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Von Luise Fröhlich: Auf die Plätze, fertig, Start!
Stipendienprogramm für Schüler unterstützt Zuwandererkinder / seit 2009 vier neue Stipendiaten in Potsdam
Stand:
Soziales Interesse, ausgezeichnete schulische Leistungen und Migrationshintergrund – das verbindet alle Stipendiaten der „Start“-Stiftung, die seit 2002 ein Stipendienprogramm für Zuwandererkinder anbietet. Migrantenkindern aus materiell benachteiligten Familien soll so geholfen werden, bessere Voraussetzungen für eine mögliche akademische Laufbahn zu schaffen und die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern.
Die Schüler erhalten ein monatliches Bildungsgeld in Höhe von 100 Euro für Lernmaterialien und Kulturausgaben und haben die Möglichkeit, an verschiedenen Bildungsseminaren teilzunehmen. Die in Brandenburg seit vier Jahren aktive Stiftung fördert momentan insgesamt 17 Schülerinnen und Schüler. Seit 2009 zählen zu den Stipendiaten auch vier Potsdamer: Karyna und Nicole aus der Ukraine, Leonel-Richy aus Nigeria und Alexandra aus Kasachstan.
Alexandra Beletskaya ist 17 Jahre alt und stammt ursprünglich aus Almaty, der ehemaligen Hauptstadt Kasachstans. 2003 wanderte sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester nach Potsdam aus, da hier auch der Cousin ihrer Mutter wohnt. Deutsch hat sie bereits selbstständig in Kasachstan gelernt. „Durch Lesen, Fernsehen und sozialen Umgang lernte ich hier immer schneller deutsch. Im Gegensatz zu meinen Eltern“, so die Schülerin. „Sie sind auf mich angewiesen, was die deutsche Sprache betrifft. Oft muss ich zum Beispiel Briefe übersetzen.“ Ihr Vater hat eine Zeit lang Französisch an der Uni Potsdam gelehrt und ihre Mutter war in Kasachstan als Ärztin tätig. Wegen ihrer sprachlichen Schwierigkeiten und dem fortgeschrittenen Alter können beide die Berufe nicht mehr ausüben.
Alexandra besucht die 11. Klasse des Einstein-Gymnasiums und will mit Abitur abschließen. Ihre sehr guten schulischen Leistungen sieht die Schülerin als Beweis, „dass die Auswanderung Sinn gemacht hat“. Alexandra zeigt soziales Engagement in einer Migrationsorganisation, wo sie „Papierkram und Übersetzungsarbeiten für Ausländer erledigt“. Zudem absolvierte sie bereits Praktika im St. Josefs-Krankenhaus, in einem Altenheim und einem Kindergarten. Ihre berufliche Zukunft sieht Alexandra entweder im Medizinbereich oder als Dolmetscherin, denn sie ist sprachlich sehr talentiert und lernt momentan sechs Sprachen. Im Sommer 2009 erhielt Alexandra das Stipendium und kann seitdem nicht nur von der finanziellen Unterstützung profitieren: „Wir haben viele Veranstaltungen und Exkursionen. In den Winterferien geht es nach Wien“, berichtet sie begeistert.
Auf die Exkursion nach Wien freut sich auch die 15-jährige Dung Nguyen, die schon das zweite Jahr bei „Start“ dabei ist. Die gebürtige Deutsche hat ihre Wurzeln in der vietnamesischen Stadt Ha Dong, wohnt aber schon zeit ihres Lebens in Potsdam am Schlaatz. Dung und ihre beiden jüngeren Geschwister sprechen sowohl perfekt deutsch, als auch vietnamesisch. „Zu Hause wird durch meine Eltern oft vietnamesisch gesprochen. Das ist vorteilhaft für mich, denn so verlerne ich die Sprache nicht.“
Für „Start“ hat sich Dung im April 2008 beworben und obwohl sie noch nicht weiß, welche berufliche Richtung sie später einschlagen wird, ist sie sicher, dass der Titel „Stipendiatin“ von großem Vorteil für ihre Bewerbungen ist. Sie besucht zurzeit die 10. Klasse des Humboldt-Gymnasiums und will den Hochschulabschluss schaffen. Soziales Engagement zeigt Dung durch Hausaufgabenhilfe für vietnamesische Kinder aus der Nachbarschaft oder indem sie an Projekten des Mädchentreffs der Potsdamer „Zimtzicken“ teilnimmt. Außerdem hilft sie anderen vietnamesischen Zuwanderern bei Behördengängen und Übersetzungen.
Einer der fünf Kooperationspartner der Start-Stiftung ist die RAA Brandenburg (Regionale Arbeitsstellen für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule), deren Geschäftsführer Alfred Roos positiv auf das Stipendienprogramm blickt: „Ehrenamtliches Engagement, politische und soziale Aktivitäten belegen die gelungene gesellschaftliche Integration der Jugendlichen.“
Luise Fröhlich
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