zum Hauptinhalt
Modellathlet. Simon Grahl will bei den Deutschen Meisterschaften ins Finale.

© Klaer

Sport: Auf dem Weg nach oben

Simon Grahl ist ein hoffnungsvolles Talent bei den Babelsberger Motor-Boxern – und Landesmeister

Stand:

So ganz leicht war es ja nicht, die Mutter von seinem heimlichen Lieblingssport zu überzeugen. Da hatte sich Simon Grahl der Leichtathletik gewidmet und die Mama konnte als Ärztin damit durchaus gut leben. Allerdings machte ihrem Sohn die Sache nie so richtig Spaß. Kampfsport sollte es sein und für den entschied er sich dann schließlich auch. „Es war nicht leicht, ihr das klarzumachen“, erzählt der 19-Jährige, der demnächst seinen 20. Geburtstag feiert. „Aber am Ende hat sie es eingesehen und ist inzwischen auch stolz auf meine Leistungen.“

Mit Recht, denn ihr Sohn zählt inzwischen zu den hoffnungsvollen Nachwuchstalenten beim Bundesligisten SV Motor Babelsberg. Bei den Männern im Oberhaus wird er zwar in der kommenden Saison noch nicht zum Einsatz kommen – in der zweiten Bundesliga wird er im Halbschwergewicht bis 81 kg allerdings bestimmt im Ring stehen.

Vor dreieinhalb Jahren wechselte der Kleinmachnower von der Leichtathletik zum Boxen und hat diesen Schritt nie bereut. Und die Erfolge ließen auch nicht lange auf sich warten. Im vergangenen Jahr kam er bei den Deutschen Meisterschaften in Wismar auf den fünften Platz und vor einer Woche erkämpfte er sich bei den Landesmeisterschaften in Schwedt den Titel gegen Frederik Franz aus Potsdam.

Ein wenig Ruhe könnte sich Simon Grahl nach diesem Erfolg jetzt erst einmal gönnen. Macht er aber nicht, denn Mitte August stehen die Deutschen Meisterschaften in Moers an. Und bei denen will er unbedingt ins Finale kommen. Der diesjährige Kampf um die nationale Krone entscheidet sich in einem besonderen Punkt von denen der vergangenen Jahre. Denn: Ab 1. Juli wird die neue Regelung in Kraft treten, nach der die Männer auch im Amateurbereich ohne Kopfschutz in den Ring steigen. Das hat Vor- und Nachteile. „Einerseits ist die Verletzungsgefahr natürlich größer“, weiß Simon Grahl. „Du kannst dir schneller einen Cut einfangen. Andererseits hat man endlich das beklemmende Gefühl nicht mehr, das du mit einem Kopfschutz hast. Außerdem war bislang auch immer die Sichtfreiheit eingeschränkt. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt darauf, wie wir alle damit umgehen.“ Im Training werde ab und zu schon ohne Schutz geboxt – im Wettkampf sei das aber etwas anderes.

Der Boxsport, so erzählt der aktuelle Landesmeister, habe für ihn eine ganz besondere Magie, die sich kaum in Worte fassen lasse. „Ich war schon immer kampfsportlastig und lebe das jetzt voll aus“, sagt Grahl. „Und ich habe ein großes Ziel. Ich will unbedingt zu Olympia.“

Bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg, auf den er sich aber unter den besten professionellen Bedingungen am Olympiastützpunkt in Berlin vorbereiten kann. Drei Trainer, ausgefeilte Trainingspläne und Trainingspartner, die auf EM- und WM-Erfahrungen verweisen können, stellen für den Motor-Boxer das „höchste Niveau“ dar.

Das Engagement des Nachwuchsathleten weiß auch Motors Cheftrainer Ralph Mantau zu schätzen. „Seine Einstellung zur Sache ist einfach lobenswert“, sagt der Bundesliga-Coach. Er hat eine ganz tolle Trainingsintensität und nimmt wirklich alles mit. Wenn wir mehr solch junger Boxer hätten, wären wir in Deutschland ganz vorn.“ Für die Erste Bundesliga, so der Trainer, sei es allerdings noch zu früh. „Er muss Erfahrungen sammeln.“

Aber sich neben dem Leistungssport auch Zeit für das jetzt beginnende Studium lassen. Denn schließlich will Simon Grahl nicht Profiboxer, sondern wie seine Mutter Arzt werden. Henner Mallwitz

Henner Mallwitz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })