
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Atomkraft ausgepfiffen
Demo vor dem Büro von Katherina Reiche
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Innenstadt - Mit Tröten, Trillerpfeifen und lautem, rhythmischem Trommeln haben Atomkraftgegner gestern in der Friedrich-Ebert-Straße gegen eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken demonstriert. Vor dem Wahlkreisbüro der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, der Potsdamer CDU-Vorsitzenden Katherina Reiche, inszenierten die etwa 50 Atomkraftgegner einen „Atom-Alarm“. Simon Wohlfahrt vom Potsdam Organisationsteam begründete die lautstarke Aktion damit, die Bundespolitikerin, die gestern nicht in Potsdam weilte, habe „sich auch schon positiv zur Atomkraft geäußert“. Die Protestanten hinterlegten im Wahlkreisbüro Reiches die Erklärung „Atomkraft abschalten“, die laut Wohlfahrt von 155 000 Bundesbürgern unterschrieben wurde. „Laufzeitverlängerungen sind unverantwortlich“, sagte der Sprecher der Atomkraftgegner. Mit jedem zusätzlichen Betriebsjahr „wächst der Atommüllberg und mit dem Alter der Anlagen auch das Risiko eines Gaus“.
Der Potsdamer Armin Olunczek, der an der Demonstration teilnahm, erklärte den PNN, er habe sich als Stromkunde längst vom Atomstrom unabhängig gemacht. Er beziehe Strom des unabhängigen Ökostrom-Anbieters Greenpeace-Energy, der jeweils die Hälfte seines Stromes aus regenerativen Energiequellen wie Wind, Sonne oder Wasserkraft sowie aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit Erdgas als Brennstoff bezieht. Zwar produzieren die Stadtwerke Potsdam ihren Strom auch in Kraft-Wärme-Kopplung, in dem beim Verbrennen von Erdgas nicht nur Strom , sondern auch Fernwärme produziert wird. Jedoch reiche ihm dabei der Sonnen- und Windkraft-Anteil nicht, sagte Olunczek. Zudem lieferten die Stadtwerke auch Atomstrom.
„Das ist kein Geheimnis“, sagte dazu gestern Stadtwerkesprecher Stefan Klotz. Im Sommer, wenn weniger Fernwärme benötigt wird, werde auch weniger Strom im Gaskraftwerk produziert und stattdessen aus dem deutschen Verbundnetz Strom zugekauft. Dieser „Deutschland-Mix“ enthalte auch Strom aus Atomkraft. 2008 lieferten die Stadtwerke daher 2,47 Prozent Atomstrom an die Potsdamer Kunden. Der Bundesdurchschnitt, so der Stadtwerke-Sprecher, liege bei 25,4 Prozent Atomstrom. 19,2 Prozent des Stadtwerke-Stroms stamme aus erneuerbaren Energien, der Bundesdurchschnitt liege bei nur 15,8 Prozent. gb
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