Der Fall Kuske/Boede mag zunächst absonderlich erscheinen. Denn ist es wirklich wichtig, ob der Spitzensportler Kevin Kuske bei einem Fußballspiel im Karl-Liebknecht-Stadion eine Jacke eines bestimmten Herstellers in der Hand gehalten oder angehabt hat? Die Antwort lautet nein. Und gleichzeitig ja. Das Detail, ob Kuske die Jacke tatsächlich getragen hat, ist erst durch den ungeschickten und teilweise auch unzulässigen Umgang mit dem Thema wichtig geworden. Das betrifft beide Seiten. Die Fraktion Die Andere hätte den Vorwurf, Kuske trage Kleidung der rechtsextremen Szene, nicht auf Anhieb öffentlich machen müssen. Dass sie es tat, lässt den Schluss zu, dass die Fraktion vor der Kommunalwahl im September doch gern als starker Kämpfer gegen Rechtsextremismus in der Öffentlichkeit gesehen werden wollte – und dabei auch in Kauf genommen hat, dass der Sportler Kuske Schaden nimmt. Kuske selbst wiederum wäre gut beraten gewesen, mit den Vorwürfen schnell und klar aufzuräumen. Dazu hätte es kaum mehr bedürft als das, was Kuske gestern gesagt hat: Er hat die Jacke getragen, von der Bedeutung aber nichts gewusst – und setzt sich jetzt für die Aufklärung über rechtsextreme Kleidung ein. Die Informationslücken Kuskes aber ließen Interpretationsspielräume, besonders vor dem Hintergrund, dass die Stadtverwaltung eine offizielle Pressemitteilung, die Kuske in Schutz nahm, wieder zurückgezogen hat. Als Fazit bleibt: Die Vorwürfe gegen Kuske haben seine Persönlichkeitsrechte wenn nicht verletzt, dann doch stark angegriffen. Das Zeichen allerdings, dass rechtsextreme Symbole – auch wenn in diesem Fall das Tragen der Kleidung nicht verboten ist – in der Öffentlichkeit nicht geduldet werden, ist dennoch wichtig und richtig.
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