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Landeshauptstadt: Arme Senioren

Die Vorsitzende der Potsdamer Tafel warnt vor zunehmenden Notlagen bei älteren Menschen

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Waldstadt - Zunehmend mehr Senioren kommen in Potsdam mit ihrer Rente nicht mehr klar und müssen auf die Hilfsangebote der Tafeln zurückgreifen. „Die Altersarmut steigt“, sagte die Vorsitzende des Vereins Potsdamer Tafel, Imke Eisenblätter, am gestrigen Montag den PNN. Vor allem in den ersten Monaten dieses Jahres seien deutlich mehr Ältere in die Ausgabestellen in die Drewitzer und der Schopenhauerstraße gekommen. 25 Jahre nach der Wende kämen nun Menschen ins Rentenalter, die damals ihre Arbeit verloren hätten und seitdem keine Ansprüche mehr ansammeln konnten, fügte sie hinzu.

Insgesamt rechnet Eisenblätter für dieses Jahr mit mindestes 55 000 Anfragen auf Unterstützung durch die Ausgabe von Lebensmitteln. Allein im ersten Quartal waren es demnach rund 15 000 Anfragen. Im vergangenen Jahr kamen noch knapp 40 000 Menschen in die Ausgabestellen. Die größte Gruppe seien Bezieher von Hartz-IV-Leistungen mit rund der Hälfte aller Anfragen. 30 Prozent der Bedürftigen seien Flüchtlinge und mittlerweile rund 20 Prozent Senioren. Außerdem seien rund ein Drittel aller Bezieher von Lebensmitteln Kinder.

Die Tafeln geben die Ware, die sie von Supermärkten kostenlos erhalten, nur an Bedürftige weiter. Voraussetzung sind laut Eisenblätter ein Sozialbescheid, Hartz-IV- oder Rentenbezug sowie der Erhalt von Wohngeld. Mehr Kunden bedeuten aber, dass der Einzelne weniger erhalte. Zugleich registrierte Eisenblätter in den vergangenen Monaten zunehmende Spannungen unter den Kunden. So gebe es immer wieder Konflikte zwischen Deutschen und Flüchtlingen. „Es wird auch in Potsdam etwas schwieriger. Es gibt zunehmend fremdenfeindliche Sprüche. Die Stimmung wird gereizter.“ Dies liege auch daran, dass die Kommunikation untereinander schwierig sei.

Derzeit arbeiten rund 15 Asylbewerber ehrenamtlich für die Tafel. Das helfe schon sehr, sagte Eisenblätter. Dennoch fehlen dem Verein Mitarbeiter. Aktuell arbeiten zwischen 80 und 90 freiwillig für die Potsdamer Tafel. Benötigt würden rund 100, etwa für die Ausgabestelle oder den Fahrdienst, der die Waren von den Supermärkten abhole.

Die Ausgabestelle in der Evangelisch-Freikirchlichen Baptistengemeinde in der Schopenhauerstraße 8 ist dienstags von 13 bis 15 Uhr geöffnet. Die Filiale in der Drewitzer Straße 22 a in der Waldstadt hat mittwochs von 15.30 Uhr bis 17 Uhr und freitags von 14 bis 16 Uhr geöffnet. sen

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