Plattners Museum für Potsdam: „Auch Mona Lisa würde sich wohlfühlen“
Peter Joch bereitet die Ausstattung und die Ausstellungen im künftigen Museum Barberini vor.Auf der Jagd nach Leihgaben jettet er derzeit durch die Welt - elitär soll das Museum aber nicht werden.
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Museumsdirektor Peter Joch hat große Erwartungen, an sich und sein Potsdamer Großprojekt: „Über unser Museum soll man sprechen“, sagt der 51-Jährige. Seit vergangenem Jahr ist Peter Joch im Amt und bereitet die Ausstellungen im Palast Barberini vor. 15 Monate hat er dafür noch Zeit – dann soll das neue Museum eröffnen.
Gleich zu Beginn sollen Besucher mit einer Impressionismus-Ausstellung nach Potsdam gelockt werden. 300 Werke von bekannten Impressionisten wie Renoir, Monet oder Pissarro werden gezeigt – Joch weiß aus seinen 13 Jahren als Direktor der Kunsthalle Darmstadt, dass sie Garanten für volle Häuser sind. Aber er verspricht: „Wir möchten gern eine neue Sichtweise auf diese berühmte Stilrichtung in Szene setzen.“ Schließlich gebe es genauso auch viele Kunstliebhaber, die sich von einem besonderen Konzept anlocken lassen, meint Joch.
Der Museumschef, der gerade mit der Familie im Spreewald im Urlaub war, sieht sich als eher bodenständig. „Das Museum Barberini soll alles andere als elitär sein“, betont er. „Unser wichtigstes Ziel ist, neue Zugänge zur Kunst zu eröffnen und spannende historische Inhalte lebendig und mit viel Begeisterung zu vermitteln.“ Im Moment ist Joch viel im Ausland unterwegs und kennt die Bordmenüs der Fluggesellschaften zur Genüge. In den USA, in Großbritannien, in Russland und in Japan verhandelt er über Leihgaben. „Transport- und Versicherungskosten sind oft die zentralen Fragen.“
Anfangs schauten ihn Gesprächspartner fragend an: Als Neugründung war das Barberini-Museum natürlich unbekannt. „Anders als bei einem laufenden Betrieb musste ich unser Projekt erst einmal ausführlich vorstellen.“ Dabei spiele der Stifter des Hauses durchaus eine hilfreiche Rolle: Wenn der Name Plattner fiel, habe es keinen Zweifel am seriösen Hintergrund gegeben.
Der studierte Kunsthistoriker hat außerdem die von Plattner begründete DDR-Sammlung im Blick. Im Laufe der Jahre hat der SAP-Mitbegründer mehr als 80 Werke zusammengetragen. Die Skulptur „Jahrhundertschritt“ von Wolfgang Mattheuer gehört genauso dazu wie Bernhard Heisigs Gemälde „Friedrich der Große“, Willi Sittes Bild „Das Liebespaar“ und Werner Tübkes „Der Narr und das Mädchen“. „Wichtig ist es für uns, auch die junge Generation anzusprechen, für die die DDR nur noch Historie, nur noch eine Erfahrung aus zweiter Hand ist“, sagt Joch.
Mit einem Milliardär als Stifter im Rücken kann doch aus dem Vollen geschöpft werden, denkt sich der Laie. Doch Joch wiegelt ab: „In einem privaten Museum sprudeln keineswegs unbegrenzt die Geldquellen. Wir arbeiten mit genau kalkulierten vorgegebenen Budgets.“
Hasso Plattner hatte sich dazu entschieden, den Wiederaufbau des Barberini-Palastes sowie das darin untergebrachte Museum zu finanzieren, nachdem er seinen ursprünglichen Plan für einen Museumsneubau aufgegeben hatte. Bau und Betrieb werden über eine Förderstiftung finanziert. Die Wechselausstellungen sollen jeweils rund vier Monate zu sehen sein. Nach den Impressionisten zur Eröffnung Ende November 2016 sind zum Beispiel Ausstellungen zum Umgang mit Geschichte in der Kunst oder zur Schönheit und Hässlichkeit bei Körperdarstellungen geplant. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Beziehung zwischen Deutschland und den USA in der Nachkriegszeit sein. Eine Dauerausstellung im klassischen Sinne soll es nicht geben – die Sammlung Plattners mit ostdeutscher Kunst wird in die Einzelausstellungen integriert.
Wie es im Inneren des Prachtbaus eines Tages aussehen wird, wird bereits jetzt in einem Mustersaal in Stahnsdorf getestet (PNN berichteten). Dort kann Joch schon jetzt die Beleuchtung ausprobieren – hell wie am Tage, gedimmt oder fokussiert genau auf einen Punkt. „Jedes Werk kann genau in Szene gesetzt werden. Die Beleuchtungstechnik ist auf dem absolut neuesten Stand“, sagt er. Temperatur und Feuchtigkeit in den Räumen werden per Computer gesteuert.
Über die Wandfarbe der sechs Meter hohen Räume ist noch nicht entschieden – es könnte auf Taubenblau oder intensives Weinrot hinauslaufen. Der Eichparkett-Boden wirkt schon mal edel. „Hier würde sich sogar die ,Mona Lisa’ wohlfühlen“, ist Joch überzeugt. (mit wik)
Gudrun Janicke
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