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Landeshauptstadt: Ärzte beklagen Regressforderungen

Landesärztekammer: Gefahr von Insolvenzen / Potsdamer Medizinerin: Politik lässt Therapien nicht zu, „die wir für notwendig halten“

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Potsdamer Ärzte beklagen, alljährlich bei Überschreitung des Jahresbudgets in Regress genommen zu werden. Die Landesärztekammer Brandenburg (LÄKB) kritisiert sogar die Gefahr, dass Ärzte durch Regresszahlungen in die Insolvenz geraten können. „Die ständig drohende Regressgefahr, die die Ärzte aufgrund einer Richtgrößenüberschreitung des Budgets vermehrt ausgesetzt sind, führt zu einer weiteren Verunsicherung und Verbitterung in der brandenburgischen Ärzteschaft“, teilt LÄKB-Präsident Dr. Udo Wolter mit. Hintergrund ist die 1993 eingeführte Regelung, wonach pro Jahr für alle Versicherten der Gesetzlichen Krankenversicherung nur eine bestimmte Geldmenge ausgegeben werden darf.

Somit hat jeder niedergelassene Arzt pro Jahr auch nur eine bestimmte Summe zur Behandlung seiner Patienten zur Verfügung. Und das selbst dann, wenn er einen höheren Behandlungsaufwand für medizinisch notwendig hält, wie das bei der Potsdamer Sportärztin und Schmerztherapeutin Astrid Tributh der Fall ist. Seit 15 Jahren bekommt sie in jedem Jahr Regressforderungen. Für 1997 und 1998 sollte sie sogar einmal für zu viel verordnete Physiotherapie-Leistungen 75 000 D-Mark zurückzahlen. Wie sie den PNN gestern erläuterte, konnte sie die Summe im Zuge eines Vergleichs im Beschwerdeausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) auf 17000 D-Mark drücken. Wie die Ärztin sagte, zahlten die Kassen in der Schmerztherapie entweder für Medikamente oder für Physiotherapie. Beides, wie sie es in bestimmten Fällen für notwendig hält, sei nicht zugelassen. Schuld an der Situation sei die Politik, „die bestimmte Therapieformen nicht zulässt, die wir für notwendig halten“. Außerdem werde am falschen Ende gespart. Nicht jeder, der Rückenschmerzen hat, müsse mit dem Magnetresonanztomographen (MRT) untersucht werden. Hightech sei wichtig, „muss aber sinnvoll eingesetzt werden“, findet Dr. Astrid Tributh.

Die Budgetierung war für den Potsdamer Arzt Dr. Klaus Gottmann sogar einer der Gründe, warum er seine Gemeinschaftspraxis und seine kassenärztliche Zulassung an das Medizinische Versorgungszentrum des St. Josefs-Krankenhauses der Alexianerbrüder verkauft hat. Vorher arbeiteten er und seine Kollegin einen Monat im Vierteljahr „für umsonst“. Sie hatten „keinen Gewinn, nur Verluste“, die Insolvenz drohte. Nun praktizieren beide in den gleichen Räumen weiter, aber als Angestellte des St. Josefs-Krankenhauses. Dr. Gottmann: „Das erste Mal seit 15 Jahren weiß ich, was ich am Ende des Monats auf dem Konto habe.“

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