Von Henri Kramer: Auf der Jagd nach neuen Titeln
Potsdam will „Qualitätsstadt“ werden / Große Marketing-Offensive zum „Jahr des Films“
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Potsdam will einen neuen Titel und sich künftig „Qualitätsstadt“ nennen. Dieses seit 2009 europaweit anerkannte Qualitätssiegel vergibt die bundesweite Initiative Service-Qualität des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) um „nachhaltig und kontinuierlich“ die Servicequalität von Dienstleistern zu verbessern. Die Bewerbung um den Titel wird im aktuellen Marketingbericht der Stadt für das kommende Jahr angekündigt. Für das Siegel bedürfe es „der Unterstützung der Partner aus Einzelhandel, Gastronomie und Einzelhandel“, heißt es in dem Papier.
Denn die Vergabe des Qualitätszertifikats ist für jede Stadt an das Erreichen einer Mindestzahl von sogenannten Q-Betrieben geknüpft, die sich unabhängig von der Service-Initiative schulen und prüfen lassen müssen – 50 solcher Einrichtungen müsste es laut DTV-Anforderungskatalog in Potsdam geben. Bisher gibt es in Potsdam 27 solcher Einrichtungen, unter anderem den Filmpark, die Biosphäre, das Mercure-Hotel oder das Restaurant „Am Pfingstberg“. Verpflichtend für den Titel ist laut DTV ferner ein Workshop, in dem Stadt und alle teilnehmenden Q-Betriebe „eine gemeinschaftliche Selbstverpflichtung der angestrebten Servicestandards“ entwickeln. Mit dem Titel „würde Potsdam über ein Alleinstellungsmerkmal verfügen“ und könnte sich „als Standort mit nachgewiesener Qualität bei den Kunden etablieren“, heißt es im Marketingbericht. Für den Wettbewerb zuständig ist die Gesellschaft Potsdam Tourismus Service (PTS) der landeseigenen Tourismus Marketing Brandenburg GmbH, die für knapp 610 000 Euro im Jahr Potsdam als Tourismusstandort vermarkten soll.
Weiterhin setzt die PTS bei der touristischen Werbung voll auf das Themenjahr des Films, das anlässlich des 100. Geburtstags von Studio Babelsberg ansteht. Dafür hat die Stadt eigens ein Projektbüro eingesetzt, bereits jetzt stehen rund 100 Termine rund ums Thema Film fest – unter anderem die Winteroper, diesmal mit der „Hochzeit des Figaro“ in einer Inszenierung des Potsdamer Regisseurs Andreas Dresen. Geplant ist auch, jeden Monat ein Gebäude der Stadt als „Filmschauplatz des Monats“ auszuweisen. Zugleich will die PTS ihr Stadtrundfahrten-Sortiment, bei dem bislang vor allem die Welterbestätten angesteuert werden, um eine Tour zum Thema „Babelsberg – Facetten einer Filmstadt“ ergänzen. Auch im Ausland soll geworben werden, beispielsweise sind mehrere Messestände geplant. Einzig unklar bleibt, warum laut dem Plan 30 000 Programmhandzettel erst im März 2011 – also bereits mitten im „Jahr des Films“ – erscheinen sollen.
Auch für die kommenden Themenjahre hat sich Potsdam schon festgelegt. Nachdem Potsdam 2012 sich zum 300. Geburtstag von Friedrich II. schmückt, wird dem Marketingplan zufolge 2013 zum zweiten Mal ein „Jahr der Wissenschaft“ ausgerufen. Mit solchen Marketing-Offensiven soll auch die Zahl der Übernachtungen in Potsdam erhöht werden. Zuletzt hatte die Stadt nach leichten Rückgängen in den vergangenen Jahren von Januar bis August dieses Jahres 253 000 Übernachtungen gezählt, rund acht Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Zugleich sind laut dem Marketingbericht in Potsdam die Jahresbruttoumsätze im Tourismus von 2006 bis 2009 kontinuierlich von 649,3 Millionen Euro auf 753 Millionen Euro gestiegen. Daraus ergaben sich allein 2009 Steuereinnahmen in Höhe von 16,4 Millionen Euro. Auch die Aufenthaltsdauer, die bei 2,4 Tagen pro Tourist liegt, soll erhöht werden. Eine Möglichkeit: Mit dem speziellen Angebot „Sommerresidenz Potsdam“, das bundesweit beworben wird und ausgebaut werden soll, hofft die Stadtverwaltung vor allem Familien für einen drei- bis viertägigen Kurzurlaub nach Potsdam zu locken.
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