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Gut in Potsdam eingelebt. Tom Schütz (rechts)  hier beim 1:0-Hinspielsieg gegen den FC Bayern II im Duell mit seinem alten Kumpel Mario Erb  fühlt sich beim Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03 wohl.

© Manfred Thomas

Von Michael Meyer: Auf der Jagd nach Punkten und Wild

Tom Schütz zieht nach seinem Wechsel vom FC Bayern II zu Babelsberg 03 eine positive Zwischenbilanz

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Der Mann kennt sich aus und kann eine Fernprognose wagen: „Ich glaube nicht, dass wir am Samstag spielen“, meint Tom Schütz, Abwehrspieler des Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03. Der soll eigentlich am Samstag sein letztes Spiel in diesem Jahr bestreiten – beim FC Bayern München II im Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße, in der Schütz sieben Jahre lang zu Hause war, ehe er im Sommer 2010 einen Ein-Jahres-Vertrag beim SVB unterschrieb. „Dort unten herrschen auch Schnee und Frost, und die Stadt sperrt schnell mal das Stadion, in dem meist nicht viel gemacht wird“, weiß der 22-Jährige. „Ich hatte in den letzten Tagen telefonischen Kontakt mit einigen Leuten in München, und die haben nicht gerade Hoffnungszeichen ausgesendet.“ Trotzdem trainieren die Nulldreier natürlich weiter. „Wir bereiten uns so lange auf die Partie vor, solange sie nicht offiziell abgesagt ist“, sagt Tom Schütz, der der Übungseinheit am Dienstagnachmittag am Stern wegen einer Zahn-Operation fern blieb.

„Ab Mittwoch bin ich aber wieder voll dabei“, signalisiert der in Bamberg geborene Unterfranke, der sein erstes halbes Jahr im Preußischen positiv sieht. „Ich fühle mich hier wohl“, erklärt er. Gemeinsam mit Freundin Franziska (24), mit der er seit fünf Jahren zusammen ist und die jetzt ein zweijähriges Volontariat beim Babelsberger Radiosender „Teddy“ absolviert, ist er in eine 65-Quadratmeter-Wohnung im „City-Quartier“ nahe des Hauptbahnhofes gezogen. Dort wohnen noch mehr Nulldreier – Dominik Stroh-Engel und Marcus Hoffmann, Hendrik Hahne und Kai Bastian Evers, Guido Kocer und Julian Prochnow. „Da treffen wir uns schon ab und an mal zum Zocken oder Playstation-Spielen“, erzählt Schütz, der sich auch schon die Stadt angeguckt hat. „Nicht nur direkt die City, sondern auch Sanssouci und den Babelsberger Park, den ich anfangs nur von unseren Trainingsläufen kannte.“ Und mit SVB-Stürmer Anton Makarenko – seit gemeinsamen Spielen in der Bayern-Auswahl ein guter Bekannter – geht er ab und an mal essen.

Auch sportlich zieht Tom Schütz eine positive Zwischenbilanz. „Mit den bisherigen 21 Punkten kann unsere Mannschaft gut leben“, meint er. „Natürlich hätte es der eine oder andere mehr sein können, was uns aber zeigt, dass wir in der Rückrunde vor keinem Gegner Angst haben müssen. Wir sind stark genug für genügend Punkte zum Klassenerhalt.“ Für ihn selbst hat sich der Wechsel an die Havel nicht nur mit einem Blick auf die momentane Tabelle – Babelsberg 03 ist 13., Bayern II als 19. Vorletzter – gelohnt. „Ich bin hier in der Vorrunde auf meiner Lieblingsposition zu meinen Einsätzen gekommen und bin persönlich grundsätzlich zufrieden, obwohl es noch viel Platz nach oben gibt“, erzählt der im defensiven Mittelfeld vor der eigentlichen Abwehr als sogenannter „Sechser“ agierende Kicker, der gegen Heidenheim auch schon einmal traf. Steigerungspotenzial sieht er vor allem in seinem Spielaufbau, „in den noch mehr Sicherheit rein muss“, so Schütz. „Und ich muss öfter den einfachen Ball spielen und nicht den Risikoball, was ich gern nache.“

Wie alle Fußballer hoffe er, sich durch gute Leistungen für höherklassige Mannschaften empfehlen zu können. „Aber nur, wenn die Mannschaft geschlossen auftritt, bringt das jeden einzelnen nach vorn“, sagt der frühere U20-Auswahlspieler, für den schon einige Vereine Interesse bekundet haben sollen und der immer noch mit Münchens Nationalspieler Holger Badstuber eng befreundet und in regelmäßigem Telefonkontakt ist. „Schließlich haben wir im Jugendhaus des FC Bayern jahrelang zusammen gewohnt“, erklärt Schütz, der sich auch mit seinen früheren Mitspielern Maximilian Haas und Mario Erb noch regelmäßig telefonisch austauscht. Große Unterschiede zwischen seinem alten und seinem neuen Verein sehe er nicht, sagt er. „Der größte ist wohl der, dass es bei Bayerns U23 immer wieder vor allem um die Ausbildung junger Spieler und hier in  Babelsberg um Punkte geht“, so Tom Schütz. „Letztlich aber ist Fußball überall das gleiche: Es geht darum, hinten mindestens ein Tor weniger zu bekommen als vorn zu schießen.“

Stichwort Schießen: In seiner Freizeit geht Tom Schütz gern richtig auf die Jagd. „Ich bin damit groß geworden – mein Opa war Jäger, mein Vater, mein Onkel und meine beiden älteren Brüder Tim und Daniel sind es auch, Tim sogar beruflich“, erzählt der Defensiv-Allrounder, dessen Vater Udo einst auch sein erster Fußball-Trainer daheim beim TSV Burgpreppach war. „Ich habe schon Hasen, Enten, Reh, Wildschwein und Fuchs erlegt. Darum geht es in erster Linie aber gar nicht. Wichtig ist mir vor allem, mal raus in die Natur zu kommen und die zu genießen, nach Druck und Hektik im Fußball dort abzuschalten und durchzuschnaufen.“ Für sein Hobby hat Schütz einen Begehungsschein für ein Revier in der Nähe Niemegks.

Ehe er mit seiner Franziska über die Weihnachtsfeiertage heim nach Unterfranken zu seiner und ihrer Familie fährt, jagt Tom Schütz bis Mittwoch nächster Woche noch in Babelsberg beim Training dem Ball nach. Ob der SVB das auch am kommenden Samstag beim FC Bayern II tun wird, entscheidet sich möglicherweise schon am morgigen Donnerstag.

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