Landeshauptstadt: „Auf den eigenen Willen kommt es an“ Arzt Hilger Müller hilft Rauchern beim Aufhören
Dr. Hilger Müller ist Facharzt für Innere Medizin mit dem Spezialgebiet Lungen- und Bronchialheilkunde.
Stand:
Dr. Hilger Müller ist Facharzt für Innere Medizin mit dem Spezialgebiet Lungen- und Bronchialheilkunde. In seiner Praxis in der Schopenhauerstraße 7 bietet er kleine, vierteljährige Kurse an, bei denen die Teilnehmer zum Preis von 150 Euro lernen können, ihre Sucht nach den Glimmstängeln zu überwinden. Die PNN sprachen mit ihm über Tricks und Kniffe auf dem beschwerlichen Weg zum rauchfreien Leben. Raucher qualmen gegen den Terrorismus, und für die Rentenkasse – fühlen Sie sich manchmal als jemand, der dem Finanzminister die Tabaksteuer vergällt? Nein. Das ist blanker Unsinn. Die Kosten, die Raucher durch ihre Folgekrankheiten verursachen, sind im Endeffekt deutlich höher. Das Erfassen solcher Summen für die Behandlung von etwa Lungenkrebs oder Gefäßerkrankungen ist jedoch schwieriger, als eben nur die blanken Einnahmen aus der Tabaksteuer zu sehen. Zudem gehen durch die Folgen des Rauchens ganze Berufsjahre wegen Erwerbsunfähigkeit verloren. Wie kann eine erfolgreiche Strategie aussehen um mit dem Rauchen aufzuhören und die Sucht zu überwinden? Solch ein Versuch will gut geplant sein und sollte möglichst mit ärztlicher Hilfe stattfinden, etwa in Kursen – gemeinsam hört es sich besser auf als allein. Der Wille zum Aufhören ist entscheidend, die Motivation kommt in den meisten Fällen vom Arzt. Ein konfuser Beginn mit Anti-Raucher-Pflastern und ähnlichen Hilfsmitteln misslingt häufig. Was bringen denn solche Wundermittel? Für sich genommen nicht viel. Ich hatte schon Fälle, dass sich Leute ein paar Nikotin-Pflaster gekauft haben und trotzdem weiterrauchten. Das Resultat war, dass ihr Nikotin-Spiegel im Körper stieg und sie noch mehr Zigaretten brauchten. Doch gerade in der ersten Zeit des Nichtrauchens kann ein Nikotin-Nasenspray nützlich sein, um gegen Sucht-Schübe anzukämpfen. Welche größten Fehler kann der angehende Nichtraucher begehen? Einmal Essen. Rauchen regt den Stoffwechsel an. Wer nicht mehr raucht, verbraucht 150 Kalorien weniger pro Tag, als wenn er vorher durchschnittlich eine Schachtel pro Tag qualmte. Gleichzeitig isst der neue Nichtraucher aber mehr, weil die Geschmacksrezeptoren im Mund sensibler sind und alles besser schmeckt. Deshalb sollte sich mit dem Nichtrauchen auch gleich der Speiseplan ändern. Zudem ist der richtige Zeitpunkt wichtig: Am besten ist es, wenn eine berufliche Veränderung oder ähnliches ansteht. Dann kommt man leichter aus dem Kreis von eingefahrenen Raucherritualen heraus. Der Entschluss darf nicht halbherzig gefasst sein. Ist nach der Entscheidung aufzuhören überhaupt kein Tabak mehr erlaubt? Unbedingt, das ist wie beim Alkoholismus. Wer einmal wieder eine Zigarette raucht, der ist schnell bei der nächsten und so weiter. Es ist diese Mischung aus physischer und psychischer Abhängigkeit, welche die Sucht nach Zigaretten so gefährlich macht. Was können großflächige Rauchverbote bringen? Eigentlich halte ich nicht viel von solchen staatlichen Schritten. Jedoch muss es vorrangig um den Schutz von Nichtrauchern gehen. Wenn die Raucher hier keine amerikanischen Verhältnisse wollen, sollten sie schon umdenken und mehr Selbstdisziplin an den Tag legen, etwa in Restaurants. In erster Linie muss man aber bei der Jugend ansetzen und ihnen vermitteln, dass Rauchen uncool ist. Es ist nötig, den Jugendlichen eine vernünftige Zukunftsperspektive zu bieten, weil Rauchen oft eine Folge von Gruppenzwang und Frust ist. Sie haben selbst mehrere Jahre geraucht - wie sind Sie eigentlich von den Zigaretten losgekommen? Ich habe einfach aufgehört, wegen meines Berufs. Meine Familie hat mich dabei sehr unterstützt. Erst nach rund sechs Jahren hatte ich kein Bedürfnis mehr nach Zigaretten.Das Interview führte Henri Kramer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: