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ISt die Brandenburger Straße auf dem Weg zur Schmuddelmeile? Das befürchtet die AG Innenstadt.

© Andreas Klaer

Brandenburger Straße in Potsdam: Auf dem Weg zur Schmuddelmeile

Die Pläne zum Ausbau des Stern-Centers erfreuen nicht jeden. Die Händler der Innenstadt lehnen die Pläne ab, denn sie fürchten die starke Konkurrenz.

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Potsdam - Hohe Fluktuation, stark steigende Mieten, der Online-Handel und jetzt auch noch der Ausbau des Stern-Centers. Die Einzelhändler rund um die Brandenburger Straße sind zunehmend alarmiert. Kein Verständnis zeigte der Vorsitzende der AG Innenstadt, Wolfgang Cornelius, zu den am Mittwoch vorgestellten Plänen für ein größeres Einkaufszentrum. Zugleich warf er dem Center-Management Tricksereien vor, um die gewünschte Größe zu erreichen.

Wie berichtet ist der diskutierte Ausbau des Stern-Centers nur noch Formsache. Der für die Erweiterung notwendige Bebauungsplan solle den Stadtverordneten demnächst vorgelegt werden, hatte Jutta Moll von der Wirtschaftsförderung der Stadt den PNN gesagt. Demnach ist die kleinste von drei Ausbauvarianten, die von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) erstellt wurden, wahrscheinlich. In diesem Fall soll das Center um 9630 Quadratmeter erweitert werden. Zum Vergleich: Ein durchschnittliches Fußballfeld und die Potsdamer Karstadt-Filiale haben rund 10 000 Quadratmeter Fläche.

Cornelius kritisierte, dass es ursprünglich die beiden noch größeren Flächennutzungen gar nicht gegeben habe. Sie seien für die Studie gewählt worden, damit das gewünschte Ergebnis – die Erweiterung um 9630 Quadratmeter – kleiner aussehe.

Offener Brief an die Stadt: "Das verkraftet die Innenstadt nicht mehr"

Er warnte zugleich vor den Folgen und kündigte einen offenen Brief an die Stadtverordneten und die Stadtverwaltung an. „Diese Belastungen verkraftet die Innenstadt nicht mehr. Sie wäre dann wieder auf dem Weg zur Schmuddelmeile“, sagte Cornelius den PNN. Bereits der Online-Handel belaste die Händler seit einigen Jahren sehr. Dies und die Erweiterung der Bahnhofspassagen seien zudem nicht in die Studie eingeflossen.

Laut der Studie könnte es in einigen Warensortimenten zu einer Umverteilung von bis zu 14 Prozent kommen. Das würde bedeuten, dass knapp jeder siebte Kunde künftig im Stern-Center und nicht mehr in der Brandenburger Straße einkaufen wird. In der GMA-Studie heißt es etwa, dass in den Branchen Nahrungsmittel, Drogerie, Elektrowaren und Haushaltswaren eine „schädigende Auswirkung auf den Einzelhandel äußerst unwahrscheinlich“ sei. Hingegen würden bei Büchern und Zeitschriften, Lederwaren, Schuhen, sowie Sportbekleidung und Sportgeräte Umverteilungswerte beim Umsatz erreicht, die „häufig an die Verträglichkeitsschwelle herankommen“. Hier seien schädliche Auswirkungen durch den Ausbau im Stern-Center möglich.

Das Gegenargument, wonach eine größere Mall auch Berliner Kunden anlocken könne, ließ Cornelius nicht gelten. Dies sei eine „Anmaßung“, da die dortigen Kaufhäuser „in einer ganz anderen Liga“ spielten. Auch würden sich die beiden Shoppingbereiche eben nicht gegenseitig befördern. Es sei eine Wettbewerbssituation. Er verwies zugleich darauf, dass die Zukunft der Karstadt-Filiale in Potsdam bereits ohne den Stern-Center-Ausbau unsicher sei. „Karstadt prüft ja immer noch, welche Häuser geschlossen werden sollen“, warnte er.

Konkurrenz sei nicht schlecht

Ein Verlust des traditionsreichen Kaufhauses würde für die Brandenburger Straße einen schweren Schlag bedeuten, räumt auch der CDU-Stadtverordnete Matthias Finken ein. Dieses bringe Laufkundschaft in die Flaniermeile. Grundsätzlich begrüßte er aber den Stern-Center-Ausbau und riet dazu, die Entwicklung erst einmal abzuwarten. „Es kann schon sein, dass es zu einer gewissen Konkurrenz führt“, sagte er. Dies sei aber nichts Schlechtes. Wichtig sei, dass das Qualitätsangebot stimme und die zahlreichen Geschäftsaufgaben der vergangenen Monate analysiert würden. Der SPD-Stadtverordnete Pete Heuer verwies darauf, dass die Zielgruppen sehr verschieden seien. „Wer ins Stern-Center geht, wird nicht unbedingt das Einkaufserlebnis haben wollen“, sagte er. Eine Möglichkeit für die Innenstadt sei, auf das Gefühl beim Einkaufen zu setzen. Kleine Veranstaltungen könnten helfen.

Hans-Jürgen Scharfenberg von den Linken begrüßte die Erweiterung uneingeschränkt. Dies werte das Stadtviertel im Osten der Innenstadt deutlich auf. „Ich sehe nicht, dass die Innenstadt darunter leidet, sie muss nicht geschützt werden“, sagte er den PNN. Hier gebe es Grenzen, fügte er auch mit Blick auf die Situation im Straßenverkehr und die bessere Erreichbarkeit des Stern-Centers hinzu.

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg wollte sich nicht weiter zu der Erweiterung äußern. Dazu müsse der Bebauungsplan beschlossen werden, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Günter Päts. Derzeit sei der Verband nicht beteiligt an der Diskussion über die Auswirkungen auf die Einzelhändler. Allerdings hänge mögliche Konkurrenz davon ab, welche Sortimente im Stern-Center im Zuge der Erweiterung angesiedelt würden. „Wenn da ein Riesen-Media-Markt hinkommt, werden die Auswirkungen nicht so groß sein“, fügte er hinzu.

Stefan Engelbrecht

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