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LEUTE in Potsdam: Auf dem Weg zurück ins Leben

Monika Miess ist Trauerbegleiterin beim ambulanten Hospizdienst

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„Trauer ist keine Krankheit“, sagt Monika Miess. Die zarte Frau wärmt ihre Hände an einer Tasse mit Jasmintee. Für ein halbes Jahr ist sie hauptamtlich als Trauerbegleiterin beim Ehrenamtlichen Ambulanten Hospizdienst Potsdam (EAHP) beschäftigt.

Trauer gehöre zum Abschied. Von jedem einzelnen Menschen werde sie unterschiedlich intensiv und lang erlebt. „Trauer endet nie, aber sie verändert sich.“ Allerdings müssen die Menschen ihren Weg ins Leben zurückfinden. „Das ist wichtig.“ Dabei möchte sie helfen. Ihre dunklen Augen sind auf ihr Gegenüber gerichtet, ganz unaufdringlich.

„Sterben, Leben und Tod interessieren mich seit meinem 20. Lebensjahr“, erzählt Monika Miess bedacht. In Hamburg wurde sie zur Erzieherin ausgebildet. Die vierfache Mutter arbeitete als Kommunikationstrainerin mit Eltern und Kindern, um mit ihnen das „aktive Zuhören“ zu üben, wie sie sagt. Mit Interesse las sie unter anderem Bücher der inzwischen verstorbenen Schweizer Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross. Nach ihrem Umzug 1999 nach Potsdam schaute sie sich um und entdeckte 2001 den damals neu ins Leben gerufenen EAHP. Sie ließ sich im ersten Kurs als Sterbebegleiterin ausbilden. Im Anschluss entschied sie sich für eine Weiterbildung als Trauerbegleiterin in Berlin.

Nun steht sie einzelnen trauernden Menschen bei. Mit den ehrenamtlichen Mitarbeitenden öffnet sie das Trauercafé zweimal im Monat und ist beim Gesprächskreis für Trauernde zu gegen. Mit Jahresbeginn wird es speziell auch eine Gruppe für junge Witwen geben. Diese Angebote werden verstärkt aufgesucht. „Hier spüren die Menschen, sie sind nicht allein.“ Sie erfahren, dass es auch andere Menschen gibt, die sich mit Schmerz und Abschied beschäftigen. Im Alltag sei das oft schwierig. Monika Miess schaut ernst. Viele Menschen stehen den Trauernden verunsichert gegenüber. Statt Anteilnahme zu zeigen, ziehen sich viele zurück, sagt die 1955 Geborene. Das verstärke das Gefühl der Einsamkeit der Trauernden.

Nicht zuletzt durch ihre Tätigkeit habe sie ein anderes Bewusstsein für das Leben, ihr eigenes Leben bekommen. Stärker nehme sie Kleinigkeiten wahr. So genieße sie auf langen Wanderungen die Wälder und Seen in der Umgebung. Erfreue sich an Gänseblümchen oder auch dem ersten bunten Laub im Jahr. Diese Kleinigkeiten fügen sich zu einem Puzzle und schenken Freude und letztendlich auch Kraft für ihre Arbeit. „Mit dem Tod sollten wir natürlicher umgehen“, wünscht sich Monika Miess, „ihn nicht verdrängen und auf den Trauernden zu gehen.“ Ulrike Strube

Ulrike Strube

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