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Erreichbare Ziele: Die neu gewählte Studierendenvertretung gibt sich pragmatisch / Eine Frau und acht Männer

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Erreichbare Ziele: Die neu gewählte Studierendenvertretung gibt sich pragmatisch / Eine Frau und acht Männer Von Katja Michel Am Anfang scheinen sich die Klischees zu bestätigen. Gar nicht so leicht, im Büro des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) jemanden zu erreichen. Der Anrufbeantworter, immer wieder: „Willkommen beim Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Potsdam. Unsere Sprechzeiten sind Dienstag von 11 bis 13 Uhr und Donnerstag von 14 bis 16 Uhr.“ Es ist Donnerstag, 14.15 Uhr. 14.30 Uhr, wieder die freundliche Stimme vom Band. 14.45 Uhr, 15 Uhr und 15.15 Uhr dasselbe. Was ist da los? Sind die etwa alle auf einer Studienreise in Kuba? Ein letzter Versuch um 15.45 Uhr und tatsächlich – jetzt geht jemand dran: Sven Weber, einer von zehn neu gewählten Studierendenvertretern, zuständig für Kultur. Ja genau, erklärt er, das AStA-Büro sei am Neuen Palais, im Haus 6. Hier ist es mit den Klischees dann vorbei. An den Wänden weder Che Guevara noch Rosa Luxemburg, die AStA-Mitglieder nicht in T-Shirts mit Anarchiezeichen und mit Palästinenser-Tüchern, sondern mit Jeans und Hemden oder einfachen Sweatshirts, irgendwie so – normal. Der Sitzungsraum dann nüchtern mit kahlen weißen Wänden. Nüchtern und sachlich auch die neu gewählten Studentenvertreter, Mitglieder der Grün-Alternativen Liste (GAL) und der Hochschulgruppe der Jusos, außerdem zwei „listenlose“ Experten. Wozu genau sind sie eigentlich da? Der AStA ist sozusagen die „Regierung der Studierenden“, das Exekutivorgan. Er soll studentische Interessen im Hochschulbetrieb vertreten. Alljährlich wird er vom Studierendenparlament (StuPa) neu gewählt. Das setzt sich nach der Stimmverteilung der Gremienwahlen am Ende eines jeden Sommersemesters zusammen. Dieses Jahr besteht der AStA aus zehn Referenten, jeder von ihnen zuständig für ein eigenes Ressort. Tina Hoffmann, Referentin für Ökologie, ist die einzige Frau. Wie ist das denn so, allein unter all den Männern? „Kein Problem“, sagt sie, „die sind alle sehr nett.“ Ja, nett sind sie. Pragmatisch und wirklichkeitsnah, das sind sie auch. Die Rede ist nicht von riesigen Veränderungen, sondern von kleinen, erreichbaren Zielen. Eines der wichtigsten Vorhaben ist, „die Finanzierung auf eine transparente und nachvollziehbare Basis zu stellen“, wie Peer Jürgens, Referent für Lehre und Campus, es formuliert. Das Thema ist hochaktuell. Jüngst hatte der „Spiegel“ über den verantwortungslosen Umgang einiger Studentenvertretungen mit den Beiträgen der Kommilitonen berichtet. „Unglaubliche Schlampereien“ hatte das Nachrichtenmagazin dabei festgestellt. Derlei wollen sich die AStA-Leute der Uni Potsdam nicht vorwerfen lassen müssen. Für ihre einjährige Arbeit stehen ihnen aus den Beiträgen der Studierenden rund 150 000 Euro zur Verfügung. Eine „korrekte Buchführung“ und eine „Professionalisierung“ der Geldgeschäfte verspricht Finanzreferent Clemens Koch. Ein zweites Hauptthema ist die Ökologie. Die vorher zusammengefassten Bereiche Verkehr und Umwelt werden jetzt deswegen in getrennten Referaten bearbeitet. Ökologiereferentin Tina Hoffmann will sich unter anderem für eine konsequente Mülltrennung in allen Büros und ökologisches Essen in den Mensen stark machen. „Es geht darum, Nachhaltigkeit als Wert in der Uni zu installieren“, resümiert Peer Jürgens. Die Einrichtung einer arbeitsrechtlichen Anfangsberatung ist ein weiteres Projekt des Ausschusses. „Viele der Studenten jobben nebenbei“, erklärt Sozialreferent Carsten Hiemisch, „wir wollen sie über ihre Rechte informieren, zum Beispiel über Urlaubsregelungen und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall“. Das hat man sich also vorzustellen, wenn der AStA von einer „Vertretung von Studierenden für Studierende“ spricht. Wollen die Neuen denn jetzt alles anders machen als ihre Vorgänger von der „offenenlinkenliste“ (oll), die im vergangenen Jahr den AStA stellten und politisch weiter links einzuordnen sind? „Ganz anders kann man es nie machen“, sagt Martin Bär, neuer AStA-Vorsitzender, „aber wir setzen andere Schwerpunkte und haben einen anderen Politikstil.“ „Der alte AStA hat vor allem seine eigene Klientel vertreten, wir wollen eine Vertretung für alle Studierenden sein, zum Beispiel auch für die Nichtwähler“, ergänzt Jürgens. „An manchen Fakultäten ist der Anteil der konservativen Studierenden sehr hoch, auch die muss man vertreten“, schaltet sich Martin Bär wieder ein. Also gar keine Ideologie mehr? „Wir geben keine Standpunkte auf, weil wir kompromissbereit sind“, betont Jürgens. Das ist den Studentenvertretern wichtig, als Opportunisten wollen sie nicht gelten. „Wir sind einfach gesprächsbereiter“, erzählt Jürgens weiter. Das ist es, was die zehn neuen Referenten sein wollen: ein AStA für alle.

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