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Landeshauptstadt: Auf dem Weg zur Fahrradhauptstadt

Stadt ruft erstmals Aktionswoche aus / Veranstaltungen, Touren und Infos rund um den Drahtesel

Von Peer Straube

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Die Zahlen sind durchaus beeindruckend. Fast 300 000 Kilometer werden in Potsdam täglich mit dem Fahrrad zurückgelegt – das entspricht 7,5 Erdumrundungen entlang des Äquators. 80 000 mal steigen die Einwohner täglich auf den Drahtesel und legen dabei eine Entfernung von durchschnittlich 3,7 Kilometern zurück. Statistisch gesehen besitzen zwei von drei Potsdamern ein Fahrrad: 100 000 gibt es insgesamt.

20 Prozent macht der Radanteil am Gesamtverkehr aus, in Brandenburg ist er nur in Cottbus noch ein kleines bisschen höher. Eine stolze Bilanz. Reicht aber nicht, sagt die Verwaltung und ruft daher vom 19. bis 25. April die erste Potsdamer Fahrrad-Aktionswoche aus. Mit zahlreichen Veranstaltungen soll die Werbetrommel für den Drahtesel derart gerührt werden, dass die Stadt ihrem Ziel, den Anteil des Radverkehrs bis 2012 auf 27 Prozent zu steigern ein Stückchen näher kommt. Die Landeshauptstadt will auch die „Fahrradhauptstadt Brandenburgs“ werden. „In Potsdam ist so gut wie alles mit dem Fahrrad erreichbar“, warb Oberbürgermeister Jann Jakobs am Donnerstag bei der Vorstellung des Programms. Gemeinsam mit der Polizei und dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) will man sich dem Thema auf vielfältige Weise annehmen. Zum Auftakt am 19. April gibt es eine große Fahrradrundtour durch die Stadt, zu der zwischen 70 und 100 Teilnehmer erwartet werden. Weitere Programmpunkte sind Informationsstände zur Verkehrssicherheit, Diebstahlsicherung oder Einkaufen mit dem Rad. An den Ständen kann man sich außerdem den Fahrradstadtplan Potsdams und eine neue Broschüre zur Radverkehrsförderung besorgen. Wer in der Aktionswoche mindestens zehn Kilometer mit dem Rad fährt, kann an einem Gewinnspiel teilnehmen. Als Hauptgewinn winkt ein Fahrradgutschein im Wert von 200 Euro, weitere Preise haben Einzelhändler gestiftet.

Trotz rückläufiger Tendenz sei die Zahl der Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern immer noch zu hoch, sagte Polizeioberkommissar Patric Wutenow. 377 mal habe es 2008 gekracht, in 267 Fällen seien Menschen verletzt, in einem Fall sogar getötet worden. Daher wolle man die Aktionswoche nutzen, um Autofahrer und Fußgänger zu Vor- und Rücksicht aufzurufen. Sie seien für zwei Drittel aller Unfälle verantwortlich, in die Fahrradfahrer verwickelt worden sind, so Wutenow. Daneben will die Polizei zeigen, wie man sein Rad gegen Diebstahl schützt. 1310 Fahrräder seien im letzten Jahr geklaut worden, auch hier sei die Zahl der Delikte gegenüber den 90er Jahren aber zurückgegangen. Der ADFC hat sich vorgenommen, Radfahrer Tipps für Reparaturen zu geben und hofft zudem, neue Mitglieder zu gewinnen.

Für die Verbesserung des Radverkehrs stehen laut designiertem Fahrradbeauftragten Axel Dörrie in diesem Jahr 75 000 Euro bereit. Davon will man 103 Sofortmaßnahmen bezahlen. Eine Gefahrenquelle – ein Poller in der Friedrich-Ebert- Straße – sei schon beseitigt worden. Bis Ende 2010 soll eine knappe Million Euro ins Radwegenetz fließen, etwa für eine durchgehende Markierung in der Großbeerenstraße und der Drewitzer Straße. 400 Punkte umfasst das Radwegekonzept, die nach einer Prioritätenliste abgearbeitet werden sollen. 6,2 Millionen Euro sind dafür nötig. Perspektivisch will die Stadt jährlich 750 000 Euro in den Ausbau des Netzes stecken, das sind fünf Euro pro Einwohner. Peer Straube

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