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Landeshauptstadt: Ärzte drohen mit Kündigung

Mediziner der Potsdamer Frühchenstation fürchten hohe Arbeitsbelastungen durch Klinikneugründung

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Innenstadt - Die geplante gemeinsame Kinder- und Jugendklinik für Potsdam und Brandenburg/Havel sorgt für Kritik und Verunsicherung bei den Mitarbeitern des städtischen Bergmann-Klinikums. Sieben Fachärzte der Frühgeborenen-Station des Potsdamer Klinikums warnen in einem Schreiben an die Stadtverordneten, das den PNN vorliegt, vor drohenden hohen Belastungen für die Angestellten und negativen Folgen für die Versorgungsqualität der Patienten – darunter auch die Frühgeborenen. Der Betriebsrat befürchtet Benachteiligungen für die Mitarbeiter, die an die angestrebte neue Klinikum Westbrandenburg gGmbG wechseln sollen und fordert Tarifsicherheit. Kontrovers diskutiert wurde die von Stadt und Klinikum angestrebte Gründung der neuen Klinikum Westbrandenburg GmbH auch im Hauptausschuss am gestrigen Mittwoch sowie im Sozialausschuss am Dienstagabend.

Die neue gemeinnützige GmbH für den Betrieb der gemeinsamen Kinderklinik mit zwei Standorten – in Potsdam und Brandenburg – soll nach dem Vorschlag der Stadt bereits im Januar 2013 an den Start gehen. Bergmann-Klinikum und Städtisches Klinikum Brandenburg sollen jeweils zu 50 Prozent beteiligt sein. Hintergrund sind neue Vorgaben des Landes für die Frühgeborenen-Versorgung: Laut Stadt ist dadurch die Existenz des Perinatalzentrums in Brandenburg mittelfristig gefährdet, weil dort nicht genügend Frühchen behandelt werden. Die neue gemeinsame Klinik könne dagegen „wirtschaftlich betrieben werden“, wie sich die Stadt von einer Wirtschaftsprüferin hat bestätigen lassen.

Die Fachärzte der Potsdamer Frühchenstation halten das Vorhaben dagegen für „ärztlich nicht verantwortbar und aus unserer Sicht nicht wirtschaftlich“, wie es in dem Schreiben heißt. Für die Behandlung der Frühgeborenen nach bestehenden Richtlinien seien „deutlich mehr finanzielle Mittel“ sowie mehr Schulungszeit für das Fachpersonal nötig.

Die Fachärzte drohen für den Fall der Umsetzung der Pläne indirekt mit ihrem Weggang: Eine Einsatzverpflichtung auch für den Standort Brandenburg gehe mit „erheblichen persönlichen und familiären Erschwernissen“ einher und sei daher „mit einem Arbeitsverhältnis am Klinikum nicht mehr vereinbar“, schreiben die Mediziner. Dem Klinikum ginge damit Personal verloren, ohne das das Perinatalzentrum nicht mehr betrieben werden könne.

Der Betriebsrat des Klinikums warb indes bei den Stadtverordneten im Hauptausschuss für einen Überleitungstarifvertrag für die betroffenen Mitarbeiter. Eine Sprecherin bat zudem um einen Aufschub, bevor eine Entscheidung getroffen werde. Diese Bitte lehnte der Ausschuss ab. Bei Enthaltungen von der Linken und von Die Andere wurden die Pläne für die Kinderklinik gebilligt – samt dem Zusatz, dass es einen Überleitungstarifvertrag geben müsse. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) begründete die Eilbedürftigkeit der Entscheidung damit, dass das Klinikum in Konkurrenz mit anderen Krankenhäusern stehe, die ihrerseits mit gemeinsamen Zentren die Potsdamer Pläne durchkreuzen könnten.

Bei dem Mitte November aufgetretenen Keimbefall auf der Frühchenstation des Bergmann-Klinikums werden unterdessen nur noch zwei der insgesamt acht zunächst betroffenen Säuglinge auf der Station behandelt. Alle anderen konnten gesund entlassen werden, sagte Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann am Mittwoch den PNN. Die Keimquelle ist weiter unklar: Das Stationsumfeld könne durch Untersuchungen unter anderem an Geräten und Flüssigkeiten aber als Quelle ausgeschlossen werden. jaha/HK

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