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Sammler. Christian Fischer (r.) holt sich die Unterschrift von Schauspieler Matthias Schweighöfer im Potsdamer UCI-Kino. Mehr als 18 500 Autogramme hat er inzwischen gesammelt, nicht immer war es einfach.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Auch Rivaldo und Sauron haben unterschrieben

Christian Fischer hat über 18 500 Autogramme gesammelt – und will ins Guinessbuch der Rekorde

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„Das bin ich mit Max Raabe“, sagt Christian Fischer und zeigt auf ein Foto. Tatsächlich: Rechts neben dem 28-Jährigen steht – wie immer in kerzengerader Haltung – der international erfolgreiche Sänger. Ein Autogramm hat Fischer natürlich auch noch von ihm, denn die Unterschriften der Stars und Sternchen sind die große Leidenschaft des Autogrammsammlers.

18 514 original unterschriebene Fotos und Sammelkarten nennt er mittlerweile sein Eigen; die nach eigenen Angaben größte Sammlung in Potsdam und Umgebung. Von Hollywoodstars wie Harrison Ford oder Sharon Stone bis zu diversen Bischöfen und Firmenvorständen – kaum ein halbwegs Prominenter, der noch in seiner Sammlung fehlt. „Von Inger Nilsson, die Pippi Langstrumpf gespielt hat, würde ich gerne noch eins haben, und Bruce Willis fehlt mir auch noch“, räumt Fischer ein. Letzterer dürfte jedoch nur schwerlich dazu zu bewegen sein, denn seit der Schauspieler gemerkt hat, dass auf Tauschbörsen wie Ebay ein regelrechter Handel mit seinen Autogrammen betrieben wird, weigert Willis sich, weitere zu geben. „Natürlich gibt es dafür einen Markt“, sagt Fischer, „und es gibt auch viele Fälschungen, etwa durch Stempel, Drucke oder Sekretärsunterschriften.“ Auch er müsse damit rechnen, dass ein gewisser Anteil seiner Sammlung Fälschungen sind, aber das sei eben das Risiko dieses Hobbys, so Fischer. „Am besten sind deshalb Face-to-Face-Begegnungen mit den Stars, dann hat man absolute Sicherheit.“ Auch sein Lieblings-Autogramm hat Fischer so erlangt, als er vor Kurzem Bud Spencer bei einer Buchvorstellung in Berlin getroffen hat.

Die Autogramme, die Fischer persönlich erhalten hat, machen aber nur einen kleinen Teil seiner Sammlung aus, denn wer Beruf und Familie hat, kann nicht ständig den Stars hinterherreisen. Fischer, der in Potsdam arbeitet und inzwischen mit seiner Lebenspartnerin und seiner dreijährigen Tochter in Groß Kreutz wohnt, ist seiner Partnerin sehr dankbar für ihr Verständnis, auch wenn sie manchmal etwas darunter zu leiden habe.

Einen Großteil seiner Autogramme hat der Sachbearbeiter bei einem großen Energiekonzern in Potsdam, dessen Sammelleidenschaft 1993 mit einigen GZSZ- Autogrammen begann, per Post gesammelt, indem er einfach die jeweiligen Stars angeschrieben hat. Fan ist Fischer nicht unbedingt von all den Promis, die in schriftlicher Form auf seinem Dachboden gelagert sind – aber Autogramm ist Autogramm. „Ich sammle vom Hollywoodstar bis zur Baumblütenkönigin. Aber etwas bekannt muss man natürlich schon sein.“ Die meisten Ordner füllen Filmstars und Fußballer.

Fischer zeigt Autogramme von etlichen „Herr der Ringe“-Schauspielern: Selbst kleinste Nebenrollen sind vertreten und sogar Sauron, der dunkle Widersacher des Fantasy-Films, hat brav unterschrieben. Daneben nennt Christian Fischer aber auch Unterschriften von Leichenplastinator Gunther von Hagens, Titanic-Entdecker Robert Ballard, Hitlers Leibwache Rochus Misch sowie von Radiomoderatoren, Nobelpreisträgern, Politikern, Astronauten und Rockmusikern sein Eigen.

Um an die Autogramme zu kommen, hat Fischer bislang nicht nur Tausende Briefe geschrieben und lange bei Autogrammstunden oder Filmpremieren ausgeharrt, sondern auch öfters was riskiert: „Ich hatte mir einmal in Barcelona im Fanshop des FC Barcelona ein Bild von Rivaldo gekauft, aber ohne Unterschrift“, erinnert sich Fischer an eine Zufallsbegegnung. „Als ich rauskam, sah ich, wie Rivaldo gerade in ein Auto stieg und losfahren wollte. Das Auto hatte schon angefahren, aber ich bin ihm davor gesprungen und dann hat er mir das Autogramm gegeben.“

Der Band Bloodhound Gang ist Fischer sogar einmal nach einem Konzert mit dem Taxi hinterhergefahren. „Wir wussten ja gar nicht, wann die mal anhalten“, meint Fischer. Zum Glück hielt der Tourbus recht bald vor einem Hotel und in der Empfangshalle wurde Fischer mit den hart erarbeiteten Unterschriften belohnt. Besonders akribisch ist Fischer in Hinblick auf seinen Lieblingsverein Werder Bremen: Hier braucht der Autogrammjäger wirklich die Unterschrift von allen, egal ob Topstürmer oder Zeugwart, auch jeder Neuzugang im Kader wird sofort angeschrieben und um ein Autogramm gebeten.

„Es gibt einige Leute, die mich verrückt nennen, aber damit kann ich umgehen“, sagt Fischer gelassen. Außerdem gebe es auch viele, die sein Hobby toll fänden und ihn dabei sogar unterstützen würden. Die wird er vielleicht auch nötig haben, denn Fischer hat ein Ziel: Erst einmal will er die 20 000er-Marke erreichen und sich dann mit seiner Sammlung beim Guinnessbuch der Rekorde bewerben. Einen Rekord für die meisten Autogramme gibt es nämlich noch nicht.

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