Sport: Auch 13-jähriger Dealer wieder gefasst Kind in Kreuzberg beim Drogenverkauf gestellt
Jetzt soll das Alter des Jungen überprüft werden
Stand:
Berlin - Über Wochen narrten die beiden Kinder die Behörden. Jetzt sind der 11- und auch der 13-jährige Drogendealer vorerst wieder in amtlicher Obhut. Nachdem der vermisst gemeldete Elfjährige bereits am Dienstag gefunden worden war, schnappte die Polizei am Mittwoch auch den 13-Jährigen. Da verkaufte der Junge gerade Drogen am U-Bahnhof Gneisenaustraße.
Zumindest für den Älteren der zwei könnte es nun ernst werden. Schon am Montag hatte das Familiengericht Tiergarten einem Antrag der Staatsanwaltschaft stattgegeben und eine medizinische Alterskontrolle des Jungen angeordnet. Die Ermittler vermuten, dass der Junge ein falsches Alter angibt, um der Strafverfolgung zu entgehen. Kinder sind in Deutschland bis zum 14. Lebensjahr strafunmündig. Eine Untersuchung soll nun Klarheit schaffen. Derzeit laufe die Terminabsprache mit der entsprechenden Fachabteilung der Charité, bestätigte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Simone Herbeth. Stellen die Rechtsmediziner ein höheres Alter des Jungen fest, könnte er nach Jugendstrafrecht angeklagt werden.
Auch im Fall des Elfjährigen prüfe die Staatsanwaltschaft, einen Antrag auf Alterskontrolle zu stellen, sagte Herbeth. Derzeit hat die Betreuung des Jungen das Jugendamt Marzahn-Hellersdorf übernommen, wie Jugendstadträtin Manuela Schmidt bestätigte. Vormund ist aber das Jugendamt Steglitz-Zehlendorf. Dem Bezirk werden alle staatenlosen Kinder zugeordnet, die ohne Begleitung einreisen, sagte Schmidt. Von da aus würden sie dann auf verschiedene Bezirke verteilt. Dem Jungen gehe es gut, er befinde sich derzeit in einer „geeigneten Betreuungseinrichtung“. Mit welchen Maßnahmen der Junge nun an einer erneuten Flucht gehindert werden soll, wollte Schmidt auf Nachfrage nicht sagen. In früheren Heimen hatte er es nie lange ausgehalten. „Je weniger an die Öffentlichkeit dringt, desto besser“, sagte Schmidt. Der Elfjährige müsse nun erst einmal zur Ruhe kommen und vor den Menschen geschützt werden, die ihn als Drogendealer missbraucht hatten.
Der Jüngere der beiden ist Palästinenser, auch der 13-Jährige hat einen Flüchtlingsstatus. Auch er soll aus einer arabischen Familie stammen, ist aber in Berlin aufgewachsen. Das Deutsch-Arabische Zentrum (DAZ) warnte gestern vor einer Politisierung der Vorfälle, nachdem im Zuge der Debatte angeregt worden war, die Altersgrenze für Strafmündigkeit herabzusetzen. Die Kinder seien aber keine Täter, sondern selbst Opfer. Nach Ansicht des DAZ müssten vor allem die „kriminellen Männer und Clan-Chefs hinter den Kindern bestraft werden“, hieß es.
Die Berliner Polizei kennt 20 bis 30 solcher Großfamilien, mit jeweils 50 bis 500 Familienmitgliedern, „von denen nicht stets alle in Berlin leben“, sagte Pressesprecher Thomas Goldack. Allerdings seien nicht alle kriminell. Verbrecherisch agierende Clans würden vorrangig mit „Betäubungsmittel- und Rohheitsdelikten“ in die Statistik eingehen. Aber auch Verstöße gegen das Waffengesetz und Aktivitäten im Rotlichtmilieu seien darunter. Soweit bekannt, stammen die Familien aus dem Libanon, wo sich aber nicht immer ihr Ursprung befinde. Teilweise handele es sich auch um arabischsprachige Türken. F. Ataman/S. Gennies
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: