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Homepage: AStA droht Gerichtsverfahren

Referent warf Service-Stelle Diskriminierung von ausländischen Studienbewerbern vor / Uni ist irritiert

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Die Universitätsleitung ist empört, an anderen Brandenburger Hochschulen schüttelt man den Kopf: Der AStA der Potsdamer Universität steht massiv unter Kritik, weil er eine Pressemitteilung mit scheinbar unbelegten Behauptungen herausgegeben hat. Es droht sogar eine gerichtliche Klage. „Wir werden gegen die Unterstellungen voraussichtlich mit rechtlichen Schritten vorgehen“, sagt Thomas Liljeberg, Geschäftsführer der Arbeits- und Servicestelle für ausländische Studienbewerbungen e.V., kurz Uni-Assist. Der Berliner Verein wurde Ende der vergangenen Woche von AStA-Referent Mehdi Chbihi per Pressemitteilung angegriffen: Der Referent für Internationales beschuldigte Uni-Assist, ausländische Studienbewerber an deutschen Unis „rechtswidrig“ zu diskriminieren.

Der Uni-Assist-Verein wurde vor rund zwei Jahren von 41 Universitäten gegründet, darunter die Uni Potsdam. Ziel der Initiative war es, Ausländern, die in Deutschland studieren wollen, einen zentralen Anlaufpunkt bei ihrer Bewerbung zu geben. Denn vorher mussten die Unis selber alle Bewerbungen auswerten. Doch diesen Vorteil lässt Mehdi Chbihi nicht gelten. Er kritisiert vor allem die Gebührenpraxis von Uni-Assist. „Eine Bewerbung kostet 50 Euro“, schreibt der Student in seiner Stellungnahme, lässt aber unerwähnt, dass potentielle Studenten aus der EU und China nur 25 bzw. 20 Euro zahlen müssen. „Die Kosten sind im internationalen Vergleich eher gering“, verteidigt Liljeberg von Uni-Assist die Gebühren. Als eingetragener Verein müsse Uni-Assist jedoch die entstehenden Kosten ansetzen, erziele aber keine Gewinne.

Doch Chbihi erhebt noch gravierendere Anschuldigungen: Er wirft Uni-Assist vor, dass dort Unterlagen „oft“ verschwinden: „Dann muss man erneut das Geld zahlen.“ Allerdings konnte Chbihi auch auf mehrmalige PNN-Nachfrage keine Namen von Betroffenen benennen. Denn eigentlich habe man mit Bewerbern keinen engen Kontakt – schließlich seien sie noch nicht auf der Uni. „Das Problem ist aber auch bei anderen Studierendenvertretungen bekannt, etwa in Bielefeld oder Trier“, so Chbihi. Liljeberg von Uni-Assist bezeichnet die Vorwürfe über angeblich verschwundene Bewerbungen als „skandalös“. Der Anwalt von Uni-Assist prüfe zur Zeit, „wie wir gegen Herrn Chbihi vorgehen.“ Denn auch weitere Vorwürfe wie mangelhafter Datenschutz oder monatelange Bearbeitungszeiten von E-Mails seien „falsch“ und „schlecht recherchiert“.

Auch die Verwaltung der Uni Potsdam kann die AStA-Position nicht nachvollziehen. „Der Uni-Assist als Vorprüfstelle hat für die Uni und vor allem für die ausländischen Bewerber zu deutlichen Verbesserungen geführt“, sagt Larisa Subasic vom Akademischen Auslandsamt der Uni. Auch ihre Kollegin Uta Kotulla von der Fachhochschule Potsdam kann sich noch an die Zeiten vor Uni-Assist erinnern. „Wir bekamen Bewerbungen aus allen Teilen der Welt und mussten mühsam überprüfen, was die verschiedenen Bildungsabschlüsse bedeuten oder ob sie gar gefälscht sind“, so Kotulla. Durch Uni-Assist sei zwar die Zahl der Bewerbungen gesunken, „dafür ist die Qualität der Bewerbungen aber deutlich gestiegen.“

Doch gerade die gesunkene Zahl der ausländischen Bewerbungen bereitet Mehdi Chbihi Sorgen. 185 Bewerber waren im Wintersemester zur Aufnahmeprüfung des Potsdamer Studienkollegs zugelassen, schreibt er. Im Sommersemester 2004 sollen es noch 417 gewesen sein. „Die Internationalisierung der Universität ist gefährdet, gerade in einer Stadt wie Potsdam, die mit starkem Zuwachs von Rassismus und Rechtsextremismus kämpft“, warnt Chbihi. Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus (BTU) sei wegen des starken Rückgangs der ausländischen Bewerbungen aus dem Assist-Verein wieder ausgetreten. In Cottbus herrscht über diese Interpretation Erstaunen. „Wir treten zwar in der Tat zum kommenden Wintersemester aus dem Verein aus und verwalten die Bewerbungen wieder allein, doch liegt das nicht an der eigentlich guten Arbeit von Uni-Assist, sondern an unserer besonderen Akzentsetzung“, sagt Hendrik Büggeln, vom BTU-Präsidialbüro. Für die meisten Unis sei Uni-Assist aber ein „geeignetes Verwaltungsinstrument“, so Büggeln.

Für die Potsdamer Studentenvertreter ist die Aufregung um die Pressemitteilung nicht der erste Ärger in diesem Winter. Erst Ende Januar waren drei der elf AStA-Referenten zurückgetreten. Die ehemalige Ko-Referentin für Hochschulpolitik Katharina Beier hatte dem Gremium in ihrer Stellungnahme Unprofessionalität und das Fehlen eines „gemeinsamen politischen Ziel vorgeworfen“.

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