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Landeshauptstadt: Auch „Culcha Candela“ beim Stadtwerkefest

Hitzige Debatte über Kosten und Transparenz des Festes im Hauptausschuss

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Das Programm des zehnten Festes der Potsdamer Stadtwerke wird immer opulenter: Wie der Veranstalter gestern mitteilte, sei nun auch die Berliner Band „Culcha Candela“ verpflichtet worden. Sie steht in einer Reihe mit Montserrat Caballé, Billy Idol, Joe Cocker, den „Puhdys“, „City“ und Nena, die allesamt beim Drei- Tage-Festival am ersten Juliwochenende kostenlos im Potsdamer Lustgarten zu sehen sein werden. „Culcha Candela“, die mit dem Song „Hamma“ den Durchbruch geschafft haben, treten am Sonntag, dem 4. Juli auf. Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Paffhausen erklärte zur Verpflichtung der Band: „Wir hatten wie jedes Jahr auch für dieses Jahr einen speziellen Jugend- Act in der Planung, jedoch ergibt sich insbesondere bei diesen eine Auftrittsmöglichkeit meist recht kurzfristig.“ Bei einer Pressekonferenz hatte er die Verpflichtung aktueller Top-Bands noch als schwierig bezeichnet, da deren Gagen sehr hoch seien. „Um so erfreuter sind wir, dass mit ,Culcha Candela’ eine Band gefunden und engagiert werden konnte, die in unser Musikkonzept gut hineinpasst“, erklärte Paffhausen gestern. In den vergangenen Jahren spielten bereits „Silbermond“, „Revolverheld“ und „Eisblume“. Dem 60-Jährigen wird immer wieder vorgeworfen, vor allem Rock-Musiker aus seiner Generation für das Fest zu verpflichten.

Unterdessen setzte sich gestern Abend im Hauptausschuss die hitzige politische Debatte um das Stadtwerkefest fort. Geschäftsführer Peter Paffhausen verwies dabei auf einen Beschluss des Aufsichtsrats, dem Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vorsitzt, wonach im Dezember 2009 das dreitägige Fest beschlossen worden sei – allerdings nicht die genaue Höhe der Kosten. Mit dem Wirtschaftsplan habe der Aufsichtsrat jedoch auch das Werbebudget beschlossen, das ein Prozent des Umsatzes umfasse, so Paffhausen. Scharfe Kritik äußerte die FDP-Fraktionschefin Martina Engel-Fürstberger am Stadtwerkefest. Sie habe den Stromanbieter gewechselt, zahle jetzt 500 Euro weniger im Jahr und sei froh, das Fest nicht mehr mitzufinanzieren. Wenn die Stadtwerke als städtisches Unternehmen Überschüsse erwirtschafteten, müsse demokratisch entschieden werden, wofür diese Gelder ausgegeben würden. Sie führte ein vergünstigtes Schülerticket für den ÖPNV an, das just jene 300 000 Euro kosten würde, die die Stadtwerke jetzt „für die Party“ ausgeben.

Oberbürgermeister Jakobs stützt die Aussage Paffhausens, wonach das Stadtwerkefest zur „Kundenbindung“ wichtig sei. Das Geld dafür werde „ganz bewusst“ eingesetzt, „andere machen teure Werbung“. Außerdem gebe es eine „große Diskrepanz“ zwischen der „Stimmung vor Ort und dem, was in den Zeitungen geschrieben wird“. Jakobs kritisierte, es gebe „Doppelbödigkeit“: Einige kritisierten das Fest öffentlich und lobten es hinter vorgehaltener Hand. Dies warf Peter Lehmann (CDU) auch Engel-Fürstberger vor: „Sie sind doch die erste, die mit Ihren Kindern hingeht!“ Dies wies die FDP-Stadtverordnete erbost zurück: „Ich gehe da nicht hin – es ist so laut, das höre ich in der Berliner Vorstadt eh’“. CDU-Fraktionschef Michael Schröder sprach von einer „Scheindebatte“. Wer das Fest nicht wolle, dürfe es im Aufsichtsrat nicht beschließen. Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg, der das Thema auf die Tagesordnung setzen ließ, äußerte sich positiv. Allein die FDP kritisierte er: Die Liberalen wollten wohl am liebsten die Stadtwerke ganz verkaufen. SCH/pst

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