende Thetis, die Wasser aus einem Krug gießt. Die Meernymphe, Mutter des berühmten griechischen Helden Achilles, war 1750 von Friedrich Christian Glume für diesen Standort geschaffen worden. Die Sandsteinskulptur wurde 1983 durch eine von dem Stiftungs-Bildhauer Ulrich Garn angefertigte Kopie ersetzt. Das starke Schäden aufweisende Original befindet sich im Depot. Dorthin ist auch die „Schlafende Ariadne“ nach ihrem Gastspiel 1995 in der Orangerie wieder gebracht worden. Sie wurde um 1860 von dem Berliner Fabrikanten Johannes Brix einer antiken Skulptur nachgegossen, die sich im Vatikanischen Museum in Rom befindet. Sie besteht aus dem damals bevorzugten Zinkguss, der sehr korrosionsanfällig ist, und ist aus mehren Teilen zusammengefügt. Eines dieser Segmente fiel heraus und hinterließ das von Gönnert genannte „Loch in der Brust“, für das also keineswegs Buntmetalldiebe verantwortlich sind. Die Ariadne hat keine Chance, die Thetis zu verdrängen und an ihren Standort zurückzukehren. Auch eine Restaurierung ist nicht vorgesehen Das erfuhren die PNN von Saskia Hüneke, Kustodin der Skulpturensammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Thetis und Thetisgrotte im Nordischen Garten gehen auf Friedrich den Großen zurück Friedrich Wilhelm IV. wollte das Gelände in sein Triumphstraßenprojekt auf den Höhen nördlich Sanssoucis einbeziehen. Zwar sollte die Grotte erhalten bleiben, dahinter aber, wie der König an Persius schrieb, ein Nymphäon (Heiligtum der Nymphen) als Nische „mit einer liegenden Statue“ angelegt werden, eben jener Ariadne. Die Tochter des kretischen Königs Minos hatte Theseus ein Garnknäuel gegeben, durch dessen Faden er sich nach Tötung des Minotaurus aus dem Labyrinth des Untiers wieder herausfand. Dafür gab ihr der griechische Held ein Eheversprechen, brach es aber. Die Triumphstraße wurde bekanntlich nur in Bruchstücken verwirklicht, auch das Nymphäon nicht gebaut. Die Skulptur der Thetis war allerdings bereits um 1850 an den Ostflügel der Orangerie versetzt worden. Da also im wesentlichen der friderizianische Zustand weiter besteht, entschieden sich Kunsthistoriker der Stiftung gegen Ariadne und für eine Rückkehr der Thetis an ihren ursprünglichen Platz. Die „Schlafende Ariadne“ ruht weiter im Depot. Die Skulptur wurde aber vor weiterem Verfall gesichert und hat gute Aussichten, sich wieder in der Öffentlichkeit zu zeigen. Sie soll ihren Platz in dem von der Stiftung angestrebten Lapidarium erhalten. Für diese Sammlung von Steindenkmälern ist ein Wiederaufbau des Langen Stalls an der Garnisonkirche im Gespräch.
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