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Kochtraining als Empfehlung für den späteren Berufsweg.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Auf den Geschmack gekommen Frisch zubereitet – junge Männer lernen kochen

Der Geruch von Gänsebraten und Rotkohl erfüllt die Küchenwerkstatt Lorenz in der Waldstadt. Vor dem Herd stehen vier Männer Anfang 20 aus der betreuten Wohngemeinschaft W 13 im Schlaatz; sie haben dieses Mahl heute eigenhändig zubereitet.

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Der Geruch von Gänsebraten und Rotkohl erfüllt die Küchenwerkstatt Lorenz in der Waldstadt. Vor dem Herd stehen vier Männer Anfang 20 aus der betreuten Wohngemeinschaft W 13 im Schlaatz; sie haben dieses Mahl heute eigenhändig zubereitet. Es ist schon die vierte „Trainingseinheit Kochen“ die die vier am Montag absolvieren. „Sie sind mit Feuereifer dabei und sind nach dem ersten Mal weiter drangeblieben!“, freut sich Karin Thiele vom Verein „Umwelt für Kinder“, die das Pilotprojekt zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Potsdam e.V. (Awo) initiiert hat.

Die vier WG-Bewohner kommen aus schwierigen sozialen Verhältnissen, etwa aus Hartz-IV-Familien, befinden sich in einer wackligen beruflichen Lage und wären ohne das betreute Wohnen obdachlos. „Das wichtigste Ziel dieses Projektes war es daher, den Jugendlichen durch dieses Kochtraining eine berufliche Perspektive, zum Beispiel in der Gastronomie, zu eröffnen. Aber auch, ihnen gesundes Essen näher zu bringen“, erklärt Thiele. Der Kochkurs umfasst nicht nur kulinarische Techniken – heute etwa das Tranchieren von Gänsen – sondern auch grundlegende Benimm- und Stilregeln, etwa das Decken des Tisches oder Menüregeln. Dies wird auch noch Inhalt eines Etikette-Seminars im Januar sein, das im Restaurant am Pfingstberg unter Leitung des Inhabers Mario Kade stattfinden wird, der auch die heutigen Gänse gestiftet hat. Für das Projekt hat die Firma Lorenz ihre Küche und Meisterkoch Knauer seinen Einsatz unentgeltlich zur Verfügung gestellt.

Gerade rollt der zwanzigjährige Sebastian Anton Blätterteig für das Dessert aus: Apfeltarte mit Zimteis. Ganz gleichmäßig gelingt das noch nicht, aber unter Anleitung von Knauer bekommen die Kochschüler, zu denen auch noch ein Paar aus einem Awo-Familienhaus gehören, langsam den Dreh raus. „Zu Hause in der WG essen wir natürlich manchmal Fertiggerichte“, meint Anton. „Manchmal?“, fragt einer seiner Mitbewohner grinsend, „Dauernd!“. „Naja“, meint Anton, „es kommt halt auch auf das Geld an.“ Nun würden sie öfter auch selber kochen; frisch Zubereitetes schmeckt schon besser, und sei manchmal sogar billiger, räumt Anton ein. Das Beste dabei ist jedoch, dass der Plan aufgegangen ist: Alle vier haben vor, sich nach neuen Berufsmöglichkeiten umzusehen oder eine Ausbildung zu machen. Der 20-jährige Michel Grossgebauer meint: „Ich würde gerne eine Arbeit im Küchenbereich machen.“ Auf diesen Erfolg ist Karin Thiele besonders stolz: „Es gehört mit zum Projekt, das wir ihnen auch helfen, diese Berufe zu finden.“ Am Ende werden die jungen Männer noch eine offizielle Empfehlung erhalten, die für eine Bewerbung im gastronomischen Bereich sicher hilfreich sein wird.

Die Klöße sind fertig, die Gänsekeulen ebenfalls; nur noch die die Servietten müssen stilecht zu Fächern gefaltet werden. Zu den gesponsorten Lebensmitteln gehörten auch Kürbisse für die zweite Trainingseinheit im November: „Das hatte ich noch nie gegessen!“, sagt Anton. E. Wenk

E. Wenk

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