zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: „Arme-Leute-Droge“

Nichtraucherwettbewerb: 13 Klassen ausgezeichnet

Stand:

Babelsberg - Dreizehn Klassen haben durchgehalten: Sechs Monate lang keine Zigaretten. Die etwa 260 Schüler der Jahrgänge sechs bis neun wurden gestern bei der Abschlussveranstaltung des Nichtraucherwettbewerbs „Be smart, dont start“ im Filmtheater „Thalia“ in der Rudolf-Breitscheid-Straße ausgezeichnet. Neben einer Extra-Vorstellung des Abenteuerstreifens „Indiana Jones“ gab es für sie Präsente wie Freikarten für Fußballspiele des 1. FFC Turbine Potsdam und des SV Babelsberg 03.

Insgesamt 29 Potsdamer Klassen hatten sich an der siebenten Auflage des bundesweiten Nichtraucherwettbewerbs des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung angemeldet, sagte Nicola Alcaide von der Suchtpräventionsklinik in Lindow. Das waren mehr als doppelt so viele wie noch im Vorjahr. Allerdings lag auch die Abbrecherquote wesentlich höher. Ein ähnlicher Trend habe sich auch brandenburgweit bestätigt: Von den 277 zum Wettbewerb gemeldeten Klassen hätten 146 erfolgreich abgeschlossen. „Brandenburg liegt über dem bundesdeutschen Durchschnitt hinsichtlich des Rauchens“, sagte Rüdiger Schmolke, Leiter der Suchtpräventionsfachstelle. Einer europaweiten Studie von schwedischen Forschern zufolge greifen 35 Prozent der Brandenburgischen Schüler in den Klassen 9 und 10 täglich zur Zigarette. Innerhalb Deutschlands lägen nur noch die Schüler in Mecklenburg-Vorpommern mit 38 Prozent darüber. Der Bundesdurchschnitt liege bei 26 Prozent, im Nachbarland Berlin liegt der Anteil bei 23 Prozent. Aktuelle Potsdam-Zahlen zum Nikotinkonsum unter Jugendlichen gebe es nicht, sagte Elona Müller (parteilos), die Beigeordnete für Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz.

Unter den Durchhaltern des Wettbewerbs waren gestern drei siebente Klassen der Wilhelm-von-Steuben-Gesamtschule im Kirchsteigfeld. „Ich denke gar nicht daran, zu rauchen“, erklärte der 13-jährige Felix. Zusammen mit seinen Klassenkameraden aus der 7/2 habe er in den sechs Monaten des Wettbewerbs eine Wandzeitung über das Rauchen geführt. „Bei uns hat einer geraucht“, sagte Felix: „Der hat aufgehört, glaube ich.“

Die Sozialbeigeordnete würdigte gestern die Nichtraucher-Klassen und forderte sie dazu auf, das „gute Vorbild“ weiterzutragen. Gleichzeitig bezweifelte sie, dass das Anfang des Jahres in Kraft getretene Nichtraucherschutzgesetz allein Jugendliche vom Einstieg in das Rauchen abhält. Ein Rauchverbot müsse vielmehr mit Aufklärung und einer alternativen Anerkennungskultur verbunden werden. Denn für viele Jugendliche gelte die Zigarette immer noch als ein Zeichen des „Coolseins“. Tabak werde zunehmend zur „Arme-Leute-Droge“, sagte Rüdiger Schmolke von der Suchtpräventionsfachstelle. Durch das Rauchen fühlten sich „sozial Schwächere“ einem in der Werbung transportierten Lebensstil näher, „den man real nicht hat“. Jana Haase

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })