Neue Müllautos in Potsdam: Auf die sanfte Tour
Ab September rollt in Potsdam ein leises Elektro-Müllfahrzeug – eine Weltneuheit. Getestet wird auch der Einsatz in den Abendstunden.
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Müllabfuhr ist laut. Doch das könnte sich in der Landeshauptstadt ändern. Ab September wird für die Stadtentsorgung Potsdam (Step) ein Elektro-Entsorgungs-Laster durch die Straßen kurven, um die Mülltonnen zu entleeren. Es ist eine Art Öko-Lkw, der wie bereits einige Busse der Verkehrsbetriebe mit einem Hybrid-Motor fährt, also einem gekoppelten Diesel-Elektro-Antrieb. Neu ist, dass darüber hinaus auch die hydraulische Schwenkanlage, mit der die Tonnen in den Container gehoben werden, elektrisch betrieben wird. „Es ist eine Weltneuheit. Es ist deutlich leiser als herkömmliche Fahrzeuge“, erklärt Stephan von Schwandner, Geschäftsführer der Hüffermann Transportsysteme GmbH aus Neustadt/Dosse, die mit Förderung von Bund und Land diesen neuen Entsorgungs-LKW entwickelt hat. Auch im Kreis Oberhavel und später einmal auch in Berlin soll er zum Einsatz kommen.
Am Donnerstag wurde ein Prototyp auf einer Pressekonferenz im Wirtschaftsministerium erstmals öffentlich präsentiert. Der Anlass war eigentlich ein anderer, ein Jubiläum, der 40 000ste Job, der mit Hilfe der Landes-Wirtschaftsförderer von der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) seit ihrer Gründung 2001 geschaffen wurde. Und zwar just in der Hüffermann-Firma, wo sich der 31-jährige Andreas Höpfner, ein gelernter Kfz-Mechaniker aus Perleberg, freut, dass es mit seiner Bewerbung geklappt hat. Als „Konstrukteur“ tüftelt er nun mit an weiteren Erfindungen der 180-Mitarbeiter-Firma, die sich auf Lkw und Anhänger mit Sonderaufbauten und Entsorgungsfahrzeuge spezialisiert hat – und Elektromobilität als Chance und weiteres Standbein erkannt hat.
Seit Mitte Juli ist der erste Elektro-Mülllaster im Kreis Oberhavel bei Velten im Einsatz, für das Unternehmen AWU, das zu 51 Prozent dem Landkreis und zu 49 Prozent der Alba-Gruppe gehört. „Es bewährt sich im Alltag. Wir benötigen 25 Prozent weniger Diesel. Das ist schon eine Größenordnung“, sagte AWU-Fuhrparkchefin Anette Fürstenberg. Vor allem aber geht es um eine leisere Müllabfuhr, was neue Möglichkeiten eröffnet. „Wir wollen mit dieser Technik nachts fahren“, sagte Fürstenberg. Der Vorteil sei, dass der Wagen so leise sei, dass man keine Sondergenehmigung mehr benötige. Hüffermann-Geschäftsführer Schwandner illustrierte dies so: Herkömmliche Fahrzeuge hätten einen Lärmpegel von 105 Dezibel, ein Rasenmäher von 90 Dezibel, das Elektrofahrzeug nur 76 Dezibel.
Genau das ist auch eine Stoßrichtung des Einsatzes in Potsdam, wo das zweite Fahrzeug im September erwartet wird. „Wir freuen uns darauf, wir werden es dann zweieinhalb Jahre testen“, bestätigte Stadtwerke–Sprecher Stefan Klotz. Ein ausdrückliches Ziel der Untersuchung unter Praxisbedingungen ist es nach Worten von Klotz, das Fahrzeug „in den Randzeiten“ – also am früheren Mogen oder am Abend – einzusetzen und Erfahrungen zu sammeln, „ob die Anwohner damit klarkommen“. Einen Unterschied zu Oberhavel gibt es. Dort ist es ein „Seitenlader“, der in den Dörfern und Städten die Mülltonnen am Straßenrand „greift“, nur mit einem Fahrer besetzt. In Potsdam wird es dagegen, wie andere Step-Fahrzeuge auch, ein „Hinterlader“ sein, „mit zwei, drei Mann an Bord“, wie Klotz sagt. Die Tonnen seien hier größer, und sie müssen ja anders als im ländlichen Raum oft von Bürgersteigen an parkenden Autos vorbei zum Entsorgungsfahrzeug bugsiert werden.
Präsentiert wurde noch eine „Weltneuheit“ der Neustädter Firma, ein Spezial-Anhänger, auf dem die bekannten Bauschutt-Container nicht mehr aufwendig mit Ketten fixiert und gehoben werden müssen. Aber das ist eine andere Geschichte.
HINTERGRUND
Die Zukunfstagentur Brandenburg (ZAB) ist die zentrale Wirtschaftsförderagentur das Landes. Sie wurde 2001 gegründet, und zwar unter dem damaligen Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß (CDU), damals als erste One-Stop-Agency in Deutschland, wie Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) bei einer Bilanz-Pressekonferenz in Potsdam hervorhob. In den zwölf Jahren hat die ZAB seither daran mitgewirkt, dass in Unternehmen über 40 000 Jobs geschaffen wurden, sie hat 1159 Firmen-Ansiedlungen betreut, 2928 Innovationsprojekte und 620 technologieorientierte Existenzgründungen beratend begleitet. (thm)
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