Von Kay Grimmer: Atommüllfässer am Kulturstandort
Linksjugend sucht Unterstützung in der Potsdamer Studentenschaft bei ihrem Protest gegen Atompolitik
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Innenstadt - Die gelben Fässer mit dem schwarzen Atomzeichen werden von den Männern in den weißen Schutzanzügen wie sauer Bier angeboten. Doch die Erstsemestler der Universität Potsdam, die am gestrigen Abend zur zentralen Semestereröffnung in die Schiffbauergasse gekommen sind, lehnen dankend ab – es wird nichts mit einem Atomendlager am Kulturstandort.
Pünktlich zur gestern angekündigten Wiederaufnahme der Erkundung des Salzstocks Gorleben als atomares Endlager setzten Mitglieder des Linke-Jugendverbands Solid ihre Anti-Atom-Protestaktion in Potsdam fort. Seit dem 30. September demonstrieren Schüler und Studenten der Linksjugend gegen die Verlängerung der Atomkraftwerkslaufzeiten und ein mögliches Endlager.
„Wir wollen am liebsten alle Altersgruppen erreichen“, sagt Chriss Kühnl, Sprecher des Arbeitskreises Ökologie in der brandenburgischen Linksjugend Solid. Doch die insgesamt rund 20 Mitstreiter haben sich bei der jetzigen Anti-Atom-Kampagne in Potsdam vor allem auf die Studenten konzentriert. Nicht nur bei der Einführungsveranstaltung der neuen Studierenden war man gestern vor Ort, auch an den Uni-Standorten Griebnitzsee und Golm bot man – in weiße Maleranzüge gehüllt – die gelben Fässer an. „Wir wollen für das Thema und die Gefahren sensibilisieren“, so Kühnl. Trotz der bereits unterschriebenen Verträge zwischen der Bundesregierung und den Atomkraftwerksbesitzern über eine verlängerte Laufzeit sind die linken Aktivisten nicht hoffnungslos, doch noch Änderungen zu erreichen. „Die Proteste im Wendland gegen Castortransporte und die Erkundung des Salzstocks als Endlager können Erfolg haben“, so Kühnl. Außerdem hoffe er, dass auch CDU und FDP den Atomvertrag überdenken, „denn sie machen damit Politik gegen die Mehrheit der Bevölkerung“, glaubt der Sprecher des Arbeitskreises „Ökologie“. Der Atomprotest würde überwiegend Zustimmung bei Passanten hervorrufen, meinte Chriss Kühnl.
Wohl auch deshalb wollen die Linke-Mitglieder ihren Protest morgen fortsetzen. Die Aktion soll am Campus Neues Palais sowie an der Fachhochschule in der Pappelallee fortgeführt werden. Am kommenden Dienstag, dem 26. Oktober, findet am Campus Neues Palais, im Haus 8, ab 18.30 Uhr zudem eine Podiumsdiskussion zum Thema statt.
Auch parteiunabhängige Veranstaltungen gegen die Atompläne gibt es derzeit in Potsdam. So wird heute zum Wendland-Castor ab 20 Uhr im Buchladen „Sputnik“, Charlottenstraße 20, informiert. Am Freitag, dem 29. Oktober, ist ab 16 Uhr ein Fahrradkorso vom Luisenplatz durch die Stadt geplant – Motto: „Anti Atom critical mass“.
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